Eine Erinnerungsarbeit der Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten
In Erinnerung an

Dr. med.
Karl Josef Reicher
1878 - 1944

Karl Reichers Hotel Kuranstalt Hohenlohe und Unterschrift, <br> Bildquellen Archiv H Je und Staatsarchiv Ludwigsburg, Sign. PL 502/20 Bü 296
Karl Reichers Hotel Kuranstalt Hohenlohe und Unterschrift,
Bildquellen Archiv H Je und Staatsarchiv Ludwigsburg, Sign. PL 502/20 Bü 296

Mitglied seit 1925

Seit 1914 als Kurarzt in Bad Mergentheim tätig

Deportation aus Frankreich nach Auschwitz im Januar 1944

Karl Reicher 1931, Archiv H Je
Karl Reicher 1931, Archiv H Je

Dr. med. Karl Josef Reicher

  • 0‌1‌.‌1‌0‌.‌1‌8‌7‌8‌, Wien
  • 3‌1‌.‌0‌8‌.‌1‌9‌4‌4‌, Auschwitz
  • Mitglied seit 1925
  • Deportiert im Jahre 1944
  • Frankfurt am Main
  • Niedergelassener Facharzt für Magen-, Darm- und Stoffwechselkrankheiten

Ausbildung und Wirkungsstätte

Karl Josef Reicher studierte an der Universität Wien Medizin, legte dort die Rigorosenprüfung ab, wurde promoviert und erhielt 1905 in Wien die Approbation als Arzt. Später übersiedelte er nach Berlin und war 1909/1910 als Assistenzarzt in der II. Medizinischen Klinik der Charité bei Friedrich Kraus tätig. Im gleichen Jahr wurde seine Approbation für das Deutsche Kaiserreich bestätigt.

Karl Josef Reicher praktizierte seit 1910 in Bad Mergentheim als Arzt für Innere Krankheiten einschließlich Röntgendiagnostik. Von 1914 bis 1922 war er Leitender Kurarzt und Mitinhaber der Kuranstalt Hohenlohe in Bad Mergentheim (Dr. Reicher’s Kuranstalt für Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten; heute Median Klinik Hohenlohe Bad Mergentheim). In gleicher Funktion arbeitete er nach 1922 in den Sommermonaten im Kurhotel „Viktoria“ in Bad Mergentheim.

Karl Reicher 1931, Archiv H Je
Karl Reicher 1931, Archiv H Je

Seit 1918 lebte Karl Reicher in Frankfurt, hier praktizierte er – vorwiegend in den Wintermonaten – als Facharzt für Magen-, Darm- und Stoffwechselkrankheiten in der Liebigstraße 18.

Karl Reicher, Kurhotel Viktoria © Stadtarchiv Bad Mergentheim
Karl Reicher, Kurhotel Viktoria © Stadtarchiv Bad Mergentheim
Karl Reichers Kuranstalt Hohenlohe © Stadtarchiv Bad Mergentheim
Karl Reichers Kuranstalt Hohenlohe © Stadtarchiv Bad Mergentheim
Karl Reichers Hotel Kuranstalt Hohenlohe © Stadtarchiv Bad Mergentheim
Karl Reichers Hotel Kuranstalt Hohenlohe © Stadtarchiv Bad Mergentheim

 

Flucht nach Paris und Deportation nach Auschwitz

1938 musste Reicher wegen der Verfolgungen durch die Nationalsozialisten seine Praxis aufgeben. Am 30.09.1938 verlor er seine Approbation. Die letzte Anschrift in Frankfurt lautete Kaiserstraße 33.

Reicher floh aus Deutschland nach Frankreich. Dort wurde das Ehepaar Reicher Ende Juni 1943 verhaftet und in das Gefängnis Saint Pièrre in Marseille verschleppt. Unmittelbar nach der Freilassung im November 1943 verhaftete die GESTAPO Karl Reicher erneut und verbrachte ihn in das Internierungslager Drancy.

Am 20.01.1944 wurde Karl Josef (Charles) Reicher in das Vernichtungs- und Konzentrationslager Auschwitz deportiert  („Abschubliste 66“, Transport von Drancy nach dem Osten/Auschwitz). Er wurde dort am 31.08.1944 im Alter von 67 Jahren ermordet.

Die Ehefrau Reichers überlebte den Holocaust in Frankreich und kehrte nach Ende des Zweiten Weltkrieges nach Deutschland zurück.

Eigene Publikationen (Auswahl)

  1. Ueber Wassermannsche Reaktion und Narkose. Dtsch med Wochenschr 1910; 36: 617
  2. Korpulenz, eine Gefahr. Ein zuverlässiger Führer zu normalem Körpergewicht ohne Schädigung der Gesundheit. Entfettungsdiät. Kalorientabelle. Stuttgart: Süddeutsches Verlagshaus 1931.
Danksagung

Frau Heike Drummer, Stadt Frankfurt und Jüdisches Museum Frankfurt, gebührt Dank für die Hilfe bei der Spurensuche nach Dr. Karl Reicher. Ebenso gebührt Herrn Alexander Ploebsch, Stadtarchiv Bad Mergentheim, Dank für seine Auskünfte vom 10.12.2020 zur Tätigkeit Dr. Reichers in Bad Mergentheim.


Quellen und Literatur
zu den Quellen
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Quellen/Literatur/Weblinks

Biografie von Dr. med. Karl Josef Reicher

Verzeichnis der Quellen

  • Datenbank Gedenkstätte Neuer Börneplatz, Frankfurt (Auskunft H. Drummer)
  • Hessisches Hauptstaatsarchiv (HHStAW) Bestand 519 / A Nr 4402 (2 Bände)
  • Hessisches Hauptstaatsarchiv (HHStAW) Abt. 518 / 20384, Paket 728/W-848 Bde. 1-4
  • Hessisches Hauptstaatsarchiv (HHStAW) Bestand 474 / 3 Nr. 110

Verzeichnis der Literatur

  • Drexler-Gormann B. Jüdische Ärzte in Frankfurt am Main 1933–1945. Isolation, Vertreibung, Ermordung. Frankfurt / M: Mabuse-Verlag; 2009: 94
  • Forsbach R, Hofer H-G. Internisten in Diktatur und junger Demokratie. Die Deutsche Gesellschaft für Innere Medizin 1933-1970. Berlin: Medizinisch Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft 2018: 434

Verzeichnis der Weblinks