Prof. Dr. med. Erich Frank
- 28.06.1884, Berlin
- 13.02.1957, Istanbul
- Mitglied seit 1927
- Geflohen 1933, Türkei
- Wroclaw
- Facharzt für Innere Medizin
Erich Frank wurde 1884 in Berlin als Sohn des Kaufmanns Albert Frank und seiner Ehefrau Dorothea, geb. Jungmann, geboren.
Ausbildung und Wirkungsstätte
Nach dem Abitur am Königlichen König Wilhelm-Gymnasium in Breslau/Wroclaw 1902 studierte Frank durchgehend in Breslau Medizin. Dort legte er 1907 das Staatsexamen ab. Das praktische Jahr absolvierte er in der Medizinischen Klinik am Städtischen Krankenhaus Wiesbaden bei Wilhelm Weintraud. Frank wurde 1908 an der Universität Straßburg mit der Arbeit „Über den genuinen orthostatischen Typ (Genuine orthostatische Albuminurie)“ promoviert. Die Arbeit fertigte er bei dem Nachfolger Bernhard Naunyns an der Straßburger Medizinischen Klinik, dem Internisten Friedrich Moritz, an.
Von 1908 bis 1911 erhielt er seine internistische Ausbildung bei dem Diabetes- und Stoffwechselforscher Wilhelm Weintraud in der Medizinischen Klinik am Städtischen Krankenhaus Wiesbaden. Durch diesen wurde er nachhaltig geprägt. Vermutlich geht Franks intensive Beschäftigung mit Fragen der Therapie des Diabetes mellitus auf Weintraud zurück. Während der Zeit in Wiesbaden beteiligte sich Frank unter anderem an der klinischen Erprobung des Salvarsans auf Vorschlag Paul Ehrlichs. Gemeinsam mit Simon Isaac, in jener Zeit ebenfalls Assistenzarzt bei Weintraud, publizierte Frank zu experimentellen Diabetesformen.
1911 wechselte Erich Frank an die Medizinische Universitätsklinik Breslau zu Oskar Minkowski, dem damals führenden Diabetesforscher in Deutschland. 1913 wurde Frank an der Medizinischen Fakultät der Universität Breslau für das Fach Innere Medizin habilitiert. 1919 erhielt er in Breslau eine außerordentliche Professur für Innere Medizin. Seit 1918 war er Oberarzt in der Klinik Minkowskis.
1926 wurde Erich Frank zum Chefarzt der Abteilung für Innere Medizin am Breslauer Städtischen Wenzel-Hancke-Krankenhaus ernannt.
Wissenschaftliche Schwerpunkte der Arbeit Franks lagen im Gebiet der Stoffwechselforschung, der Endokrinologie, der Bluterkrankungen und des vegetativen Nervensystems. 1912 vertrat er aufgrund seiner Studien die Auffassung des „hypophysocentrischen Ursprungs des echten Diabetes insipidus“ und gehörte damit zu den Ersten, die die Assoziation zwischen Diabetes insipidus und Hypophysenhinterlappen beschrieben. Die neue Nosologie der arteriellen Hypertonie und der Begriff der essentiellen Hypertonie stammen von Erich Frank.
Im Zentrum seiner Forschung stand der Diabetes mellitus. 1926 führten Frank, Martin Nothmann und Arthur Wagner aus der Breslauer Medizinischen Universitätsklinik mit dem Di-Guanid „Synthalin“ das erste wirksame orale Antidiabetikum ein. Dabei handelte es sich um einen Meilenstein in der oralen Diabetesbehandlung. Das bis 1945 hergestellte Präparat konnte sich allerdings wegen unerwünschter Wirkungen nicht durchsetzen. Die weniger toxischen Biguanide wie Phenformin oder Metformin wurden erst um 1960 verfügbar.
Flucht in die Türkei 1933
Frank wurde 1933 frühzeitig aus seiner Leitenden Position am Wenzel-Hancke-Krankenhaus in Breslau entlassen. Mit Unterstützung Albert Einsteins, der sich als Vorsitzender der Union Sociétés OSÉ pour la Protection de la Santé des Populations Juives an den türkischen Ministerpräsidenten wandte, und mit Hilfe der Initiative des Frankfurter Pathologen Philipp Schwartz für die Emigration deutscher Professoren in die Türkei, konnte Erich Frank im Herbst 1933 Deutschland verlassen. Seit 1934 wirkte er als Ärztlicher Direktor der II. Medizinischen Klinik der neu gegründeten Istanbuler Universität bis zu seinem Tod 1957. Von Frank gingen viele Initiativen insbesondere zur Ausbildung in der Inneren Medizin in der Türkei aus. Mit ihm kamen sein Mitarbeiter Kurt Steinitz aus Breslau, der in der Istanbuler Medizinischen Universitätsklinik die Laborleitung übernahm und die Diätschwester Elisabeth Wolff, die in enger Kooperation mit Frank den damaligen Stand der Diättherapie verbreitete.
Franks Lehrbuch Innere Klinik der Nierenkrankheiten wurde 1941 und seine Vorlesungen über die Klinik der Inneren Krankheiten (3 Bände) wurden 1951/56 ins Türkische übersetzt. 1951 gründete Erich Frank die „Istanbuler Zeitschrift für klinische Medizin“ (türkisch „Klinik Ilim“).
Erich Frank starb 72-jährig am 13.02.1957 in Istanbul. Wegen seiner großen Verdienste um die Fortentwicklung der Inneren Medizin seit 1934 ist Frank in der Türkei bis heute hochverehrt.
1984 wurde in München die Erich Frank Gesellschaft gegründet, die sich die Pflege und Intensivierung der Beziehungen zwischen den Medizinischen Fakultäten Münchens und Istanbuls unter anderem durch Austauschprogramme zum Ziel gesetzt hat.