Eine Erinnerungsarbeit der Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten
In Erinnerung an

Dr. med.
Alfred Abraham Lustig
1864 - 1940

Grabstätte Dr. Alfred Lustig, Jüdischer Friedhof in Meran © Joachim Innerhofer, Jüdisches Museum Meran
Grabstätte Dr. Alfred Lustig, Jüdischer Friedhof in Meran © Joachim Innerhofer, Jüdisches Museum Meran

Mitglied seit 1930

Kurarzt in Meran

In den Sommermonaten als Balneologe in Franzensbad

Seit 1938
antisemitischer
Verfolgung
ausgesetzt

Dr. med. Alfred Abraham Lustig

  • 1‌8‌.‌0‌7‌.‌1‌8‌6‌4‌, Nagy-Kaniza, früher Österreich-Ungarn, heute Ungarn
  • 1‌2‌.‌0‌9‌.‌1‌9‌4‌0‌, Meran, Italien
  • Mitglied seit 1930
  • Meran
  • Facharzt für Innere Krankheiten und Kurarzt

Ausbildung und Wirkungsstätte

Alfred Lustig studierte Medizin in Wien und wurde dort promoviert. Von 1891 bis 1896 führte er eine ärztliche Praxis im 9. Wiener Bezirk. In jener Zeit beteiligte sich Lustig am nächtlichen ärztlichen Rettungsdienst.

Seit 1898 war er als Kurarzt in Meran tätig. In der Freiheitsstraße führte Lustig als anerkannter Balneologe ein Ambulatorium. Zudem war er Leitender Arzt der „Diätetischen Kurpension Radetzky“ in Meran. Er verfügte über für die damalige Zeit breite diagnostische Möglichkeiten mit einem chemischen und einem mikrobiologisch-bakteriologischen Labor sowie über die Röntgendiagnostik.

In den Sommermonaten praktizierte Lustig seit 1904 bis 1938 überwiegend in dem bekannten Kurort Franzensbad/Františkovy Lázné, Böhmen, in Tschechien. In den Wintermonaten arbeitete er in Meran. Franzensbad gehörte neben Marienbad und Karlsbad wegen der Heilquellen zu den damals weltberühmten Bädern im früheren Böhmen.

In Meran gehörte er als angesehenes Mitglied zur jüdischen Gemeinde. An der Einweihung der Synagoge von Meran 1901 war er beteiligt.

Er nahm am Ersten Weltkrieg in verantwortlicher Position als Sanitätsarzt (Leitung von Lazaretten) unter anderem in Bessarabien und Galizien teil.

Alfred Lustig war Mitglied der Gesellschaft der Deutschen Naturforscher und Ärzte. 1935 wurde er Ehrenmitglied der Gesellschaft der Ärzte in Franzensbad.

 

Nach 1933

In Meran lebten in den 1930er Jahren etwa 1500 Juden mit einer aktiven jüdischen Gemeinschaft. Bereits 1933 gab es in der Stadt antisemitische Aktionen. Die italienischen Rassengesetze von 1938 verschärften die Situation der Juden. Nach der „Jüdischen Volkszählung“ 1938/39 erhielt Lustigs Akte den Zusatz „Jüdische Rasse“. Die italienische Staatsbürgerschaft wurde ihm im Juni 1939 entzogen. In Franzensbad war er 1939 durch einen Artikel des NS-Organs „Der Stürmer“ antisemitischer Hetze ausgesetzt.

Über Lustigs Lebensumstände 1939/40 sind bisher keine Dokumente bekannt. Er starb 76-jährig am 12.09.1940 in Meran.

Lustigs Sohn, der Arzt Dr. Hans Josef Lustig, nahm sich 44-jährig im November 1939 das Leben. Die Tochter Stella wurde 1942 aus Zagreb deportiert und in das Konzentrationslager Stara Gradiska in Kroatien verbracht. Sie starb 48-jährig im Juni 1942. Der Tochter Margarete gelang die Flucht in die USA. Sie lebte seither in Oswego, einer Kleinstadt im Staate New York.

Sterbeurkunde 1940, SAM-GT11932-Totenschein (Stadtarchiv Meran)
Sterbeurkunde 1940, SAM-GT11932-Totenschein (Stadtarchiv Meran)
Danksagung

Ulrike Zischka, München, gebührt großer Dank für wertvolle Hinweise zur Biographie Lustigs. Sie hat umfassend zu seinem Lebensweg recherchiert. Joachim Innerhofer, Jüdisches Museum Meran, stellte dankenswerterweise die Fotografie der Grabstätte Dr. Lustigs auf dem jüdischen Friedhof Meran zur Verfügung. Dem Archiv der Stadtgemeinde Meran sei für wichtige Dokumente gedankt.


Quellen und Literatur
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Quellen/Literatur/Weblinks

Biografie von Dr. med. Alfred Abraham Lustig

Verzeichnis der Quellen

  • Archiv Stadtgemeinde Meran. SAM GT 11932 12.9.1940, Totenschein Dr. Lustig. SAM VZ 81.79, 21.4.1936, Volkszählung. SAM CE 1.697 und 2.223, 1938 / 39 Censimento ebraico
  • Gesellschaft Deutscher Naturforscher und Ärzte. Mitgliederverzeichnis, abgeschlossen 30. November 1925. Berlin – Heidelberg: Springer Verlag 1925: 83

Verzeichnis der Literatur

  • Innerhofer J, Mayr S. [A]. Jüdisches Museum Meran (Hg.) Mörderische Heimat – verdrängte Lebensgeschichten jüdischer Familien in Bozen und Meran. Bozen: Edition Raetia; 2015:

Verzeichnis der Weblinks