Prof. Dr. med. Eduard Franz Schott
- 06.05.1886, Hagenau, Elsaß-Lothringen
- 08.07.1952, Lynn, Essex County, Massachusetts, USA
- Mitglied seit 1928
- Geflohen 1939, USA
- Solingen
- Facharzt für Innere Medizin
Eduard Schott wurde 1886 als Sohn des Kaufmanns Moritz Schott und seiner Ehefrau Eugenie Caroline, geb. Herz, in Hagenau in Elsaß-Lothringen geboren. Nach dem frühen Tod des Vaters zog die Mutter mit Sohn und Tochter 1887 in ihren Geburtsort nach Worms.
Ausbildung und Wirkungsstätte
Nach dem Abitur am Humanistischen Gymnasium in Worms 1904 studierte Schott in Heidelberg, München, Kiel und Straßburg Medizin. Dort legte er 1909 das Staatsexamen ab. Am 25.08. des gleichen Jahres wurde er an der Straßburger Medizinischen Fakultät mit der Arbeit „Morphologische und experimentelle Untersuchungen über Bedeutung und Herkunft der Zellen der serösen Höhlen und der sogenannten Makrophagen“ promoviert. Das Gutachten für die Promotion erstellte der Straßburger Anatom Gustav Schwalbe. 1910 erhielt Schott seine Approbation.
Nach vorübergehender Tätigkeit in der Medizinischen Klinik der Universität Straßburg wechselte Eduard Schott 1911 gemeinsam mit dem Klinikleiter Friedrich Moritz als Assistenzarzt an die Medizinische Klinik der Städtischen Krankenanstalten Lindenburg nach Köln. Er nahm aktiv am Ersten Weltkrieg unter anderem in Flandern teil und kehrte nach dem Krieg zu Friedrich Moritz in die Kölner II. Medizinische Universitätsklinik zurück, in der Schott fortan als Oberarzt tätig war. Im Zuge der Neugründung der Kölner Universität und der Medizinischen Fakultät wurde Schott 1919 habilitiert und erhielt 1921 eine außerordentliche Professur.
Schott war ein breit ausgebildeter Internist, der sich vor allem mit Herz- und Lungenerkrankungen beschäftigte. Der präkordiale Faustschlag im Rahmen der Reanimation zur Terminierung maligner Rhythmusstörungen geht auf ihn zurück.
1927 übernahm Eduard Schott als Chefarzt die Leitung der Medizinischen Klinik an den Städtischen Krankenanstalten Solingen.
1933
Mit dem 04.12.1933 wurde Schott aufgrund des Gesetzes „Zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentum“ vom 07.04.1933 (§ 3, „nicharische Abstammung“) als Chefarzt im Städtischen Krankenhaus Solingen abgesetzt und zum Oberarzt degradiert. 1935 erfolgte die Zwangspensionierung. Danach konnte Eduard Schott nur noch in privater Praxis in Solingen tätig sein.
Eduard Schott war mehrfach offenen antisemitischen Attacken ausgesetzt. Während des Novemberpogroms 1938 wurde die Solinger Wohnung der Familie Schott durch Angehörige der SA verwüstet. Nach dem Pogrom wurde Schott in sogenannte „Schutzhaft“ genommen.
Flucht in die USA im Mai 1939
Am 11.05.1939 floh Eduard Schott von Hamburg aus mit dem Schiff President Roosevelt in die USA. New York erreichte er am 20.05.1939. Schotts Ehefrau Jenny Juliane, geb. Gumprecht, blieb mit den vier Kindern zunächst in Weimar, dem Wohnort ihrer Eltern. Ihr Vater, der Mediziner Ferdinand Adolph Gumprecht war als ministerieller Berater in Weimar tätig. Im September 1942 musste sie sich von ihrem Ehemann auf Druck der NS-Behörden scheiden lassen. Die älteste Tochter, Ilse Schott, konnte 1940 zu ihrem Vater in die USA übersiedeln. Die drei weiteren Kinder und seine Ehefrau folgten Eduard Schott und seiner Tochter nach dem Zweiten Weltkrieg 1946 und 1947 in die USA.
In den USA gelang es Schott, eine kleine private Praxis in Lynn, Essex County, Massachusetts, in der Nähe Bostons, zu gründen. Seit 1944 war Schott in seiner Berufsfähigkeit durch eine Erkrankung stark beeinträchtigt.
Eduard Schott starb im Juli 1952 66-jährig in Lynn, Massachusetts. Seine Grabstätte befindet sich auf dem Pine Grove Cemetery in Lynn.
Durch die Initiative und Recherchen der Ärzte Dr. Heinz Voigt und Dr. Martin Müller in Solingen wird seit 2017 im dortigen Klinikum mit einer Gedenktafel an Eduard F. Schott erinnert. 2018 wurde ein Stolperstein für Eduard Schott in Solingen verlegt. Schotts Sohn, der 2020 in den USA verstorbene Francis Schott, hat 1998 seine Erinnerungen an die Verfolgungen während er NS-Zeit publiziert (From Holocaust to freedom: a life). Im November 2018 hat Francis Schott in einem Gastbeitrag für eine Solinger Zeitung eindrücklich an das Novemberpogrom 1938 erinnert.
Danksagung
Den Ärzten Dr. Heinz Voigt und Dr. Martin Müller, Solingen, gebührt besonderer Dank für wichtige Hinweise zur Biographie Eduard Schotts sowie für die freundliche Überlassung des Porträtfotos.