Eine Erinnerungsarbeit der Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten
In Erinnerung an

Dr. med.
Hermann Simon
1877 - 1942

Passbild 1940. Quelle: Nationalarchiv Prag
Passbild 1940. Quelle: Nationalarchiv Prag

Mitglied seit 1929

Niederlassung in Karlsbad

Flucht nach Argentinien

Auszug aus Ärzteliste Karlsbad 1909. Quelle: Curliste Karlsbad
Auszug aus Ärzteliste Karlsbad 1909. Quelle: Curliste Karlsbad
Simons Praxis unter kommissarischer Leitung 1938. Quelle Staatliches Bezriksarchiv Karlovy Vary Inv. Nr. 6922, Karton 3637
Simons Praxis unter kommissarischer Leitung 1938. Quelle Staatliches Bezriksarchiv Karlovy Vary Inv. Nr. 6922, Karton 3637
Passantrag. Quelle: Nationalarchiv Prag
Passantrag. Quelle: Nationalarchiv Prag

Dr. med. Hermann Simon

  • 1‌9‌.‌0‌3‌.‌1‌8‌7‌7‌, Marienbad, heute Mariánské Lázně, Tschechien
  • 1‌8‌.‌0‌5‌.‌1‌9‌4‌2‌, Buenes Aires
  • Mitglied seit 1929
  • Karlsbad
  • praktischer Arzt

Hermann Simon wurde als 3. der 4 Kinder des Kaufmanns Salomon Simon und Charlotte, geb. Altschul in Marienbad, heute Mariánské Lázně, Tschechien, geboren.  1887 zog die Familie nach Wien,  Hermann Simon besuchte das Akademische Gymnasium in Wien, das er mit der Matura am 5.10.1895 abschloss. Ab dem Wintersemester 1895 studierte er Medizin an der Universität Wien, seine Examina legte er am 9.7.1900, 13.7.1901 und 12.3.1902 ab und wurde am 22.3.1902 promoviert.

 

Ausbildung und Wirkungsstätte

Hermann Simon erhielt seine klinische Ausbildung in der 1. medizinischen Abteilung des k.k. allg. Krankenhaus Wien unter Prof. Pal, Prof. Kovac und Prof. Ortner. Er war auch Assistent in der chirurgischen Abteilung unter Prof. Moseig von Moorhof und in der gynäkologischen Abteilung unter Prof. Schauta.

1914 heiratet er Marianne Neuhöfer. Der Sohn Robert Franz wird am 23.1.1915 geboren. 1909 wird Hermann Simon im alphabethischen Verzeichnis der in Karlsbad praktizierenden Kurärzte aufgeführt mit einer Ordination „Golde Krone“ in der Strasse Alte Wiese. 1916 eröffnet er zusammen mit Dr. Eugen Erenyi die diätetische Heilanstalt „Esplanade“.

Auszug aus Ärzteliste Karlsbad 1909. Quelle: Curliste Karlsbad
Auszug aus Ärzteliste Karlsbad 1909. Quelle: Curliste Karlsbad
Genehmigung der diätetischen Heilanstalt Karlsbad 1916 Quelle: Staatliches Bezriksarchiv Karlovy Vary Inv. Nr 6936 Karton 3808
Genehmigung der diätetischen Heilanstalt Karlsbad 1916 Quelle: Staatliches Bezriksarchiv Karlovy Vary Inv. Nr 6936 Karton 3808

Karlsbad ist Ende des 19. Jahrhunderts und Anfang des 20. Jahrhunderts ein sehr bekanntes Kurbad mit einem hohen Anteil an internationalen Gästen. Die Statistik von 1912 listet 17871 Kurgäste aus Europa außerhalb Österreichs, Ungarn, Bosnien, Herzegowina und Deutschland auf, 3463 aus Amerika. Es gibt zahlreiche Konsulate, Hermann Simon ist argentinischer Vice-Konsul.

Verzeichnis der Konsulate In Karlsbad 1938. Quelle: Staatliches Bezriksarchiv Karlovy Vary Inv. Nr.6787 Karton 2707
Verzeichnis der Konsulate In Karlsbad 1938. Quelle: Staatliches Bezriksarchiv Karlovy Vary Inv. Nr.6787 Karton 2707

Im Oktober 1925 reist er mit dem Schiff Cap Norte nach Bilbao, möglicherweise auch weiter nach Buenes Aires. 1934 reist er über Southampton nach New York. Der Grund dieser Reise ist nicht bekannt. In der Passagierliste wird er als argentinischer Konsul geführt, mit weiterhin Residenz in Deutschland.

 

Nach 1933

Mit dem Münchner Abkommen im Oktober 1938 wurde die Tscheslowakei gezwungen, das Sudentenland an das Deutsche Reich abzutreten. In der Folge unterlagen die jüdischen Ärzte den im Deutschen Reich seit 1933 geltenden Bestimmungen für Jüdinnen und Juden. Am 28.11.1938 wurde seine Ordination kommissarisch einem Rechtsanwalt unterstellt.

Simons Praxis unter kommissarischer Leitung 1938. Quelle Staatliches Bezriksarchiv Karlovy Vary Inv. Nr. 6922, Karton 3637
Simons Praxis unter kommissarischer Leitung 1938. Quelle Staatliches Bezriksarchiv Karlovy Vary Inv. Nr. 6922, Karton 3637

Simon selbst floh nach Prag und wohnte dort in der Schwerinstrasse im XII. Prager Bezirk. Für die Verwaltung dort und für die Beantragung eines Passes benötigte er eine Bescheinigung des Oberbürgermeisteramts Karlsbad, die er am 16.1.1939 beantragte. Laut den Akten der Polizeihauptquartier II Prag konnte er nach Argentinien fliehen.

Passantrag. Quelle: Nationalarchiv Prag
Passantrag. Quelle: Nationalarchiv Prag

Er verstirbt dort am 18.5.1942, die näheren Umstände seines Lebens und Todes sind nicht bekannt.

1943 wird ihm die deutsche Staatsbürgerschaft entzogen und das Vermögen konfisziert.

Einzug des Vermögens. Quelle: USHMM Washington
Einzug des Vermögens. Quelle: USHMM Washington
Danksagung

Dank an:

Mgr. Monika Václavíková Deputy of PhDr. Zdeňka Kokošková Head of Department National Archives, Prag.
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Staatsarchiv Karlovy Vary, Tschechien.
Dr. Ulrike Denk, Universitätsarchiv Wien
Christine Kobler M.A., Bayerisches Hauptstaatsarchiv, München

Ohne die große Hilfe aus diesen Archiven wäre diese Biographie nicht möglich gewesen.

 

 

Beitrag von Dr. med. Cornelie Haag, Dresden. Stand 28.2.2025

 

 

 

 


Quellen und Literatur
zu den Quellen
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Quellen/Literatur/Weblinks

Biografie von Dr. med. Hermann Simon

Quellen

Universitätsarchiv Wien

Staatsarchiv Hamburg; Hamburg, Deutschland; Hamburger Passagierlisten; Volume: 373-7 I, VIII A 1 Band 329; Page: 2561; Microfilm No.: K_1864

The National Archives in Washington, DC; Washington, DC, USA; Passenger and Crew Lists of Vessels Arriving at New York, New York, 1897-1957; Microfilm Serial or NAID: T715; RG Title: Records of the Immigration and Naturalization Service, 1787-2004; RG: 85

Archival collections Police Headquarters Prague II. – Civil Register and the Police Headquarters Prague II. – General Register (time period 1941 1950, signature S 2075/21, box 10179)

Státní okresní archiv Karlovy Vary Staatliches Bezirksarchiv Karlsbad, Tschechien:
inv. č. 6787, karton 2707
inv. č. 6922, karton 3637
inv. č. 6936, karton 3808
inv. č. 6924, karton 3642.

Reichsanzeiger, August 12, 1943, b-118

United States Holocaust Memorial Museum, Washington, USA (USHMM)

Bayerisches Hauptstaatsarchiv, München, Entschädigungsakte Hermann Simon, LEA_61145_0014

 

Weblinks

ANNO, Curliste Karlsbad, 1909bl02

www.myheritage.de

www.ancestry.de

Tschechoslowakien, ausgewählte jüdische Holocaust-Aufzeichnungen, 1938-1945 (USHMM)