Eine Erinnerungsarbeit der Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten
In Erinnerung an

Dr. med.
Siegfried Jonas
1874 - 1954

Siegfried Jonas. Fotograf: Robert Thiele, Wien 1905
© Josephinum – Ethik, Sammlungen und Geschichte der Medizin, MedUni Wien
Siegfried Jonas. Fotograf: Robert Thiele, Wien 1905 © Josephinum – Ethik, Sammlungen und Geschichte der Medizin, MedUni Wien

Mitglied seit 1926

Spezialisierung Magen-und Darmkranheiten

vorübergehende Tätigkeit in einem Forschungslabor in New York

Holzknecht, Guido, Jonas, Siegfried; Buch, Verlag Moritz Perles, 1908.  Kopie Titelblatt Arch. M. Gregor
Holzknecht, Guido, Jonas, Siegfried; Buch, Verlag Moritz Perles, 1908. Kopie Titelblatt Arch. M. Gregor
The Review of Gastroenterology: 1942, 9: 308-312
The Review of Gastroenterology: 1942, 9: 308-312

Dr. med. Siegfried Jonas

  • 3‌1‌.‌0‌5‌.‌1‌8‌7‌4‌, Wien
  • 0‌8‌.‌0‌2‌.‌1‌9‌5‌4‌, New Jersey, USA
  • Mitglied seit 1926
  • Geflohen 1940, USA
  • Wien
  • Facharzt für Innere Medizin

Siegfried Jonas wuchs in einer jüdischen Familie in Wien auf. Sein Vater war der in Budapest geborene Großhändler Ignaz Jonas (1842-1916), seine Mutter Jeanette („Jenny“) Jonas, geb. Heitner (1855-1938).

Nach der Matura am Staatsgymnasium in Wien Leopoldstadt studierte S. Jonas Medizin an der Universität Wien. Das Studium schloss er mit dem Staatsexamen und der Promotion 1900 ab. 1906 heiratete er Nina Fuchs, geb. 15.5.1882. 1907 wurde die Tochter Susanne, 1908 der Sohn Hans Georg geboren.

 

Ausbildung und Wirkungsstätte

Nach dem Studium eröffnete er eine private Arztpraxis in Wien.

Zwischen 1904 und 1910 arbeitete er als Assistenzarzt an der Abteilung der Wiener Allgemeinen Poliklinik bei Professor Leopold Oser (1839-1910). Ein Schwerpunkt der klinischen Arbeit von L. Oser waren die Erkrankungen des Magen-Darm-Traktes. Ein wesentlicher Beitrag seiner Arbeit war die Einführung einer flexiblen Magensonde („Oser’scher Magenschlauch“) für die Untersuchung des Magens 1875 in Wien, anstelle des 1867 von Kussmaul zuvor verwendeten starren Rohrs. Eine solche weiche Gummi-Magensonde hatte C.A. Ewald 1874 in Berlin eingeführt.

Jonas spezialisierte sich während seiner weiteren Ausbildung im Gebiet der Magen- und Darmerkrankungen. Er arbeitete am Laboratorium für radiologische Diagnostik und Therapie im AKH Wien mit dem Radiologen Guido Holzknecht (1872-1931) zusammen.

Holzknecht, Guido, Jonas, Siegfried; Buch, Verlag Moritz Perles, 1908.  Kopie Titelblatt Arch. M. Gregor
Holzknecht, Guido, Jonas, Siegfried; Buch, Verlag Moritz Perles, 1908. Kopie Titelblatt Arch. M. Gregor

Von 1920 bis 1924 war er als Primarius und Vorstand des Ambulatoriums für Magen- und Darmkrankheiten am Brigitta-Spital in Wien tätig.

Archiv für Verdauungs-Krankheiten: 1912, Band XVIII., S. 308-316. Sonderdruck Archiv M. Gregor
Archiv für Verdauungs-Krankheiten: 1912, Band XVIII., S. 308-316. Sonderdruck Archiv M. Gregor

 

Nach 1933

Nach dem Einmarsch der Deutschen Wehrmacht und dem „Anschluss“ Österreichs an das Deutsche Reich wurde Siegfried Jonas und seine Familie wegen ihrer jüdischen Herkunft verfolgt. Jonas und seine Ehefrau Nina flüchteten im Sommer 1939 nach England. Am 01. März 1940 gelangten sie mit der SS Samaria von Liverpool nach New York, wo sie sich in New Jersey niederließen. 1945 erhielten sie die US-Staatsbürgerschaft.

Nina Jonas, Quelle: US-Einbürgerungsantrag Mai 1940.
Nina Jonas, Quelle: US-Einbürgerungsantrag Mai 1940.

Der 66-jährige Siegfried Jonas fand eine vorübergehende Beschäftigung im Research Department am New Amsterdam Hospital, New York City, heute New Amsterdam Medical Center.

The Review of Gastroenterology: 1942, 9: 308-312
The Review of Gastroenterology: 1942, 9: 308-312

Ihre Tochter Susanne war bereits 1938 mit ihrem Ehemann, dem Pianisten, Komponisten und Dirigenten Arthur Kleiner, nach New York/USA emigriert. 1940 lebten Siegfried und Nina Jonas gemeinsam mit ihrer Tochter und ihrem Schwiegersohn in der Wohnung 614 West 152 St, Assembly District 22, New York City, New York. Arthur Kleiner war von 1939-1967 Musikdirektor der Filmabteilung des Museum of Modern Art in New York und von 1968 bis zu seinem Tode 1980 am Walker Art Centre in Minneapolis. Der Sohn Hans Georg Jonas flüchtete 1938 nach Tel Aviv, Palästina.

Susanne Kleiner, geb. Jonas; Quelle: Einbürgerungsantrag 1939.
Susanne Kleiner, geb. Jonas; Quelle: Einbürgerungsantrag 1939.

Siegfried Jonas verstarb 79-jährig 1954 in New Jersey. Er wurde auf dem Cedar Park Cemetry, Paramus, Bergen County, New Jersey begraben, ebenso wie seine Ehefrau Nina 1972. Ihre Grabstätten sind erhalten.

Grabstellen Siegfried und Nina Jonas, Cedar Park Cemetry, Paramus, Bergen County, New Jersey. Quelle: www.findagrave
Grabstellen Siegfried und Nina Jonas, Cedar Park Cemetry, Paramus, Bergen County, New Jersey. Quelle: www.findagrave

Eigene Publikationen (Auswahl)

  1. Die radiologische Diagnostik der intra- und extraventrikulären Tumoren: und ihre spezielle Verwertung zur Frühdiagnose des Magencarcinoms. Holzknecht, Guido, Jonas, Siegfried; Buch, Verlag Moritz Perles, Wien, 1908
  2. Über das Anfangsstadium der infrapapillären Duodenalstenose. Archiv für Verdauungs-Krankheiten: 1912, Band XVIII., S. 308-316
  3. Early Diagnosis of Cancer of the Stomach. The Review in Gastroenterology: 1942, 9: 308-312

Beitrag von Univ.-Prof. (i.R.) Dr. med. Michael Gregor, Tübingen

 

Literatur

Fischer I. Biographisches Lexikon der hervorragenden Ärzte der letzten fünfzig Jahre. Band 1 . Berlin, Wien: Urban & Schwarzenberg 1932, S. 718

Voswinckel P ( Hg. ) Biographisches Lexikon der hervorragenden Ärzte der letzten fünfzig Jahre von Isidor Fischer. Bände II-IV. Nachträge und Ergänzungen. Hildesheim-Zürich-New York: Georg Olms Verlag 2002, S. 736

Die Auswirkungen der Annexion Österreichs durch das Deutsche Reich auf die Medizinische Fakultät der Universität Wien im Jahre 1938 ; Bauer-Merinsky, Judith, Wien, 1980, S. 36- 37

Weblinks

Universitätsbibliothek Medizinische Universität Wien/van Swieten Blog (https://ub.meduniwien.ac.at/blog/?p=42738)

MyHeritage (Genealogie-Plattform; https://www.myheritage.de)