Dr. med. Walter Löwenberg
- 25.08.1892, Berlin
- 31.03.1957, New York
- Mitglied seit 1926
- Geflohen 1935, USA
- Berlin
- Facharzt für Innere Medizin
„Ich, Walter Löwenberg, wurde am 25. August 1892 als Sohn des Kaufmanns Cäsar Löwenberg und seiner Ehefrau Anna, geb. Cohn, zu Berlin geboren. Von Ostern 1899 ab besuchte ich die Kaiser-Friedrich-Schule in Charlottenburg, die ich Ostern 1911 mit dem Zeugnis der Reife verliess. Ich widmete mich dann dem Studium der Medizin, studierte in Berlin und Freiburg, wo ich im Juli 1913 das medizinische Vorexamen mit „sehr gut“ bestand“, so Löwenberg im Lebenslauf seiner Dissertationsschrift.
Ausbildung und Wirkungsstätte
Sein weiteres Medizinstudium wurde durch den Ersten Weltkrieg unterbrochen: „Vom Beginn des Krieges an war ich im Felde; in den ersten Monaten als Sanitätsgefreiter, dann als Feldunter- und Feldhilfsarzt. Im Juni 1918 wurde ich verwundet und kam in die Heimat. Ich nahm dann meine medizinischen Studien in Jena wieder auf, bestand dort im Juni 1919 das medizinische Staatsexamen mit „sehr gut“. Unter Anrechnung der Kriegsdienstzeit auf das praktische Jahr erhielt ich gleich die Approbation als Arzt. Seit Juli dieses Jahres bin ich am Pathologischen Institut der Charité zu Berlin als Volontärassistent tätig“ [Lebenslauf Löwenbergs, Dissertationsschrift]. Im Dezember 1919 wurde Walter Löwenberg mit der Arbeit „Ueber die diffuse Ausbreitung von Gliomen in den weichen Häuten des Zentralnervensystems“ promoviert, die er im Institut für Pathologie der Berliner Charité angefertigt hatte.
Seine klinisch internistische Ausbildung mit einem gastroenterologischen Schwerpunkt erhielt Löwenberg als Assistenzarzt in der I. Medizinischen Klinik des Städtischen Rudolf-Virchow-Krankenhauses in Berlin bei Leopold Kuttner, der neben Ismar Boas und Hermann Strauß zu den führenden Gastroenterologen im Berlin jener Zeit gehörte und der die Gesellschaft für Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten 1925 organisatorisch wesentlich weiterentwickelte. In Kuttners Abteilung war Löwenberg seit 1925 als Oberarzt tätig.
Walter Löwenberg beschäftigte sich in enger Zusammenarbeit mit dem Leitenden Bakteriologen Kurt Meyer des Rudolf-Virchow-Krankenhauses mit der bakteriziden Wirkung des Magen- und Duodenalsaftes und publizierte hierzu in der Klinischen Wochenschrift sowie im „Boas-Archiv“. Zudem befasste er sich mit der perniziösen Anämie und der Darmflora. Hierzu trug er während der 8. Tagung der Geselllschaft für Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten in Amsterdam 1928 vor.
Seit 1929 führte Löwenberg in Berlin eine Praxis als Facharzt für Innere Medizin. 1932 bis 1935 befand sich seine Praxis in der Berliner Bleibtreustrasse 27. 1927 hatte Walter Löwenberg in Berlin-Charlottenburg die spätere Kinderärztin Anne-Marie Cassirer (geb. 24.08.1902) geheiratet. Sie war die Tochter des Berliner Neurologen Richard Cassirer (1868 – 1925) und dessen Frau Hedwig (1873 – 1952). 1928 wurde der Sohn Gerhard, 1930 die Tochter Marianne geboren.
Nach 1933
Walter und Anne-Marie Löwenberg erlebten die antisemitischen Attacken nach Beginn der NS-Herrschaft. Am 01.04.1933 waren er und seine Ehefrau von dem Boykott der ärztlichen Praxen jüdischer Ärztinnen und Ärzte durch die Nationalsozialisten betroffen. 1935 wurde ihm die Kassenzulassung entzogen. „Die nationalsozialistische Regierung machte mir die Weiterführung meiner Praxis und die Erziehung meiner Kinder unmöglich“, so Walter Löwenberg in seinem Entschädigungsantrag 1951.
1935 konnten Walter und Anne-Marie Löwenberg aus Berlin zunächst nach Amsterdam fliehen. Die beiden 7- und 5-jährigen Kinder blieben zunächst bei Hedwig Cassirer in Berlin, der Mutter Anne-Marie Löwenbergs. Das Ehepaar gelangte von Le Havre/Frankreich mit der S.S. Georgic in die USA. New York wurde am 19.12.1935 erreicht. Fünf Monate später traf sich Anne-Marie Löwenberg mit ihre Mutter sowie den beiden Kindern in England und konnte mit diesen von Southampton aus am 07.06.1936 mit der S.S. Bremen nach New York reisen. Die Mutter Anne-Marie Löwenbergs wird 72-jährig im April 1946 von London zur Familie Löwenberg nach New York übersiedeln.
Nach Sprachprüfungen und dem amerikanischen Staatsexamen war Walter Löwenberg/Loewenberg in New York von 1937 bis 1957 in privater Praxis in New York tätig. Vom Oktober 1936 bis März 1947 konnte er unentgeltlich als Clinical Assistant im Medical Outpatient Department des Mount Sinai Hospitals New York hospitieren. Zudem war er seit 1940 zeitweise als Assistenzarzt im Lenox Hill Hospital New York, dem früheren Deutschen Krankenhaus, gemeinsam mit Charles Isaac-Krieger tätig. Dieser war bereits 1920 sein Kollege in der Medizinischen Klinik des Berliner Rudolf-Virchow-Krankenhauses bei Leopold Kuttner. Nach einer Erkrankung 1952 war Walter Loewenberg gesundheitlich beeinträchtigt. Seiner beruflichen Tätigkeit konnte er nur eingeschränkt nachgehen.
Seine Ehefrau arbeitete als Kinderärztin über vier Jahrzehnte als Attending Physician an der New York Infirmary und in der Day Care Division of the Department of Health in New York.
Die Einbürgerung in den USA erhielt das Ehepaar Loewenberg 1943.
Walter Loewenberg starb 64-jährig am 31.03.1957 während eines Aufenthaltes in Ormond Beach in Florida an den Folgen eines Schlaganfalls.
Seine Ehefrau überlebte ihn 44 Jahre. Sie starb am 17.10.2001 in New York. Die Grabstätte Walter und Anne Marie Loewenbergs befindet sich auf dem Ferncliff Cemetery, Hartsdale, Greenburgh, Westchester County, New York. Der 1894 geborenen Schwester Walter Loewenbergs, Gertrud Wiesenthal, gelang im April 1938 die Flucht in die USA. Sie starb 1961 in New York.
Beitrag von Dr. med. Harro Jenss, Worpswede