Dr. med. Heinrich (Henri) Schwab
- 11.12.1891, Hochfelden, heute Frankreich
- 03.12.1983, Le Rouret, Frankreich
- Mitglied seit 1931
- Geflohen 1940, USA
- Paris
- Facharzt für Innere Medizin, Spezialist für Ernährungsmedizin
Heinrich (später Henri und Henry) Naphtali Schwab wurde am 11.12.1891 in dem damals noch zu Deutschland gehörenden Hochfelden im Elsaß geboren. Sein Vater, Moritz Schwab, war Schulleiter in Straßburg und heiratete 1889 Clemence Levy. Henri Schwabs jüngere Schwester, Camille Laure, wurde 26.8.1890 geboren, seine ältere, Alice Marguerite, am 14.9.1893. Die Familie Schwab bekannte sich zur jüdischen Glaubensgemeinschaft.
Ausbildung und Wirkungsstätte:
Nach seinem Medizinstudium promovierte Henry Schwab im August 1914 in Deutschland. Im gleichen Jahr arbeitete er bereits an der Universitätsklinik in Straßburg. Später wurde er dort Chefarzt einer Medizinischen Klinik und leitete diese von 1918-1925. Er kooperierte eng mit dem jüdischen Internisten und Pathophysiologen Professor Leon Blum (1878-1930), der seit 1919 nach Ende des Ersten Weltkrieges und der Neustrukturierung der jetzt französischen Medizinischen Fakultät der Universität Strasbourg Direktor der Medizinischen Klinik B war und dem die klinischen und wissenschaftlichen Labore unterstanden. Blum war breit ausgebildet. Er hatte sich bei Carl Anton Ewald in Berlin und bei Fernand Widal in Paris fortgebildet und war anfänglich Assistent bei Bernhard Naunyn in Strassburg. Blums Forschungsschwerpunkt war der Diabetes mellitus. Er war der erste Europäer, der semiindustriell Insulin hergestellt hat, und Henri Schwab war der erste in Frankreich, der Insulin zur Therapie des Diabetes mellitus einsetzte. Blum publizierte 1923 gemeinsam mit Henri Schwab in La Presse Medicale den für Frankreich wegweisenden Beitrag Le traitement du diabète sucré par l’insuline. Im gleichen Jahr erscheinen weitere Fachartikel unter der gemeinsamen Autorenschaft Leon Blum und Henri Schwab.
1925 wechselte Henri Schwab als Spezialist für Ernährungsmedizin an das Krankenhaus Tenon in Paris. Ebenfalls in Paris, in der Rue Freycinet Nr. 8, eröffnete er eine eigene Praxis mit dem gleichen Schwerpunkt und war zudem als Assistent des Institutes für Pharmakologie der Universitätsklinik Paris angestellt. Seine 1924 in Strasbourg eröffnete Praxis betrieb er parallel weiter.
In den Jahren 1929 und 1930 veröffentlichte Dr. Schwab mehrere Beiträge in Fachzeitschriften. Für seine medizinischen Arbeiten erhielt er 1935 den französischen Orden „Chevalier de la légion d’honneur“.
Henry Schwabs Wohnung in Paris lag in unmittelbarer Nähe seiner Praxis, in der Rue Freycinet Nr. 17. Hier wohnte er für eine gewisse Zeit zusammen mit seiner Schwester Marguerite, bis diese 1934 zum zweiten Mal heiratete.
Nach 1933
Flucht 1940 über die Dominikanische Republik in die USA
Im Jahr 1940 flüchtete Henry Schwab über die Dominikanische Republik in die USA. Aus Ciudad Trujillio (Hauptstadt der D.R., seit 1961 Santo Domingo) gelangte er am 26.8.1940 mit dem Schiff „Borinquen“ nach New York. Dort wohnte er zunächst in der 40 East 45th Street und fand später eine Arbeit in einem Forschungslabor in der 229 East 49th Street.
Über die Dauer seines Aufenthalts und über seine Tätigkeit in den USA konnten bisher keine weiteren Dokumente gefunden werden. Jedoch blieben die Jahre im Exil eine begrenzte Zeit im Leben von Henry Schwab. Nach dem Zweiten Weltkrieg hält sich Henry Schwab 1947 erstmals wieder in Paris auf. 1949 übersiedelt er endgültig zurück nach Paris und praktiziert in seiner ehemaligen Praxis in der Rue Freycinet Nr. 8, die er neun Jahre zuvor verlassen musste.
In seinen letzten Lebensjahren bis zu seinem Tod im Alter von 92 Jahren lebte Henry Schwab in einem Altersheim in Le Rouret, einer kleinen Stadt in Südfrankreich in der Provence-Alpes-Côte D’Azur. Hier verstarb er am 3.12.1983.
Beitrag von
Dr. med. Marc Karliova, Berlin
Dr. med. Harro Jenss, Worpswede
Quellen und Literatur
zu den Quellen






