Dr. med. Richard Horwitz
- 31.10.1887, Breslau/ heute Wrocław, Polen
- 07.12.1941, Breslau
- Mitglied seit 1929
- Breslau
- Facharzt für Innere Krankheiten
„Ich, Richard Horwitz, geboren am 31. Oktober 1887 zu Breslau, bin preußischer Staatsangehöriger jüdischer Religion. Ich besuchte das Johannes-Gymnasium zu Breslau, verließ es zu Ostern 1906 mit dem Zeugnis der Reife und wandte mich dann dem Studium der Medizin zu. Während des Sommersemesters 1906 studierte ich in Freiburg i.B., dann blieb ich bis zur Beendigung meines Studiums in Breslau, wo ich am 25. Juni 1908 die ärztliche Vorprüfung und am 11. Mai 1911 das medizinische Staatsexamen beendete. Zur Zeit bin ich als Medizinalpraktikant am Allerheiligen-Hospital zu Breslau tätitg“, so Richard Horwitz in seiner Dissertationsschrift 1912.
Seine Eltern waren der Breslauer Kaufmann Friedrich Horwitz (1842 – 1891) und Hedwig Horwitz, geb. Meyer.
Ausbildung und Wirkungsstätte
1912 wurde Richard Horwitz mit dem „Beitrag zur Behandlung der Pleuritis exsudativa mit Stickstoffinsufflation“ an der Schlesischen Friedrich-Willhelms-Universität Breslau promoviert. Die Arbeit fertigte er in der Inneren Abteilung A des Allerheiligen-Hospitals zu Breslau (gleichzeitig Teil der Medizinischen Universitätsklinik Breslau) bei Wilhelm Ercklentz an. Bei diesem hoch anerkannten Internisten, der sich mit Stoffwechsel- und Lungenerkrankungen befasste, war Horwitz nach seinem Studium tätig. Die ärztliche Approbation erhielt er 1912 − im Jahr seiner Promotion.
Zu welchem genauen Zeitpunkt sich Richard Horwitz in Breslau als Facharzt für Innere Krankheiten niederließ, ist bisher nicht bekannt. 1919 wohnt er am Ohlenauer Stadtgraben 24, eine große Prachtstraße, die ringförmig die Altstadt Breslaus umgab. Ab 1921 sind im Breslauer Adressbuch Sprechstundenzeiten angegeben. Es ist anzunehmen, dass Horwitz seine Praxis am Ohlenauer Stadtgraben zwischen 1919 und 1921 gegründet hat. Der Ohlenauer Stadtgraben als Horwitz‘ Anschrift ist in den Breslauer Adressbüchern bis 1934 zu finden, zu diesem Zeitpunkt allerdings ohne Angabe seiner Sprechstundenzeiten.
Nach 1933
Frühzeitig war Richard Horwitz den antijüdischen Maßnahmen durch die Nationalsozialisten ausgesetzt. Im August 1933 wurde ihm seine Kassenzulassung entzogen. Er war fortan auf die Behandlung von Privatpatienten angewiesen. In der Folge war Horwitz offenbar gezwungen, seinen Wohn- und Praxissitz wiederholt zu verlegen. Im Breslauer Adressbuch 1935 ist er in der Charlottenstraße 9 zu finden, ohne Doktortitel, aber noch mit der Bezeichnung Facharzt. Die Charlottenstraße ist weit im Süden Breslaus gelegen, heute eine Wohngegend mit Plattenbauten. 1936 und 1937 lautet seine Anschrift Gutenbergstraße 8, noch weiter außerhalb im Osten Breslaus gelegen. Noch darf er sich als Facharzt bezeichnen.
Mit dem 30. September 1938 wurde ihm die Approbation entzogen. Im Reichsarztregister ist vermerkt, dass Horwitz im Dezember 1937 ohne ärztliche Tätigkeit sei. Nach dem Approbationsentzug im Herbst 1938 war er als „Krankenbehandler“ tätig und durfte lediglich jüdische Patienten und Patientinnen behandeln. Es war ihm verboten, sich Arzt zu nennen. In den Breslauer Adressbüchern von 1939 und 1940 wird er unter der Adresse Goethestraße 18 (wieder im Süden der Stadt), nunmehr als Privatmann, ohne Doktortitel und ohne Facharztbezeichnung aufgeführt.
Seit dem Januar 1938 musste Horwitz aufgrund des NS-Gesetzes „über die Änderung der Familiennamen und Vornamen“ als zweiten Vornamen „Israel“ angeben.
Am 25. November 1941 wurde die erste Deportation von 1000 schlesischen Juden und Jüdinnen vom Bahnhof Breslau-Odertor nach Kowno (Kaunas, Litauen) durchgeführt.
Richard Horwitz nimmt sich in der Nacht vom 6. zum 7. Dezember 1941 − 54-jährig − mit Schlaftabletten das Leben. Er war nicht verheiratet. Angehörige sind bisher nicht bekannt. In der Sterbeurkunde 1941 wird Richard Horwitz als „Krankenbehandler“ bezeichnet.
Beitrag:
Dr. med. Cornelie Haag, Dresden
Dr. med. Harro Jenss, Worpswede