Prof. Dr. med. Maximilian Weinberger
- 04.06.1875, Schaffa / Šavov bei Znaim, Österreich, heute Tschechien
- 14.12.1954, Chicago, IUSA
- Mitglied seit 1925
- Geflohen 1941, USA
- Wien
- Facharzt für Innere Medizin
Maximilian Weinberger wuchs in einer jüdischen Familie in Schaffa auf. Sein Vater war Alois Weinberger (geb. 12.11.1847), seine Mutter Julia Weinberger, geb. Sinaiberger (geb. 12.10 1857), die am 09.08.1874 in Eibenschitz, Mähren (heute Ivančice, Tschechien) heirateten.
Nach der Matura am Staatsgymnasium in Znaim, Mähren 1892 studierte
Weinberger an der Medizinischen Fakultät der Universität Wien. Das Studium schloss er mit dem Staatsexamen und der Promotion am 21. 12.1898 ab.
Ausbildung und Wirkungsstätte
1898/1899 begann M. Weinberger seine klinische Ausbildung als Aspirant im Allgemeinen Krankenhaus in Wien, dem Zentrum der Wiener Medizinischen Schule, in den Abteilungen und Kliniken für Hautkrankheiten, Ohrenkrankheiten und Syphilis sowie an der III. Medizinischen Universitätsklinik. An dieser Klinik arbeitete er von 1900 – 1909 als Assistenzarzt bei Leopold Schrötter von Kristelli. Die wisssenschaftlichen Schwerpunkte seiner Arbeit lagen auf den Gebieten der Radiographie der Brustorgane und der Erkrankungen der Atmungsorgane.
1909 wurde M. Weinberger zum Privatdozenten für Innere Medizin habilitiert.
Von 1909 – 1932 war er Primararzt und Vorstand der Medizinischen Abteilung an der Krankenanstalt Rudolfstiftung (auch Rudolfspital genannt) und anschließend von 1932 – 1938 an der IV. Medizinischen Abteilung des Wiener Allgemeinen Krankenhauses. 1921 erfolgte die Ernennung zum a.o. Professor an der Universität Wien.
Nach 1933
Im Nationalsozialismus und nach dem „Anschluss“ Österreichs an das Deutsche Reich wurde Maximilian Weinberger aus rassistischen Gründen verfolgt.
Am 22. April 1938 wurde er seines Amtes enthoben (die „Venia legendi“ widerrufen) und von der Universität Wien vertrieben.
„Weinberger hatte 1938 in der Würffelgasse im 15. Bezirk gelebt, war von dort aber im September 1939 mit seiner Ehefrau in den vierten Bezirk in die Brucknerstraße 4 übergesiedelt. Dieser Umzug erfolgte wahrscheinlich nicht freiwillig. Dass an dieser Adresse im September 1939 insgesamt 17 jüdische Personen wohnten, lässt vermuten, dass sich diese auf Geheiß der Behörden eine sogenannte „Sammelwohnung“ teilen mussten. Weinberger hatte jedoch Glück, erhielt ein Affidavit und konnte Europa trotz Beginn des Zweiten Weltkriegs noch rechtzeitig verlassen.“ (vgl. „Die jüdische Wieden“)
Am 26. Mai 1941 meldete sich Maximilian Weinberger gemeinsam mit seiner Ehefrau aus Wien ab. Am 10.06.1941 flüchteten sie auf der SS Mouzinho zusammen mit Hermine Weinbergers 87-jährigen Mutter, Bertha Schereschewsky, und 700 weiteren Passagieren aus allen Teilen Europas, darunter 130 Kinder, von Lissabon in die USA. Am 19.06.1941 erreichten sie New York.
In New York City erhielt er die Lizenz zur Praxisausübung im Staate New York. In den nachfolgenden Jahren lebten sie in Chicago, Illinois. Dort starb Maximilian Weinberger 79-jährig im Dezember 1954. Seine Grabstätte ist bisher unbekannt.
„ Er fand keinen Anschluss mehr und lebte in voller Zurückgezogenheit und fast abgeschlossen von der Umwelt. … Unstillbare Sehnsucht nach seiner Heimat und seinem alten Wirkungskreis hat seinen Lebensabend verdüstert und den früher so lebhaften und geistig regsamen Mann in stille und leidvolle Zurückgezogenheit getrieben.“ (aus dem Nachruf des früheren Kollegen und Chirurgen W. Denk)
Die Schwester Weinbergers, Paula Fischer, wurde am 27.5.1942 mit Transport 23, Zug Da 204 von Wien in das von deutschen Truppen besetze Weissrussland deportiert und am 1.6.1942 in Maly Trostenets ermordet. Mindestens 7 Mitbewohner aus der Brucknergasse wurden ebenfalls deportiert und ermordet.
Beitrag von Univ.-Prof. (i.R.) Dr. med. Michael Gregor, Tübingen und Dr. med. Harro Jenss, Worpswede.
Literatur:
Fischer I. Biographisches Lexikon der hervorragenden Ärzte der letzten fünfzig Jahre. Band 2, Berlin-Wien: Urban & Schwarzenberg 1933, S. 1658
Kürschners Deutscher Gelehrten-Kalender 1935, hg. von Dr. Gerhard Lüdtke. Fünfte Ausgabe. Berlin und Leipzig: Walter de Gruyter & Co., Spalte 1507
Bauer-Merinsky J: Die Auswirkungen der Annexion Österreichs durch das Deutsche Reich auf die medizinische Fakultät der Universität Wien im Jahre 1938: Biographien entlassener Professoren und Dozenten. Wien: Diss., 1980, S. 281 -283
Denk W. Nachruf auf Maximilian Weinberger. Wiener klinische Wochenschrift 1954; 66 (54), S. 874
Weblinks
Universitätsbibliothek Medizinische Universität Wien/van Swieten Blog (https://ub.meduniwien.ac.at/blog/?p=608)
Matthias Kamleitner in „Die jüdische Wieden“ (http://www.juedischewieden.at/maximilian-weinberger/)
Gedenkbuch für die Opfer des Nationalsozialismus an der Universität Wien 1938 . (https://gedenkbuch.univie.ac.at/page/1/person/maximilian-weinberger)
https://collections.yadvashem.org/en/names/4913657
The Jewish Telegraphic Agency – Archiv, Daily Bulletin 12. Juni 1941 (https://www.jta.org/archive/ship-with-700-refugees-including-130-children-leaves-lisbon-for-new-york)