Dr. med. Alfred Frank
- 27.07.1882, Bad Dürkheim
- 1943, Auschwitz, ermordet
- Mitglied seit 1926
- Deportiert im Jahre 1943
- Berlin
- niedergelassener Spezialarzt für Magen-, Darm- und Stoffwechselkrankheiten
„Am 27.7.1882 zu Bad Dürkheim in der Rheinpfalz geboren, besuchte ich das Progymnasium meiner Vaterstadt, sowie das humanistische Gymnasium zu Neustadt a.H., das ich im Juli 1901 absolvierte. Im Wintersemester 1901/02 bezog ich zum Zwecke des Studiums der Medizin die Universität Heidelberg, bestand dann am Schluss des fünften Semesters das Tentamen physicum zu Würzburg. Im Sommersemester 1904 genügte ich der ersten Hälfte meiner Militärpflicht zu Straßburg i. Elsaß, setzte dann meine Studien in Berlin und in München [seit dem Sommersemester 1905, Anm. H Je] fort, woselbst ich im Januar 1907 das ärztliche Staatsexamen beendete. Der mündlichen Doktorprüfung unterzog ich mich am 29. Januar 1907. Mein praktisches Jahr verbrachte ich in Berlin am Städtischen Krankenhause Am Urban (Abteilung des Herrn Professor Fränkel) sowie an der Medizinischen Poliklinik des Herrn Geheimrat Senator [Hermann Senator war Ärztlicher Leiter der III. Medizinischen Klinik der Charité, Anm. H. Je]“, so Alfred Frank im Lebenslauf in seiner Dissertationsschrift.
Sein Vater war der Kaufmann Hermann Frank (1842 – 1912) aus Bad Dürkheim, seine Mutter die aus dem Saarland stammende Frieda (Fridoline) Frank, geb. Oppenheimer (1847 – 1916). Die Familie bekannte sich zur jüdischen Glaubensgemeinschaft. Die Grabstelle der Eltern Alfred Franks ist auf dem jüdischen Friedhof Wachenheim an der Weinstrasse unweit Bad Dürkheims erhalten.
Ausbildung und Wirkungsstätte
Frank wurde an der Münchener Universität mit der Arbeit „Ein Fall von angeborenen Fibromen am Finger nebst Beiträgen zur Kasuistik der Fingertumoren“ promoviert. Die Arbeit hatte Frank bei Wilhelm Herzog in der Chirurgischen Abteilung des von Haunerschen Kinderspitals München angefertigt. 1908 erhielt Frank die ärztliche Approbation.
In welcher Institution Alfred Frank nach dem praktischen Jahr seine weitere Ausbildung absolvierte, ist bisher nicht dokumentiert. Seit 1911 war er als Assistenzarzt in der Privatklinik von Ismar Boas in der Trautenaustrasse 5 in Berlin-Wilmersdorf tätig und erhielt hier seine Qualifizierung für das neue Fachgebiet der Gastroenterologie.
Im Reichsmedizinalkalender 1914 wird Alfred Frank erstmals als niedergelassener Arzt für Innere Medizin und als Spezialarzt für Magen-, Darm- und Stoffwechselkrankheiten in der Meineckestrasse 25 in Berlin-Charlottenburg mit den Symbolen für beide Fachgebiete genannt.
Im Oktober 1912 hatte Frank in Berlin die Witwe Gertrud Else Baruch, geb. Meyer geheiratet, die ihre achtjährige Tochter Eva Charlotte Baruch mit in die Ehe brachte.
Nach 1933
Seit dem Frühjahr 1933 war Frank als Jude den Verfolgungen der Nationalsozialisten ausgesetzt. Er verlor seine Kassenzulassung.
Nach dem Entzug der Approbation am 30.9.1938 war er seit dem 1.10.1938 als „Krankenbehandler“ ausschließlich für jüdische Patientinnen und Patienten in Berlin zugelassen. Er übte seine Praxis bis Anfang 1943 aus.
Alfred Frank wurde während des Novemberpogroms 1938 verhaftet und bis zum 21. 12. 1938 im KZ Sachsenhausen inhaftiert.
Seit dem 1.1.1939 mussten Alfred und Gertrud Frank ihrem Vornamen den Zusatz Israel bzw. Sara hinzufügen (Zweite Verordnung zur Durchführung des Gesetzes über die Änderung von Familiennamen und Vornamen vom 17. August 1938, RGBl. 1938, I, S.1044).
Die Tochter der Ehefrau Alfred Franks, die 38-jährige Eva Charlotte Baruch-Silberstein [geb. am 6.4.1903], wurde durch die antijüdischen Verfolgungen in den Selbstmord getrieben. Sie starb am 4.6.1941 im Jüdischen Krankenhaus Berlin an den Folgen einer Schlafmittelvergiftung. Alfred Franks Ehefrau Gertrud starb am 27. Dezember 1942 in Berlin. Zu diesem Zeitpunkt wohnte das Ehepaar in der Berliner Niebuhrstrasse 77. Nach Angaben von Alfred Franks Stief-Enkeltochter Irene Silberstein-Frank nahm sich Gertrud Else Baruch-Frank wegen der drohenden Deportation selbst das Leben [vgl. Entschädigungsakte Alfred Frank, Berlin, Blatt D 2].
Alfred Frank wurde 60-jährig am 12.3.1943 mit dem 36. Osttransport aus Berlin in das KZ Auschwitz deportiert und dort ermordet.
In Bad Dürkheim erinnert seit 2010 eine Gedenktafel an die früheren Einwohner jüdischen Glaubens des Ortes. Unter ihnen findet sich der Name Dr. Alfred Frank.
Alfred Franks Stief-Enkeltochter Irene Silberstein, geb. 2.5.1927, wurde 15-jährig am 2. 10. 1942 gemeinsam mit ihrem Vater Dr. Friedrich Silberstein in das Ghetto Theresienstadt / Terezin deportiert. Von dort wurde sie am 6. 10. 1944 im Rahmen der sogenannten Herbsttransporte in das KZ Auschwitz verbracht. Seit Dezember 1944 musste sie im KZ Groß-Rosen und später in dessen Außenlager Merzdorf im Riesengebirge im früheren Niederschlesien, heute Marciszów, Polen, Zwangsarbeit verrichten. Am 9. 5. 1945 wurde Irene Silberstein von sowjetischen Soldaten befreit.
Sie gelangte zunächst nach Berlin. Im Mai 1946 konnte sie 19-jährig über einen Aufenthalt im Lager Deggendorf für Displaced Persons von Bremen aus mit der SS Marine Perch in die USA auswandern. New York erreichte sie am 23. Mai 1946. Dort heiratete sie im April 1948 den aus Berlin stammenden Heinrich Frankenstein, der in den USA den Namen Henry Frank annahm. Irene Frank starb im April 2021 mit 93 Jahren. Ihre Grabstätte befindet sich auf dem jüdischen Cedar Park Friedhof, Paramus, Bergen County, New Jersey.
Danksagung
Unser Dank gilt Matthias Nathal, Stadtarchiv Bad Dürkheim, der den Brief Dr. Alfred Franks vom 29. 12. 1938 an die Stadtverwaltung seines Geburtsortes aufgefunden und zur Verfügung gestellt hat.
Beitrag von Dr. med. Harro Jenss, Worpswede. Stand 26.11.2024
Quellen und Literatur
zu den Quellen












