Dr. med. Herbert Kahn
- 16.02.1894, Karlsruhe
- 15.04.1978, San Diego, Kalifornien, USA
- Mitglied seit 1926
- Geflohen 1939, USA
- Karlsruhe
- Facharzt für Innere Medizin
Herbert Kahn wuchs als Sohn des Kaufmanns Albert Kahn und Amalie Kahn, geb. Hirschler in Karlsruhe auf. Die Familie bekannte sich zur jüdischen Glaubensgemeinschaft.
Kahns Geburtsurkunde weist einen Vermerk des Standesbeamten vom 12. Mai 1939 auf, dass er nach der Verordnung vom 17. August 1938 als zweiten Vornamen Israel angenommen habe. Darunter findet sich als weiterer Zusatz vom 28. März 1947, dass dieser Vermerk auf Grund des Erlasses vom 15. November 1945 gestrichen wird.
Über Herbert Kahns Jugend und Schulzeit ist wenig bekannt. Er diente als Einjähriger Freiwilliger vom 1. Oktober 1912 bis zum 1.April 1913 in einem Infanterieregiment. Im 1. Weltkrieg war er Sanitätsunteroffizier tätig, wurde am Ellbogen verletzt und in das Reservelazarett Pforzheim versetzt. Zur Ablegung der ärztlichen Vorprüfung am 27.2.1917 erfolgte eine Beurlaubung.
Die ärztliche Approbation erhielt er 1920. Im Verzeichnis der medizinischen Dissertationen der Frankfurter Universität ist Kahn mit der Arbeit „Untersuchungen über den Phosphorsäuregehalt des Herzmuskels bei Menschen und Tieren“ 1921 vermerkt.
Ausbildung und Wirkungsstätte
Seine internistische Ausbildung erhielt Herbert Kahn in der Medizinischen Klinik von Leopold Lichtwitz am Städtischen Krankenhaus Hamburg Altona. Leopold Lichtwitz war später Mitglied des Vorstandes der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin (DGIM) und designierter Vorsitzender des Wiesbadener Kongresses 1933. Als Jude wurde er abgesetzt und floh im März 1933 über die Schweiz in die USA.
Während der Zeit in Altona forschte und publizierte Kahn über den Nachweis von Albumin bei verschiedensten Erkrankungen. Es entstanden mehrere Publikationen, die seinen Ruf als Experte im Bereich der Krebserkennung begründeten.
Nach seiner Niederlassung am 17.9.1924 in Karlsruhe setzte er seine Forschungen in Zusammenarbeit mit dem chemisch-organischen Institut der Technische Hochschule in Karlsruhe (Direktor: Prof. Dr. St. Goldschmid) fort und publizierte 1930 die Arbeit „Chemische Grundlagen und Klinische Bedeutung der Eiweissdifferenzierung im Blutserum“.
In einem Schreiben 1959 an das Landgericht Karlsruhe im Rahmen eines Entschädigungs-Verfahrens schreibt sein Rechtsanwalt: „Er [Herbert Kahn] war im Vorstand der badischen Gesellschaft für Krebsbekämpfung. Die deutsche Nothilfe hatte ihm das Geld zur Verfügung gestellt, um einen Assistenten (Chemiker) in einem chemischen Institut unter seiner Leitung Untersuchungen über Krebsprobleme anzustellen. Es arbeitete für ihn zunächst Dr. Chosi Strauss, danach Dr. Littmann. Als 1933 diese Assistenten wegen ihrer rassischen Zugehörigkeit nicht mehr an der technischen Hochschule tätig sein durften, wurde trotzdem wegen der Bedeutung dieser Forschungstätigkeit dem Kläger ein Techniker zur Verfügung gestellt……. Im Jahre 1933 hat der Kläger in Madrid zwei Vorträge auf dem internationalen Kongress über Krebsbekämpfung gehalten und zwar einen über die Serum-Diagnosis und den anderen über die Ablagerung radioaktivem Wismut in bösartigen Geschwülsten……….war also ein Spezialist und für Krebsbehandlung international bekannt.“
Nach 1933
Neben dem Entzug der Kassenzulassung 1933 trifft es Herbert Kahns Privatpraxis ebenso hart, da der Hauptteil seiner Patienten aus Beamten bestanden hatte. Sein Einkommen ist ab 1933 deutlich eingeschränkt.
Nach dem Entzug der Approbation am 30.9.1938 schließt er seine (Privat)praxis und begibt sich auf Reisen, um die Flucht aus Deutschland vorzubereiten.
Seine Schwester war bereits im November 1938 mit ihrem Mann und Sohn in die USA geflohen. Herbert Kahn erhält ein Visum für die USA und gelangt über die Schweiz und England in die USA: er erreicht mit der SS Washington am 15. April 1939 New York und reist weiter zu seiner Schwester nach Indianapolis.
Kahn ist zunächst an der Universität Chicago im Institut für Biochemie tätig, später in einer Klinik und ab 1948 in eigener Arztpraxis in Chicago. Die amerikanische Staatsbürgerschaft erhielt er am 9.12.1943.
Die 1904 in Polen geborene Debora Monheit, geschiedene Rosenberger war Ende 1936/ Anfang 1937 in die USA emigriert und wurde am 28.1.1942 amerikanische Staatsbürgerin. Am 27.11. 1942 heiraten Herbert Kahn und Debora Monheit, die Ehe blieb kinderlos.
Die letzten Jahre seines Lebens verbrachten er und seine Frau in San Diego, Kalifornien. Dort starb Herbert Kahn am 15.4.1978 84-jährig. Seine Frau Debora starb am 18.11.1986.
Beitrag:
Dr. med. Cornelie Haag, Dresden
Dr. med. Harro Jenss, Worpswede
Quellen:
Generallandesarchiv Karlsruhe Bestand 330 Nr 580 und 480 Nr 9624,1-3
Reichsmedizinalkalender 1937
Bundesarchiv, Reichsarztregister, BArch R 9347/2018200322
Weblinks
www.familysearch.org