Prof. Dr. med. Eugen Joseph
- 26.04.1879, Bad Landeck/Lądek Zdrój, Niederschlesien, Polen
- 24.12.1933, Berlin
- Mitglied seit 1929
- Berlin
- Chirurg und Urologe
Eugen Joseph wurde 1879 im früheren Niederschlesien als Sohn des praktischen Arztes Dr. Ludwig Joseph geboren. Seine Familie übersiedelte 1890 nach Berlin. Am dortigen Wilhelmsgymnasium legte Eugen Joseph 1897 das Abitur ab.
Ausbildung und Wirkungsstätte
Eugen Joseph studierte in Greifswald, Breslau/Wrocław, Berlin und in den letzten vier Semestern in Heidelberg Medizin. Dort erfolgten 1902 das Staatsexamen sowie die Promotion mit der Arbeit „Die Morphologie des Blutes bei der akuten und chronischen Osteomyelitis“.
Die Weiterbildung im Fach Chirurgie absolvierte Joseph in der Chirurgischen Universitätsklinik Heidelberg bei Vincenz Czerny sowie seit 1904 bei August Bier, Chirurgische Universitätsklinik Bonn, der in jener Zeit im St. Johannes-Hospital operierte. Mit Bier wechselte Joseph 1907 an die Berliner Chirurgische Universitätsklinik in der Berliner Ziegelstraße und habilitierte sich 1910 für das Fachgebiert Chirurgie an der Friedrich-Wilhelms-Universität Berlin. 1921 erhielt er eine außerordentliche Professur an der Berliner Universität.
Frühzeitig war die urologische Chirurgie Josephs Spezialgebiet, in dem er zu urologisch-diagnostischen Fragen sowie unter anderem zur Therapie der Harnblasentumore mittels Thermokoagulation forschte und umfangreich publizierte. Er gehörte zu den Mitbegründern des neuen Fachgebietes Urologie. 1904 publizierte er gemeinsam mit Friedrich Voelcker zur Chromocystoskopie. 1913 wurde er Leiter der Abteilung für Urologie des Poliklinischen Universitäts-Institutes für Chirurgie in der Ziegelstraße. 1921 eröffnete Joseph im ehemaligen Sanatorium Hygiea in der Berliner Martin Luther Straße eine chirurgisch-urologische Privatklinik. Mit der Berliner Urologischen Universitätspoliklinik in der Ziegelstraße blieb er weiterhin assoziiert und hielt Vorlesungen in seinem Fachgebiet an der Berliner Universität.
Joseph war Mitherausgeber der Zeitschrift für Urologie. Neben seinem Spezialgebiet publizierte Joseph zu Fragen der Abdominalchirurgie und beschäftigte sich mit Grundfragen der Entzündung und der Infektionen. Gemeinsam mit August Bier gab er das „Lehrbuch der Hyperämiebehandlung akuter chirurgischer Infektionen“ (Leipzig 1911) heraus. Im Mai 1933 erschien Josephs letzte Arbeit zur „Bedeutung der intravenösen Pyelographie“ (Klinische Wochenschrift 1933; 12: 793-799).
Zu seinen Schülern zählten Werner Staehler (1908-1984) und Simon Perlmann (1898 – 1949). Staehler, der für die transurethrale Elektroresektion ein neues Resektoskop einführte, wurde erster ärztlicher Leiter der Klinik für Urologie an der Eberhard-Karls-Universität Tübingen. Perlmann, langjähriger Mitarbeiter Josephs, emigrierte 1934 nach Polen und etablierte als Leiter einer speziellen Station für Urologie an der Chirurgischen Universitätsklinik Wilna/Vilnius die neue Fachdisziplin. Später gelangte Perlmann nach Palästina.
1933
Mit dem 04.09.1933 wurde Joseph die Lehrbefugnis an der Berliner Universität entzogen (§ 3 Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentum vom 07.04.1933, Entzug der Lehrbefugnis wegen „nicht-arischer Abstammung“). Die Entrechtung und Demütigung der Juden nach Beginn der NS-Diktatur hat Joseph zutiefst getroffen.
Am 24.12.1933 beging Eugen Joseph, 54-jährig, Selbstmord in Berlin. Er wurde auf dem jüdischen Friedhof Berlin-Weißensee begraben. Seine Ehefrau Lilly Joseph und die 27-jährige Tochter Marianne flohen aus Deutschland zunächst in die Schweiz und später nach Frankreich. Von dort wurden sie im Dezember 1943 nach Auschwitz deportiert und ermordet. Der zweiten Tochter des Ehepaars Josephs gelang die Flucht nach Palästina.