Dr. med. Ernst Georg Wilhelm Hoffstaedt
- 06.11.1895, Berlin
- 03.03.1980, Heddon on the Wall, England
- Mitglied seit 1929
- Geflohen 1939, England
- Berlin
- Facharzt für Innere Medizin
„Verfasser der Arbeit, Ernst Georg Wilhelm Hoffstaedt, Sohn des Justizrates Wilhelm Hoffstaedt und seiner Frau Käte geb. Cohn, wurde am 6. November 1895 zu Berlin geboren“, so schreibt es Ernst Hoffstaedt in seiner Dissertationsschrift „Tuberkulose und Schwangerschaft“. Nach der Reifeprüfung 1913 am Friedrich-Wilhelm-Gymnasium studierte er Medizin in Berlin und Heidelberg. Im August 1914 trat er als Kriegsfreiwilliger ins Heer ein, wurde beurlaubt zur Fortsetzung seines Studiums und bestand im April 1918 in Berlin die ärztliche Vorprüfung und 1920 die ärztliche Staatsprüfung. Seine Approbation erhielt er am 14.8.1920. Er wurde an der Friedrich Wilhelms- Universität zu Berlin bei Alfred Grotjahn, dem ersten Lehrstuhlinhaber für Soziale Hygiene, am 11.12.1920 promoviert.
Ausbildung und Wirkungsstätte
Seine klinische Ausbildung erhielt er in der II. Inneren Abteilung des Auguste Victoria-Krankenhauses zu Berlin-Schöneberg (Dirig. Arzt: Prof Dr. F. Glaser), seit dem 1.10.1926 ist er Facharzt für Innere Medizin. Hoffstaedt publizierte in den 20er Jahren mehrere Artikel u.a. über Tuberkulose, Hitzeanwendung, EKG, aber auch über den kriminellen Abort in der Zeitschrift für die gesamte Strafrechtswissenschaft.
Ab Ende der 20er Jahre praktiziert er als Facharzt für Innere Medizin in Berlin in der Innsbruckerstrasse 5.
Nach 1933
Frühzeitig war Ernst Hoffstaedt den antijüdischen Maßnahmen durch die Nationalsozialisten ausgesetzt. Im Reichsmedizinalkalender ist er 1937 noch aufgeführt, gekennzeichnet als Jude mit einem Doppelpunkt vor seinem Namen. Er verlor seine Kassenzulassung. Am 30.9.1938 wurde ihm die Approbation entzogen.
Ernst Hoffstaedt floh zusammen mit seiner Ehefrau Martha, geb. Köhne (1897 bis 1980) nach England. Er war vorübergehend als enemy alien interniert und wurde am 16.4.1941 entlassen. Seine Aufnahme in das Ärzteregister in England erfolgte am 18.7.1941. Zunächst wohnt er in London, dann in Doncaster und ab 1946 in Wolsingham, Durham, in der Nähe von Newcastle.
Als Clinical Tuberculosis Officer in Doncaster publiziert er 1945 und in den Folgejahren wieder über Tuberkulose. Im Holywood Hall Sanatorium in Wolsingham arbeitet er als Assistant Physician und dann als Consultant Chest Physician. Zahlreiche Publikationen und Kommentare in den medizinischen Zeitschriften zeigen seinen klinischen Schwerpunkt Tuberkulose. In seinen letzten Berufsjahren beteiligte er sich aktiv an Anti-Raucherkampanien.
Nach Beendigung seiner beruflichen Tätigkeit wohnen er und seine Frau weiterhin in der Nähe von Newcastle in Heddon on the Wall. Am 3.3. 1980 begeht er im Alter von 84 Jahren zusammen mit seiner Frau Selbstmord.
Seine Mutter Käte (Katherina) Hoffstaedt, geb Cohn, starb am 7.2.1943 im Ghetto Theresienstadt. Seine Schwester Meta Badt beging am 14.8.1942 in Berlin Selbstmord. Sie ist auf dem jüdischen Friedhof in Berlin-Weissensee begraben. Sein Schwager Heinrich Alfred Badt und seine Nichte Lieselotte Badt wurden im KZ Ausschwitz ermordet.
Sein Neffe Ernst Theodor Badt-Hoffstaedt, geb. 1920, überlebte den Holocaust und starb 2010 auf den Kanarischen Inseln.
Beitrag:
Dr. med. Cornelie Haag, Dresden
Quellen:
Bundesarchiv, Reichsarztregister, BArch R 9347/8108202198
Newcastle Journal 5.3.1980
Literatur:
Schwoch R [ Hg.]. Berliner jüdische Kassenaerzte und ihr Schicksal im Nationalsozialismus. Ein Gedenkbuch. Berlin: Hentrich & Hentrich Verlag 2009, S. 372/3
Weblinks:
Deutsche Biographie – Grotjahn, Alfred (deutsche-biographie.de) (25.1.2024)
Gedenkbuch Bundesarchiv: Gedenkbuch – Suche im Gedenkbuch (bundesarchiv.de) (25.1.2024)
Ernst Theodor Badt Hoffstaedt – Ereignisse (ancestry.de) (25.1.2024)
Ancestry.de – UK Medical Registers, 1859-1959 (25.1.2024)
Geni – Ernst Georg Wilhelm Hoffstaedt (1895-1980)- Newcastle Upon Tyne (26.1.2024)