Eine Erinnerungsarbeit der Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten
In Erinnerung an

Prof. Dr. med.
Simon Isaac
1881 - 1942

Prof. Dr. med. Simon Isaac, 1936 <br> © Jüdisches Museum Frankfurt
Prof. Dr. med. Simon Isaac, 1936
© Jüdisches Museum Frankfurt

Mitglied seit 1928

Intensive Beschäftigung mit dem Diabetes mellitus

Kooperation mit dem Stoffwechselforscher Carl von Noorden

Flucht nach England 1939

Dissertation, Straßburg 1901
Dissertation, Straßburg 1901

Prof. Dr. med. Simon Isaac

  • 0‌5‌.‌0‌6‌.‌1‌8‌8‌1‌, Köln
  • 2‌0‌.‌0‌1‌.‌1‌9‌4‌2‌, London
  • Mitglied seit 1928
  • Geflohen 1939, England
  • Frankfurt am Main
  • Facharzt für Innere Medizin

Simon Isaac wurde 1881 in Köln als Sohn des Prokuristen Jeremias Isaac (1845 – 1916) und seiner Ehefrau Rosalia (1867 – 1933), geb. Ochs, geboren.

 

Ausbildung und Wirkungsstätte

Isaac besuchte seit Ostern 1890 das Städtische Gymnasium in Köln, das er Ostern 1899 mit dem Reifezeugnis verließ. Danach studierte er ein Semester in Bonn und in der Folgezeit an der Universität Straßburg Medizin. Das Studium schloss er dort 1904 mit dem Staatsexamen ab. Im gleichen Jahr wurde er mit der Arbeit „Über das Auftreten von Purinbasen bei der Autolyse“ an der Straßburger Universität promoviert. Die Arbeit hatte er bei dem damals führenden Biochemiker Franz Hofmeister angefertigt.

Dissertation, Straßburg 1901
Dissertation, Straßburg 1901

Seit April 1904 war er Assistenzarzt in der II. Medizinischen Universitätsklinik der Berliner Charité bei Friedrich Kraus. 1906 arbeitete er bei Oskar de la Camp an der Medizinischen Universitätspoliklinik in Marburg. 1907/08 schloss sich eine Weiterbildung im Institut für Pathologie, Universität Basel, bei Ernst Hedinger an. Vom Juni 1908 bis 1913 absolvierte Isaac eine breite internistische Ausbildung bei dem Diabetesforscher Wilhelm Weintraud an den Städtischen Kliniken Wiesbaden. In dieser Zeit arbeitete Isaac mit Erich Frank zusammen, der ebenfalls an der Wiesbadener Klinik tätig war und sich intensiv mit der Therapie des Diabetes mellitus sowie experimentellen Diabetesformen beschäftigte.

1913 wechselte Isaac an die neu gegründete Medizinische Fakultät der Frankfurter Universität und war bis 1922 Mitarbeiter Julius Strasburgers an der Medizinischen Universitätspoliklinik. 1916 wurde er dort für das Fach Innere Medizin mit der Arbeit „Experimentelle Untersuchungen über den Intermediärmetabolismus bei Phosphorvergiftungen“ habilitiert. 1921 erhielt Isaac in Frankfurt eine außerordentliche Professur für Innere Medizin.

Schwerpunkte seiner wissenschaftlichen Tätigkeit waren die experimentelle Pathologie, die Stoffwechselforschung, insbesondere der Kohlenhydrat- und Proteinmetabolismus und Lebererkrankungen. Zahlreiche Publikationen und Handbuchbeiträge zeugen von Isaacs Aktivitäten. Er pflegte in Frankfurt eine Kooperation mit dem Stoffwechselforscher Gustav Embden und arbeitete mit dem Diabetes-Spezialisten Carl von Noorden zusammen. Zu diesem wechselte er im Februar 1922 an dessen mit Eduard Lampé gegründete „Privatklinik für Zuckerkranke und diätetische Kuren“ (Fachklinik zur Diabetes-Therapie, Carl von Noorden Klinik) in Frankfurt-Sachsenhausen. Gemeinsam mit von Noorden publizierte Isaac vielfältig zur Diagnostik und Therapie des Diabetes mellitus.

Arbeit mit G. Embden, Hoppe Seylers Ztschr Physiol Chem, 1917
Arbeit mit G. Embden, Hoppe Seylers Ztschr Physiol Chem, 1917

Am 01.10.1925 wurde Simon Isaac Ärztlicher Leiter der Abteilung für Innere Medizin am Krankenhaus der Israelitischen Gemeinde in Frankfurt am Main.

 

Nach 1933

1935 wurde Isaac die Lehrbefugnis an der Medizinischen Fakultät der Frankfurter Universität entzogen. Am Israelitischen Krankenhaus in Frankfurt konnte er bis Anfang 1939 tätig sein. Isaac hat in seiner Autobiographie eindrücklich den Antisemitismus, die Verfolgung und Demütigung der Juden, und sein Erleben des Novemberpogroms 1938 beschrieben.

 

Flucht nach Großbritannien 1939

Im März 1939 floh Isaac gemeinsam mit seiner Ehefrau, der Arabistin Eveline Lipstadt, nach Großbritannien. Sie lebten seither in London. Die 16-jährige Tochter Anne und der 14-jährige Sohn Hermann besuchten seit Anfang 1939 in Eerde, einem Ortsteils Ommens, in den Niederlanden eine Exil-Schule deutscher Quäker.

Simon Isaac starb 60-jährig im Januar 1942 in London. Während sich die Tochter Anne zu Beginn des Zweiten Weltkrieges in England bei den Eltern befand, hielt sich der Sohn Hermann Isaac weiter in den Niederlanden auf. Es gelang der Familie nicht, ihn nach Großbritannien nachzuholen. Hermann Isaac wurde im April 1943 von den NS-Behörden in den Niederlanden zunächst im Konzentrationslager Vught/Herzogenbusch inhaftiert, drei Monate später wurde er in das Lager Westerbork verschleppt und am 21.09.1943 nach Auschwitz deportiert. Dort wurde er wenige Tage vor der Befreiung des Konzentrationslagers, 20-jährig, am 21.01.1945 ermordet. Der 50-jährige Bruder Simon Isaacs, Julius Isaac, wurde 1943 aus Holland in das Vernichtungslager Sobibor deportiert und ermordet.

Eigene Publikationen (Auswahl)

  1. Mit Frank E.: Beiträge zur Theorie experimenteller Diabetesformen im Anschluss an Untersuchungen mit Hilfe der Phosphorvergiftung. Arch exp Path Pharmakol 1911; 64: 293-328
  2. Mit v Embden G.: Über Bildung von Milchsäure und Acetessigsäure in der diabetischen Leber. Hoppe Seyler’s Ztschr physiol Chem 1917; 99: 297-305
  3. Krankheiten des Stoffwechsels. Leipzig: Verlag von Georg Thieme 1929 (2. Aufl.)
  4. Mit von Noorden C.: Die Zuckerkrankheit und ihre Behandlung. Berlin: Verlag von Julius Springer Verlag 1927 (8. Aufl.)
  5. Mit von Noorden C.: Verordnungsbuch und diätetischer Leitfaden für Zuckerkranke. Zum Gebrauch für Ärzte und Patienten. Berlin: Julius Springer Verlag 1923 (bis 1929 8 Auflagen)
  6. Mit Siegel R.: Physiologie und Pathologie des intermediären Kohlenhydratstoffwechsels, in: Handbuch der normalen und pathologischen Physiologie Band V, [H ]- Bethe A, von Bergmann G , Embden G, Ellinger A, Berlin: Verlag von Julius Springer 1928, S. 459-594

Quellen und Literatur
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Quellen/Literatur/Weblinks

Biografie von Prof. Dr. med. Simon Isaac

Verzeichnis der Quellen

  • Isaac S. My life (Memoir ). Leo Baeck Institute NY, Collections, ME 1336, MM III 11
  • Oxford, Bodleian Libraries. MS. SPLS 233 / 2: Society for the Protection of Science and Learning. Simon Isaac.
  • Staatsbibliothek Berlin. Isaac S. Dissertation: Über das Auftreten von Purinbasen bei der Autolyse. Straßburg 1904. SBB-SPK, Sign. Ja 13155-1: 23f.

Verzeichnis der Literatur

  • Fischer I. Biographisches Lexikon der hervorragenden Ärzte der letzten fünfzig Jahre. Band I. Berlin, Wien: Urban & Schwarzenberg; 1932: 684-85
  • Drexler-Gormann B. Jüdische Ärzte in Frankfurt am Main 1933–1945. Isolation, Vertreibung, Ermordung. Frankfurt / M: Mabuse-Verlag; 2009: 132
  • Forsbach R, Hofer H-G. Internisten in Diktatur und junger Demokratie. Die Deutsche Gesellschaft für Innere Medizin 1933-1970. Berlin: Medizinisch Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft 2018: 423
  • Heuer R, Wolf S. (Hg) Die Juden der Frankfurter Universität. Frankfurt, New York: Campus Verlag; 1997: 200-02

Verzeichnis der Weblinks