Eine Erinnerungsarbeit der Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten
In Erinnerung an

Prof. Dr. med.
Ernst Fuld
1873 - 1955

Prof. Dr. Med. Ernst Fuld, Bildquelle: Einbürgerungsantrag 1938, New York; www.familysearch.org
Prof. Dr. Med. Ernst Fuld, Bildquelle: Einbürgerungsantrag 1938, New York; www.familysearch.org

Mitglied seit 1925

Gastroenterologische Ausbildung bei Carl Anton Ewald in Berlin

Etablierte die Fuld-Levison-Methode zur Pepsinbestimmung

Dissertation, Straßburg 1895, Kopie des Titelblatts, Archiv H Je
Dissertation, Straßburg 1895, Kopie des Titelblatts, Archiv H Je
Biochemische Zeitschrift, 1907
Biochemische Zeitschrift, 1907
Ernst Fuld als Herausgeber dieser Publikation, 1918
Ernst Fuld als Herausgeber dieser Publikation, 1918

Prof. Dr. med. Ernst Fuld

  • 0‌3‌.‌0‌5‌.‌1‌8‌7‌3‌, Frankfurt am Main
  • 3‌0‌.‌1‌1‌.‌1‌9‌5‌5‌, Orangetown, Rockland County, nahe New York
  • Mitglied seit 1925
  • Geflohen 1938, USA
  • Berlin
  • Niedergelassener Facharzt für Magen-, Darm- und Stoffwechselkrankheiten

Ernst Fuld wuchs in einer angesehenen Familie in Frankfurt am Main auf. Sein Vater, Dr. Salomon Fuld, war Rechtsanwalt und Geheimer Justizrat, der in der jüdischen Gemeinde Frankfurts aktiv war. Seine Mutter war Emma Fuld, geb. Abenheimer. Der Großvater Ernst Fulds war der Talmud-Gelehrte Aaron Moses Fuld.

 

Ausbildung und Wirkungsstätte

Fuld studierte in Heidelberg und Müchen sowie an der Universität Straßburg Medizin. Dort legte er 1895 das Staatsexamen ab und wurde im gleichen Jahr mit der Arbeit „Über das Verhalten des Sphincter ani bei Hunden mit exstirpiertem Lendenmark“ promoviert. Seine Approbation erhielt er 1896.

Dissertation, Straßburg 1895, Kopie des Titelblatts, Archiv H Je
Dissertation, Straßburg 1895, Kopie des Titelblatts, Archiv H Je

Von 1900 bis 1902 arbeitete er als Assistent bei Franz Hofmeister am Institut für Physiologische Chemie und Proteinchemie an der Universität Straßburg. Von 1902 bis 1904 war er bei Erich Harnack am Institut für Pharmakologie und Biochemie, Martin-Luther-Universität Halle, tätig. Frühzeitig publizierte er gemeinsam mit dem Biochemiker Karl Spiro zur Blutgerinnung.

Beiträge Fulds erschienen in der Chemischen Physiologie und Pathologie
Beiträge Fulds erschienen in der Chemischen Physiologie und Pathologie

Seit 1905 arbeitete er nach Vermittlung durch seinen Mentor Leopold Kuttner bei Carl Anton Ewald im Augusta-Hospital in der Berliner Scharnhorststraße mit gastroenterologischem Schwerpunkt. Kuttner hatte Fulds Interesse an der Physiologie und Pathophysiologie des Magens geweckt. Fuld publizierte umfangreich vor allem zur Bestimmungsmethodik und zur Funktion des Pepsins und etablierte die Methode nach Fuld-Levison zur Pepsinbestimmung 1907.

Biochemische Zeitschrift, 1907
Biochemische Zeitschrift, 1907

1918 wurde ihm der Titel Titularprofessor verliehen. Im gleichen Jahr gab er das Werk „Die Methodische Gastrointestinalpalpation und ihre Ergebnisse“ im Verlag von S. Karger heraus. Dabei handelte es sich um die 2. Auflage der von Theodor Hausmann 1910 erschienenen Systematik der Intestinalpalpation.

Ernst Fuld als Herausgeber dieser Publikation, 1918
Ernst Fuld als Herausgeber dieser Publikation, 1918
Beitrag Fulds in einer Publikation, 1921
Beitrag Fulds in einer Publikation, 1921

1922 gehörte Fuld zu den ersten deutschen Ärzten und Wissenschaftlern, die Kontakt zum Insulin-Komitee in Toronto aufnahmen, um mehr über den möglichen Bezug eines standardisierten Insulins zu erfahren (Fuld schrieb am 28.11.1922 an die Universität Toronto).

Ernst Fuld war 1924/1925 Schriftführer der Gesellschaft für Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten sowie Mitglied des beratenden Ausschusses. In dieser Zeit beteiligte er sich in dieser Funktion aktiv an der Umgestaltung und organisatorischen Fortentwicklung der Fachgesellschaft, die sich 1924 erstmals eine Satzung, eine Geschäftsordnung und ein Mitgliederverzeichnis gab. Seit 1933 erlebte Ernst Fuld die antijüdischen Maßnahmen der Nationalsozialisten, in deren Folge er seine Kassenzulassung verlor.

 

Flucht über Großbritannien in die USA 1938

Fuld floh aus Deutschland zunächst nach Großbritannien. Am 10.09.1938 gelangte er gemeinsam mit seiner Ehefrau Eva Selma, geb. Scharfe, von Southampton mit der S.S. Statendam der Holland-Amerika-Linie in die USA und erreichte New York am 18.09.1938. Ein Sohn, Albrecht Eugen Fuld, war bereits 1934 in die USA emigriert und arbeitete als Arzt am Montefiore Hospital in der Bronx, New York, wo er 1945 37-jährig starb. Ein anderer Sohn, Wolfgang Adolf Fuld, blieb in England.

Der 65-jährige Ernst Fuld konnte in einer Privatpraxis in New York City tätig sein.

Mit dem 14.07.1941 wurde ihm die Deutschen Staatsbürgerschaft entzogen.

In den USA war er assoziiertes Mitglied der American Medical Association (AMA) sowie der Rudolf Virchow Medical Society in the City of New York.

Ernst Fuld starb 82-jährig am 30.11.1955 in Orangetown, Rockland County, nahe New York.

Eigene Publikationen (Auswahl)

  1. Mit Spiro K.: Der Einfluß einiger gerinnungshemmender Agentien auf das Vogelplasma. Beitr Chem Physiol Path 1904; 5: 171-190
  2. Mit Levison LA.: Die Pepsinbestimmung mittelst der Edestinprobe. Biochem Z 1907; 6: 473-501
  3. Über den klinischen Wert der Magenfermentproben. Arch Verdauungskr 1911; 17: 47-52
  4. Mit Hirayama K.: Die Ausscheidung der Magenfermente (Lab und Pepsin) durch den Urin. Z exp Path Ther 1912; 10: 248-278
  5. „Physiologie der Magen- und Darmverdauung“ und „Prüfung der digestiven Tätigkeiten des Magens hinsichtlich Sekretion, Motilität, Resorption“, in: Friedrich Kraus, Theodor Brugsch [Hg.], Speziellen Pathologie und Therapie Innerer Krankheiten, Band V (Erkrankungen des Verdauungstraktes), Berlin/Wien: Urban & Schwarzenberg, 1921, S. 225-281 und 435-514

Quellen und Literatur
zu den Quellen
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Quellen/Literatur/Weblinks

Biografie von Prof. Dr. med. Ernst Fuld

Verzeichnis der Quellen

  • Deutscher Reichsanzeiger und Preußischer Staatsanzeiger vom 18.7.1941, Nr. 165
  • Fuld E. Dissertation: Über das Verhaltens des Sphincter ani bei Hunden mit exstirpiertem Lendenmark. Strassburg 1895; Bayerische Staatsbibliothek (BSB), München, Diss. med. 288-11

Verzeichnis der Literatur

  • Boas I. Rückblick auf die vierte Tagung der Gesellschaft für Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten. Arch Verdauungskr 1925; 34: 129-130
  • Fischer I. Biographisches Lexikon der hervorragenden Ärzte der letzten fünfzig Jahre. Band I. Berlin, Wien: Urban & Schwarzenberg; 1932: 473
  • Verhandlungen der Gesellschaft für Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten. V. Tagung in Wien, 1925. Leipzig: Georg Thieme Verlag 1926: 15
  • o.V. Deaths. JAMA 1956; 160: 224
  • o.V. Eugenie Essler, Ernst Fuld, Nachruf. Aufbau 1955; 21 Nr. 49:
  • Schwoch R. [Hg] Berliner Jüdische Kassenärzte und ihr Schicksal im Nationalsozialismus. Ein Gedenkbuch. Berlin: Hentrich & Hentrich Verlag 2009: 268
  • Sonnenfeld A. Ernest Fuld, Obituary. Proc Rudolf Virchow Med Soc City NY 1956; 15: 117

Verzeichnis der Weblinks