Eine Erinnerungsarbeit der Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten
In Erinnerung an

Dr. med.
Fritz Löwenthal
1889 - 1975

Dr. med. Fritz Löwenthal, 1939 © Dan Travers, USA
Dr. med. Fritz Löwenthal, 1939 © Dan Travers, USA

Mitglied seit 1928

Studium in Bonn Freiburg, München und Berlin

Niedergelassener Facharzt für Magen- und Darmkrankheiten in Nürnberg

Fritz Löwenthal
verlor seine Mutter
und drei Schwestern
im Holocaust

Dissertation, Bonn 1912
Dissertation, Bonn 1912
Fritz und Julie Stefanie Löwenthal
Fritz und Julie Stefanie Löwenthal
New England Journal of Medicine 1976
New England Journal of Medicine 1976

Dr. med. Fritz Löwenthal

  • 0‌7‌.‌0‌3‌.‌1‌8‌8‌9‌, Lennep, Remscheid
  • 0‌6‌.‌1‌0‌.‌1‌9‌7‌5‌, Brookline, Norfolk County, Massachusetts, USA
  • Mitglied seit 1928
  • Geflohen 1939, USA
  • Nürnberg
  • Niedergelassener Facharzt für Magen-, Darm- und Stoffwechselkrankheiten

Fritz Löwenthal wurde 1889 in Lennep, Remscheid, als Sohn des Kaufmanns Moses Löwenthal und seiner Ehefrau Julianna, geb. Feist, geboren.

 

Ausbildung und Wirkungsstätte

Löwenthal besuchte die Realschule in Mühlheim an der Ruhr und die Oberrealschule in Essen, die er Ostern 1907 mit dem Reifezeugnis verließ. Er begann das Medizinstudium in Bonn und holte die Prüfung im Lateinischen in Duisburg nach. Danach wechselte er nach Freiburg, München, Berlin und kehrte für die letzten Semester nach Bonn zurück, wo er im Mai 1912 das Staatsexamen ablegte. Am 05.09.1913 wurde er an der Medizinischen Fakultät der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn mit der Arbeit „Ein Angiofibrom der Milz“ promoviert, die er im Universitätsinstitut für Pathologie angefertigt hatte. Die weiteren Stationen seiner Aus- und Weiterbildung sind bisher nicht bekannt.

Dissertation, Bonn 1912
Dissertation, Bonn 1912
Lebenslauf in seiner Dissertationsschrift, 1912
Lebenslauf in seiner Dissertationsschrift, 1912

Löwenthal nahm aktiv am Ersten Weltkrieg teil. Seit 1919 war er niedergelassener Facharzt für Magen-, Darm- und Stoffwechselkrankheiten in Nürnberg. Seine Entscheidung sich in Nürnberg niederzulassen, hängt vermutlich damit zusammen, dass seine Ehefrau aus dieser Stadt stammte, ihre Familie dort ansässig war und über ein großes Gebäude im Zentrum der Stadt verfügte, in dem Löwenthal seine Praxis eröffnen konnte.

Fritz und Julie Stefanie Löwenthal
Fritz und Julie Stefanie Löwenthal

 

Flucht nach Großbritannien 1939 und in die USA 1940

Nach dem Verlust der Kassenzulassung verlor Löwenthal mit dem 30.09.1938 seine Approbation. Im März 1941 entzog ihm die Universität Bonn den Doktortitel.

Im Juli 1939 floh Fritz Löwenthal mit seiner Ehefrau nach England, wohin die 16-jährige Tochter bereits 1938 mit einem Kindertransport einer Jüdischen Hilfsorganisation gelangt war. Die Familie lebte zunächst in Willesden im Nordwesten Londons. Der Sohn Heinz Löwenthal, der sich fortan Chaim Geyari nannte, war aus Deutschland nach Palästina geflohen.

Fritz, seine Ehefrau Julie Stefanie und Sohn Heinz Chaim Löwenthal
Fritz, seine Ehefrau Julie Stefanie und Sohn Heinz Chaim Löwenthal

Fritz Löwenthal erhielt ein Affidavit für die USA und konnte am 20.04.1940 mit seiner Ehefrau und der Tochter von Liverpool aus mit der S.S. Newfoundland in die USA gelangen. Sie erreichten Boston am 07.05.1940. In den USA nannte er sich fortan Frederick Loewenthal. Die US-Staatsbürgerschaft erhielt er im Juni 1945.

Nach Sprachprüfung und amerikanischem Staatsexamen erhielt Löwenthal 1942 eine Lizenz zur ärztlichen Praxis. Er war Mitglied der American Medical Association und der Massachusetts Medical Society. Zudem war er Mitglied der American Physicians Fellowship, APF, einer 1950 von jüdischen Ärzten in Neu England gegründeten Organisation zur Unterstützung von Medizinern im neuen Staat Israel, heute American Healthcare Professionals and Friends for Medicine in Israel.

Frederick Loewenthal starb 86-jährig im Oktober 1975 in Brookline, Norfolk County, in der Nähe Bostons.

New England Journal of Medicine 1976
New England Journal of Medicine 1976

Fritz Löwenthal verlor seine Mutter und drei Schwestern im Holocaust. Die Mutter, Julianna, wurde im Juli 1942 in das Ghetto Theresienstadt deportiert. Sie starb im Ghetto 84-jährig am 16.01.1943. Löwenthals Schwester Elfriede wurde im Juli 1942 gemeinsam mit der Mutter nach Theresienstadt deportiert. Sie wurde im Mai 1944 weiter nach Auschwitz transportiert und dort ermordet. Die Schwester Johanna Löwenthal wurde 1942 im Konzentrationslager Sobibor ermordet. Die Schwester Elisabeth Binswanger starb im Oktober 1941 im Ghetto Litzmannstadt/Łódź. Im Jahre 2013 und 2014 wurden in Mühlheim an der Ruhr nach einer Initiative der Realschule Mellinghofer Straße Stolpersteine für die ermordeten Mitglieder der Familie Löwenthal verlegt.

Der Publizist Dr. Ernst Gottfried Lowenthal, Cousin von Fritz Löwenthal, konnte nach England fliehen und verfasste nach 1945 zahlreiche Schriften zur Erinnerung an die kulturellen Beiträge der Juden in Deutschland.

Danksagung

Dan Travers, USA, gebührt großer Dank für Hinweise zur Biografie Fritz Löwenthals und für die Überlassung der Porträt-Fotografien.


Quellen und Literatur
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Quellen/Literatur/Weblinks

Biografie von Dr. med. Fritz Löwenthal

Verzeichnis der Quellen

  • Bayerische Staatsbibliothek. Löwenthal F. Dissertation: Ein Angiofibrom der Milz. Bonn 1913. BSB, Sign. U 13.1667: 41
  • Reichsmedizinalkalender 1937. Digitale Sammlung der ZB Medizin – Informationszentrum für Lebenswissenschaften. Im Internet: https://digital.zbmed.de/medizingeschichte/periodical/structure/4948689

Verzeichnis der Literatur

  • Ärzteblatt für Bayern 1938; 5 (24) 374
  • Höffken B. Schicksale jüdischer Ärzte aus Nürnberg nach 1933. Berlin: Metropol Verlag; 2013: 406
  • o.V. Deaths. Lowenthal – Frederick Lowenthal, M.D., of Brookline. New Engl J Med 1976; 294: 956

Verzeichnis der Weblinks