Eine Erinnerungsarbeit der Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten
In Erinnerung an

Dr. med
Ernst Georg Wilhelm Hoffstaedt
1895 - 1980

Dissertationsschrift Titelblatt 1920
Dissertationsschrift Titelblatt 1920

Mitglied seit 1929

Promotion bei Alfred Grotjahn.
Ausbildung und Praxis in Berlin.

Flucht nach England

Reichsmedizinalkalender 1937
Reichsmedizinalkalender 1937
Internierung und Entlassung als Enemy Alien in England 1941
Internierung und Entlassung als Enemy Alien in England 1941
Arztregister England 1942
Arztregister England 1942

Dr. med Ernst Georg Wilhelm Hoffstaedt

  • 0‌6‌.‌1‌1‌.‌1‌8‌9‌5‌, Berlin
  • 0‌3‌.‌0‌3‌.‌1‌9‌8‌0‌, Heddon on the Wall, England
  • Mitglied seit 1929
  • Geflohen 1939, England
  • Berlin
  • Facharzt für Innere Medizin

„Verfasser der Arbeit, Ernst Georg Wilhelm Hoffstaedt, Sohn des Justizrates Wilhelm Hoffstaedt und seiner Frau Käte geb. Cohn, wurde am 6. November 1895 zu Berlin geboren“, so schreibt es Ernst Hoffstaedt in seiner Dissertationsschrift  „Tuberkulose und Schwangerschaft“.  Nach der Reifeprüfung 1913 am Friedrich-Wilhelm-Gymnasium studierte er Medizin in Berlin und Heidelberg. Im August 1914 trat er als Kriegsfreiwilliger ins Heer ein, wurde  beurlaubt zur Fortsetzung seines Studiums und bestand im April 1918 in Berlin die ärztliche Vorprüfung und 1920 die ärztliche Staatsprüfung.  Seine Approbation erhielt er am 14.8.1920. Er wurde an der  Friedrich Wilhelms- Universität zu Berlin bei Alfred Grotjahn, dem ersten Lehrstuhlinhaber für Soziale Hygiene, am 11.12.1920 promoviert.

 

Ausbildung und Wirkungsstätte

Seine klinische Ausbildung erhielt er in der II. Inneren Abteilung des Auguste Victoria-Krankenhauses zu Berlin-Schöneberg (Dirig. Arzt: Prof Dr. F. Glaser), seit dem 1.10.1926 ist er Facharzt für Innere Medizin.  Hoffstaedt publizierte in den 20er Jahren mehrere Artikel u.a. über Tuberkulose, Hitzeanwendung, EKG, aber auch über den kriminellen Abort in der Zeitschrift für die gesamte Strafrechtswissenschaft.

Publikation Klinische Wochenschrift 1924
Publikation Klinische Wochenschrift 1924
Publikation in der Zeitschrift für die gesamte Strafrechtswissenschaft 1921
Publikation in der Zeitschrift für die gesamte Strafrechtswissenschaft 1921

Ab Ende der 20er Jahre praktiziert er als Facharzt für Innere Medizin in Berlin in der Innsbruckerstrasse 5.

Berliner Klinik 1928
Berliner Klinik 1928
Reichsmedizinalkalender 1937
Reichsmedizinalkalender 1937

 

Nach 1933

Frühzeitig war Ernst Hoffstaedt den antijüdischen Maßnahmen durch die Nationalsozialisten ausgesetzt. Im Reichsmedizinalkalender ist er 1937 noch aufgeführt, gekennzeichnet als Jude mit einem Doppelpunkt vor seinem Namen. Er verlor seine Kassenzulassung.  Am 30.9.1938 wurde ihm die Approbation entzogen.

Ernst Hoffstaedt floh zusammen mit seiner Ehefrau Martha, geb. Köhne (1897 bis 1980) nach England. Er war vorübergehend als enemy alien interniert und wurde am 16.4.1941 entlassen. Seine Aufnahme in das Ärzteregister in England erfolgte am 18.7.1941. Zunächst wohnt er in London, dann in Doncaster und ab 1946 in Wolsingham, Durham, in der Nähe von Newcastle.

Register 1939 England und Wales Ausschnitt
Register 1939 England und Wales Ausschnitt
Internierung und Entlassung als Enemy Alien in England 1941
Internierung und Entlassung als Enemy Alien in England 1941
Arztregister England 1942
Arztregister England 1942

Als Clinical Tuberculosis Officer in Doncaster publiziert er 1945 und in den Folgejahren wieder über Tuberkulose. Im Holywood Hall Sanatorium in Wolsingham arbeitet er als Assistant Physician und dann als Consultant Chest Physician. Zahlreiche Publikationen und Kommentare in den medizinischen Zeitschriften zeigen seinen klinischen Schwerpunkt Tuberkulose. In seinen letzten Berufsjahren beteiligte er sich aktiv an Anti-Raucherkampanien.

Publikation im Lancet 9. 12.1950
Publikation im Lancet 9. 12.1950

Nach Beendigung seiner beruflichen Tätigkeit wohnen er und seine Frau weiterhin in der Nähe von Newcastle in Heddon on the Wall. Am 3.3. 1980 begeht er im Alter von 84 Jahren zusammen mit seiner Frau Selbstmord.

Seine Mutter Käte (Katherina) Hoffstaedt, geb Cohn, starb am 7.2.1943 im Ghetto Theresienstadt. Seine Schwester Meta Badt beging am 14.8.1942 in Berlin Selbstmord. Sie ist auf dem jüdischen Friedhof in Berlin-Weissensee begraben. Sein Schwager Heinrich Alfred Badt und seine Nichte Lieselotte Badt wurden im KZ Ausschwitz ermordet.

Sein Neffe Ernst Theodor Badt-Hoffstaedt, geb. 1920, überlebte den Holocaust und starb 2010 auf den Kanarischen Inseln.

Eigene Publikationen (Auswahl)

  1. 1. Hoffstaedt, Ernst. (1921). Der kriminelle Abort. Seine medizinische und sozialhygienische Bedeutung. Zeitschrift für die gesamte Strafrechtswissenschaft. 10.1515/zstw.1921.42.1.767.
  2. 2. Hoffstaedt, Ernst. (1927). Grundsätzliches zur Tuberkulosebehandlung. Deutsche Medizinische Wochenschrift - DEUT MED WOCHENSCHR. 53. 995-997. 10.1055/s-0028-1165357.
  3. 3. Hoffstaedt, Ernst (1928) Die Organneurose im Lichte neurer Anschauungen. Berliner Klinik, Heft 188, April 1928. Verlag: Fischers med. Buchhandlung H.Kornfeld, Berlin W62
  4. 4. Hoffstaedt E. G. (1947). Mass radiography in the early diagnosis of chest disease. Lancet (London, England), 2(6487), 955–958
  5. 5. Hoffstaedt E. G. (1951). Subdiaphragmatic haematocele due to pneumoperitoneum. Thorax, 6(3), 310–315

Beitrag: Dr. med. Cornelie Haag, Dresden

 

Quellen:

Bundesarchiv, Reichsarztregister, BArch R 9347/8108202198

Newcastle Journal 5.3.1980

Literatur:

Schwoch R [ Hg.]. Berliner jüdische Kassenaerzte und ihr Schicksal im Nationalsozialismus. Ein Gedenkbuch. Berlin: Hentrich & Hentrich Verlag 2009, S. 372/3

Weblinks:

Deutsche Biographie – Grotjahn, Alfred (deutsche-biographie.de) (25.1.2024)

Gedenkbuch Bundesarchiv: Gedenkbuch – Suche im Gedenkbuch (bundesarchiv.de) (25.1.2024)

Ernst Theodor Badt Hoffstaedt – Ereignisse (ancestry.de) (25.1.2024)

Ancestry.de – UK Medical Registers, 1859-1959   (25.1.2024)

Geni – Ernst Georg Wilhelm Hoffstaedt (1895-1980)- Newcastle Upon Tyne (26.1.2024)

 


Quellen und Literatur
zu den Quellen