Dr. med. Georg Pietrkowski
- 09.10.1874, Posen, Westpreußen/Poznań, Polen
- 19.01.1964, Berkeley, Kalifornien, USA
- Mitglied seit 1929
- Geflohen 1940, USA
- Freiburg im Breisgau
- Niedergelassener Facharzt für Magen-, Darm- und Stoffwechselkrankheiten und Pharmakologe
Georg Pietrkowski wurde 1874 als Sohn des Kaufmanns Mathias Pietrkowski und seiner Ehefrau Lina, geb. Reimann, in Posen geboren.
Ausbildung und Wirkungsstätte
Nach dem Abitur am Königlichen Gymnasium in Danzig studierte Georg Pietrkowski seit 1892 in Breslau, München, Berlin und Freiburg im Breisgau Medizin. Dort legte er am 01.07.1897 das Staatsexamen ab. Im gleichen Jahr wurde er mit der Arbeit „Ueber Sublimatintoxikation mit besonderer Berücksichtigung der Darmerscheinungen“ an der Freiburger Universität promoviert.
Nach dem Studium ließ er sich als praktischer Arzt in Rixdorf, heute Teil des Berliner Stadtbezirks Neukölln, nieder. Kurzzeitig war er als Schiffsarzt tätig. Seit 1902 bildete sich Pietrkowski in Posen zum Specialarzt für Magen- und Darmkrankheiten weiter und führte seit 1907 eine eigene gastroenterologische Praxis mit einer kleinen Privatklinik, die über acht Betten und eine Schwester verfügte. 1911 erkrankte er an einer Lungentuberkulose. Georg Pietrkowski gab daraufhin seine bisherige Tätigkeit in Posen auf. Er hielt sich im südbadischen Badenweiler auf und kam dort mit dem Digitalisforscher Albert Fränkel in Kontakt. Aufenthalte in Davos und an der italienischen Riviera schlossen sich an.
Im April 1914 übersiedelte die Familie nach Freiburg im Breisgau. Nach Ausheilung der Tuberkulose arbeitete Pietrkowski als Privatgelehrter und Assistent seit 1915 im Institut für Pharmakologie der Universität Freiburg bei Walther Straub, einem frühen Vertreter der experimentellen Pharmakologie, und bei dessen Nachfolger Paul Trendelenburg. Aus dieser Zeit stammen unter anderem Untersuchungen an der Herzmuskulatur sowie zur Wirkung des Strophantins. An der Gründung der Deutschen Gesellschaft für Pharmakologie 1920 hat er mitgewirkt. Von 1920 bis 1926 war Pietrkowski wissenschaftlicher Beirat und Mitarbeiter der Krause-Medico Gesellschaft, einer pharmakologisch forschenden Firma, und war in einem Freiburger Labor an der Herstellung von Arzneimitteln beteiligt.
1926 ließ er sich als Facharzt für Magen-, Darm- und Stoffwechselkrankheiten in der Freiburger Kaiserstraße 29 nieder.
1933
Anfang 1933 wurde der in München studierende Sohn Bernhard wegen einer angeblich antinazistischen Aktion festgenommen und vorübergehend im Konzentrationslager Dachau inhaftiert. Am Tage des „Judenboykotts“, am 01.04.1933, wurde Pietrkowskis Praxis- und Arztschild mit gelben Streifen überklebt. Aufgrund der antijüdischen Maßnahmen der Nationalsozialisten und nach dem frühen Verlust der Kassenzulassung entschloss sich Pietrkowski Deutschland zu verlassen. Am 02.11.1933 meldete er sich in Freiburg ab und gelangte mit seiner Ehefrau Eva über die Schweiz zunächst nach Nervi bei Genua. Dort erlernte er die italienische Sprache, absolvierte das italienische medizinische Staatsexamen und erhielt die italienische Approbation. Danach übersiedelte er nach Florenz, wo eine Verwandte lebte. Er war dort seit 1935 als Facharzt für Magen-, Darm- und Stoffwechselkrankheiten tätig. Der Sohn Michael Edmund (Micha) konnte frühzeitig nach Palästina übersiedeln. Die beiden anderen Söhne Bernhard und Stefan gelangten in die USA. In Italien nahmen seit 1938 die antisemitischen Maßnahmen zu, sodass das Ehepaar Pietrkowski erneut in einem anderen Land Zuflucht suchen musste.
1940 Flucht in die USA
Georg Pietrkowski und seine Ehefrau reisten 1938 von Italien in die Schweiz und versuchten ein Einreisevisum für die USA zu erhalten. Im Sommer 1940 konnten sie aus der Schweiz über Frankreich und den Grenzort Portbou Spanien erreichen. Von der Hafenstadt Vigo im Nordwesten Spaniens gelangten sie nach Havanna auf Kuba. Von dort erreichten sie am 13.09.1940 New York. Das jüngste Kind des Ehepaares, die Tochter Lena, flüchtete 1938 aus Italien nach Zürich und gelangte über Frankreich in die USA, wo sie später bis zu ihrem Tode 2011 in Seattle lebte.
Von New York übersiedelte das Ehepaar nach Berkeley, Kalifornien, dem Wohnort ihres Sohnes Bernard. In den USA übte der 66-jährige Georg Pietrkowski keine ärztliche Tätigkeit mehr aus. 1946 erhielt er die US-Staatsbürgerschaft. Einer seiner Bürgen war der mit ihm befreundete, ebenfalls in Posen geborene Historiker, Ernst Hartwig Kantorowicz.
Georg Pietrkowski, der sich in den USA George Peters nannte, starb 89-jährig am 19.01.1964 in Berkeley, Kalifornien.
Danksagung
Sehr großer Dank gebührt Tom Frank Peters für wertvolle Hinweise zur Biographie seines Großvaters sowie für die Überlassung der eindrücklichen Fotografien. Ebenso sei Susanne Breisinger besonders gedankt für die Kontakte 2012 und 2019 zu ihrer Dissertation über die Freiburger niedergelassenen jüdischen Ärzte und für die Überlassung ihres Textes zum Lebensweg Georg Pietrkowskis.
Quellen und Literatur
zu den Quellen



