Eine Erinnerungsarbeit der Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten
In Erinnerung an

Dr. med.
Joseph Dessauer
1887 - 1946

Dr. med. Joseph Dessauer <br> © Stadtarchiv Nürnberg C21/VII Nr. 25, mit freundlicher Genehmigung
Dr. med. Joseph Dessauer
© Stadtarchiv Nürnberg C21/VII Nr. 25, mit freundlicher Genehmigung

Mitglied seit 1926

Nach der Flucht in die USA eigene Praxis in Newark, New Jersey

Dissertation, Würzburg 1914
Dissertation, Würzburg 1914
Todesanzeige für Joseph Dessauer 1946, Archiv H Je
Todesanzeige für Joseph Dessauer 1946, Archiv H Je

Dr. med. Joseph Dessauer

  • 1‌5‌.‌0‌5‌.‌1‌8‌8‌7‌, Thüngen, Unterfranken
  • 2‌2‌.‌1‌1‌.‌1‌9‌4‌6‌, Chicago
  • Mitglied seit 1926
  • Geflohen 1938, USA
  • Nürnberg
  • Niedergelassener Facharzt für Magen- und Darmkrankheiten

Ausbildung und Wirkungsstätte

Geboren als Sohn des Kaufmanns Ferdinand Dessauer und seiner Ehefrau Pauline, geb. Eichberg, in Thüngen, Unterfranken, besuchte Joseph Dessauer die Volksschule seines Geburtsortes und später eine Präparanden-Schule, um danach in das Schullehrerseminar Würzburg einzutreten. Als Privatstudierender legte er 1908 am Realgymnasium Würzburg das Abitur ab. Die Eltern waren 1907 von Thüngen nach Würzburg gezogen, wo Ferdinand Dessauer eine Holz- und Kohlenhandlung betrieb. Seit 1908 studierte Joseph Dessauer in Würzburg Medizin, dort legte er 1913 sein Staatsexamen ab und wurde im Januar 1914 mit der Arbeit „Über die Heilung der Bauchfelltuberkulose bei konservativer Behandlung“ promoviert. Diese Arbeit fertigte Dessauer bei Dietrich Gerhardt an, der seit 1911 Nachfolger Wilhelm von Leubes und Leiter der Medizinischen Universitätsklinik Würzburg war, in der Dessauer auch seine Zeit als Medizinalpraktikant ableistete.

Dissertation, Würzburg 1914
Dissertation, Würzburg 1914

Dessauer nahm am Ersten Weltkrieg teil.

Von 1920 bis 1938 war er als niedergelassener Specialarzt für Magen-und Darmkrankheiten in Nürnberg tätig. Er betrieb eine große Kassenarzt- und Privatpraxis und übernahm 1926 die Praxis des verstorbenen Dr. Albert Reizensteins. Reizenstein war 1912 Mitbegründer der Fachgesellschaft für Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten. Die Praxis verlegte Dessauer in den 1930er Jahren an den Nürnberger Hindenburgplatz 26.

Als Teilnehmer des Ersten Weltkriegs („Frontkämpfer-Privileg“) konnte Dessauer zunächst nach 1933 die Kassenarzt-Praxis fortführen. Am 30.09.1938 wurde ihm die Approbation entzogen.

 

Flucht in die USA 1938

Am 01.10.1938 flüchtete Dessauer mit seiner Ehefrau und den beiden zwölf- und fünfjährigen Söhnen nach Amsterdam. Am 08.10.1938 gelangte die Familie von Rotterdam mit der S.S. Nieuw Amsterdam in die USA und erreichte New York am 15.10.1938. Zwei Brüder Joseph Dessauers flohen ebenfalls aus Deutschland in die USA nach New York und Chicago. Einer der beiden Brüder, Dr. Moritz (Morris) Dessauer war ebenfalls Mediziner und vor seiner Flucht in Berlin tätig.

Nach Wiederholung des medizinischen Staatsexamens erhielt er in den USA die Lizenz zur ärztlichen Praxis in Newark, County Essex, New Jersey.

Joseph Dessauer starb 59-jährig am 22.11.1946 in Chicago. Seine Grabstätte findet sich auf dem jüdischen Cedar Park Cemetery in Paramus, Bergen County, New Jersey.

Todesanzeige für Joseph Dessauer 1946, Archiv H Je
Todesanzeige für Joseph Dessauer 1946, Archiv H Je
Garbstätte Dessauers, Cedar Park Cemetery, Paramus, Bergen County, New Jersey © www.findagrave.com
Garbstätte Dessauers, Cedar Park Cemetery, Paramus, Bergen County, New Jersey © www.findagrave.com

Der Vater Joseph Dessauers wurde 89-jährig im September 1942 aus einem Würzburger jüdischen Altersheim nach Theresienstadt deportiert. Er starb im Ghetto im November 1942.


Quellen und Literatur
zu den Quellen
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Quellen/Literatur/Weblinks

Biografie von Dr. med. Joseph Dessauer

Verzeichnis der Quellen

  • Staatsbibliothek Berlin. Dessauer J. Dissertation: Über die Heilung der Bauchfelltuberkulose bei konservativer Behandlung. Würzburg; 1914. SBB-PK-Berlin Sign Ja 14141 -1914.2: 47f.
  • Reichsmedizinalkalender 1937. Digitale Sammlung der ZB Medizin – Informationszentrum für Lebenswissenschaften. Im Internet: https://digital.zbmed.de/medizingeschichte/periodical/structure/4948689

Verzeichnis der Literatur

  • Ärzteblatt für Bayern 1938; 5 (24)
  • Höffken B. Schicksale jüdischer Ärzte aus Nürnberg nach 1933. Berlin: Metropol Verlag; 2013:

Verzeichnis der Weblinks