Eine Erinnerungsarbeit der Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten
In Erinnerung an

Dr. med.
Franz Meyersohn
1891 - 1959

Dr. med. Franz Meyersohn mit seiner Ehefrau Magda und den Kindern Rolf und Charlotte um 1933 © Familie Meyersohn, USA. Unterschrift 1938
Dr. med. Franz Meyersohn mit seiner Ehefrau Magda und den Kindern Rolf und Charlotte um 1933 © Familie Meyersohn, USA. Unterschrift 1938

Mitglied seit 1926

Praktischer Arzt in Schwerin

Flucht in die USA im Juli 1938

Dissertation, Frankfurt 1920
Dissertation, Frankfurt 1920

Dr. med. Franz Meyersohn

  • 0‌9‌.‌0‌3‌.‌1‌8‌9‌1‌, Schwerin
  • 2‌0‌.‌0‌3‌.‌1‌9‌5‌9‌, Worcester, Massachusetts, USA
  • Mitglied seit 1926
  • Geflohen 1938, USA
  • Schwerin
  • Praktischer Arzt

Franz Meyersohn wurde 1891 als Sohn des Arztes und Sanitätsrates Dr. Bernhard Meyersohn und seiner Ehefrau Henny, geb. Cohen, in Schwerin geboren.

 

Ausbildung und Wirkungsstätte

Nach dem Abitur 1910 in Schwerin studierte Meyersohn in München, Leipzig, Berlin und Freiburg Medizin. Während des Ersten Weltkrieges erhielt er 1915 die Approbation, war einige Monate als praktischer Arzt in Wischwill, Kreis Ragnit, im früheren Ostpreußen (heute Viešvile, Bezirk Tauragė, Litauen) tätig und nahm vom Oktober 1915 bis zum Dezember 1918 aktiv am Ersten Weltkrieg teil. Danach arbeitete er als Assistenzarzt in der Poliklinik für Nervenkranke am Städtischen Krankenhaus-Sachsenhausen in Frankfurt am Main bei dem Psychiater und Neurologen Georg Ludwig Dreyfus und promovierte in Frankfurt im Dezember 1919 mit der Arbeit „Tabes und Osteomalacie, ein Beitrag zur Lehre der durch innersekretorische Störungen komplizierten Tabes“.

Dissertation, Frankfurt 1920
Dissertation, Frankfurt 1920

1920 ließ sich Franz Meyersohn als praktischer Arzt in Schwerin nieder, führte eine sehr große Praxis, war als Belegarzt im Marienkrankenhaus tätig und genoss hohes Ansehen in der Stadt. Im März 1924 heiratete Meyersohn die 1900 in Budapest geborene Magda Wellisch, im Dezember 1924 wurde die Tochter Charlotte „Lotti“ und 1926 der Sohn Rolf geboren. Nach dem April 1933 konnte Franz Meyersohn als Teilnehmer des Ersten Weltkriegs seine Patienten, die in der gesetzlichen Krankenkasse versichert waren, zunächst weiterbehandeln.

Im Januar 1936 übernahm er die ärztliche Leitung des Sanatoriums im Schlossgarten in Schwerin, nachdem dessen Besitzer, Dr. Erich Rosenhain und Dr. Gertrude Rosenhain-Hammerstein, aus Deutschland fliehen mussten.

Meyersohn bemühte sich intensiv um den Erhalt des Sanatoriums, um dort seine Patienten weiterhin versorgen zu können. Die wirtschaftliche Sanatoriums-Leitung lag in den Händen einer anderen Person. Besitzer blieben bis 1938 Dr. Erich Rosenhain und dessen Ehefrau. Die Arbeitsmöglichkeiten Meyersohns in dem Sanatorium waren stark erschwert und begrenzt: von den 25 Betten konnten lediglich 7 Betten belegt werden; von vier Krankenschwestern befanden sich nur noch zwei im Dienst. Über welchen Zeitraum das Sanatorium 1936/37 unter diesen Bedingungen betrieben werden konnte, ist nicht sicher dokumentiert. Der Kaufvertrag für das Sanatorium ist auf den 21.02.1938 datiert (Quelle: Akte MG 764, Stadtarchiv Schwerin, u. a. Schreiben Dr. Franz Meyersohns an das Oberversicherungsamt Schwerin vom 18.02.1936 und Auskunft PD Dr. B. Kasten, Stadtarchiv Schwerin vom 12.05.2021).

 

Flucht in die USA 1938

Im April 1933 standen SA-Posten vor den ärztlichen Praxen in Schwerin. Meyersohn konnte zunächst als Teilnehmer am Ersten Weltkrieg („Frontkämpferprivileg“) weiterhin Patienten behandeln, die in den gesetzlichen Krankenkassen versichert waren.

1938 wandte sich der bekannte Hamburger Internist und Neurologe Max Nonne an seinen früheren Mitarbeiter Hans Heinrich Reese, der 1923 in die USA ausgewandert war und in Madison an der University of Wisconsin Neurologie lehrte: in seinem Brief bat Nonne um Reeses Unterstützung für die Familie Meyersohn bei der Einreise in die USA (Quelle: Staatsarchiv Hamburg, Nachlass Nonne, zitiert nach Peiffer J, Hirnforschung in Deutschland 1849 bis 1974, Berlin-Heidelberg: Springer-Verlag 2004, S. 975, Briefe, Lfd. 1625 a).

Im Juni 1938 floh Franz Meyersohn mit seiner Ehefrau und den beiden 11- und 13-jährigen Kindern zunächst in die Niederlande. Von Rotterdam gelangte die Familie mit der S.S. Veendam in die USA, wo sie am 26.07.1938 in New York ankam. Im März 1939 zog die Familie von New York nach Worcester, Massachusetts.

Franz und Magda Meyersohn © Familie Meyersohn, USA
Franz und Magda Meyersohn © Familie Meyersohn, USA

Nach Sprach- und Examensprüfungen erhielt Meyersohn in den USA die Lizenz zu ärztlicher Tätigkeit und konnte in privater Praxis in Worcester, Massachusetts, arbeiten. 1942 wurde das dritte Kind Peter in Worcester geboren.

Mit dem 21.06.1939 war ihm und seiner Familie die deutsche Staatsbürgerschaft entzogen worden.

Entzug der Staatsbürgerschaft. Quelle: ancestry.de. Index von Juden, deren deutsche Staatsbürgerschaft vom Nazi-Regime annulliert wurde, 1935-1944
Entzug der Staatsbürgerschaft. Quelle: ancestry.de. Index von Juden, deren deutsche Staatsbürgerschaft vom Nazi-Regime annulliert wurde, 1935-1944

Franz Meyersohn starb am 20.03.1959 68-jährig in Worcester, Massachusetts. Seine Grabstätte findet sich auf dem Bnai Brith Lodge Cemetery Worcester.

Quelle: www.findagrave.com, Fotografin Ellen-Ruth Burack Flanagan
Quelle: www.findagrave.com, Fotografin Ellen-Ruth Burack Flanagan
Danksagung

Gedankt sei Herrn PD Dr. Bernd Kasten, Leiter des Stadtarchivs Schwerin, für Hinweise zur Biografie Franz Meyersohns. Ganz besonderer Dank gebührt Franz Meyersohns Enkelsohn, Jonathan Meyersohn, USA, der wertvolle Dokumente sowie die eindrücklichen Fotografien zur Verfügung stellte.

 

Beitrag von Dr. med. Harro Jenss, Worpswede


Quellen und Literatur
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Quellen/Literatur/Weblinks

Biografie von Dr. med. Franz Meyersohn

Verzeichnis der Quellen

  • Deutscher Reichsanzeiger Nr. 143 und preußischer Staatsanzeiger vom 24.6.1939
  • Meyersohn F. Dissertation: Tabes und Osteomalacie, ein Beitrag zur Lehre der durch innersekretorische Störungen komplizierten Tabes. Frankfurt 1919. Preußische Staatsbibliothek Berlin. SBB-pk, Sign Ja 6000-1921/22

Verzeichnis der Literatur

  • Kasten B. Ausgrenzung, Vertreibung, Vernichtung – Juden in Schwerin 1933–1945. In: Schriften zur Stadt- und Regionalgeschichte, Band 4. Historisches Museum Schwerin [Hg], Schwerin; 1995
  • Willgeroth G. Die Mecklenburgischen Aerzte von den ältesten Zeiten bis zur Gegenwart. Schwerin: Verlag der Landesgeschäftsstelle des Meckl. Aerztevereinsbundes; 1929: 404

Verzeichnis der Weblinks