Eine Erinnerungsarbeit der Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten
In Erinnerung an

Prof. Dr. med.
Ludwig Pick
1868 - 1944

Prof. Dr. med. Ludwig Pick, Bildquelle Wikipedia
Prof. Dr. med. Ludwig Pick, Bildquelle Wikipedia

Mitglied seit 1925

Studium in Heidelberg, Leipzig, Berlin und Königsberg

National und international hoch angesehener Pathologe

Zwangspensionierung
und Deportation

Zeitschrift für Klinische Medizin 1894
Zeitschrift für Klinische Medizin 1894

Prof. Dr. med. Ludwig Pick

  • 3‌1‌.‌0‌8‌.‌1‌8‌6‌8‌, Landsberg a. d. Warthe/Gorzów, Polen
  • 0‌3‌.‌0‌2‌.‌1‌9‌4‌4‌, Ghetto Theresienstadt/Terezin
  • Mitglied seit 1925
  • Deportiert im Jahre 1943
  • Berlin
  • Facharzt für Pathologie

Ludwig Pick wurde 1868 als Sohn des Kaufmanns Hermann Pick und seiner Ehefrau Beatrice, geb. Schoenflies, in Landsberg an der Warthe geboren.

 

Ausbildung und Wirkungsstätte

Nach dem Schulbesuch in Landsberg studierte Ludwig Pick seit 1887 in Heidelberg, Leipzig, Berlin und Königsberg/Kaliningrad Medizin und entwickelte frühzeitig ein besonderes Interesse für die Pathologische Anatomie und Histologie. In Königsberg wurde Pick durch die beiden Pathologen Ernst Neumann und Cölestin Nauwerck geprägt.

Nach dem Staatsexamen 1892 in Königsberg wurde Pick im Jahr darauf mit der Arbeit „Ein Beitrag zur Aetiologie, Genese und Bedeutung der hyalinen Thrombose“ an der Universität Leipzig promoviert. Die Arbeit fertigte er bei dem Leipziger Pathologen Felix Victor Birch-Hirschfeld an. Von 1893 bis 1906 war er zunächst als Assistenzarzt, später als Leiter des pathologisch-anatomischen Laboratoriums der Dr. Leopold Landauer’schen Frauenklinik in Berlin-Mitte tätig. 1899 wurde Ludwig Pick an der Friedrich-Wilhelms-Universität Berlin für das Fach Pathologische Anatomie nach einem Gutachten Rudolf Virchows habilitiert.

Zeitschrift für Klinische Medizin 1894
Zeitschrift für Klinische Medizin 1894
Sammlung Klinischer Vorträge 1900
Sammlung Klinischer Vorträge 1900

Seit 1906 war Pick Prosektor und Direktor des Instituts für Pathologie am Städtischen Klinikum Friedrichshain in Berlin. 1909 erhielt er eine Titularprofessur, 1921 eine Honorarprofessur an der Berliner Universität.

Von 1914 bis 1918 nahm Pick aktiv am Ersten Weltkrieg teil und wurde mehrfach ausgezeichnet.

Ludwig Pick genoss national und international ein großes Renommee und war ein hoch angesehener Pathologe, der über mehr als vier Jahrzehnte in Berlin wirkte. Er war wissenschaftlich äußerst aktiv und arbeitete u.a. über Neurome, Pigmente, Nervenerkrankungen und über den Lipoidstoffwechsel. Daneben beschäftigten ihn Fragen aus dem Gebiet der Gynäkopathologie. Er war Erstbeschreiber der Niemann-Pick-Krankheit und leistete Pionierarbeit auf dem Feld der neuen histologischen Techniken.

Pick wurde vor dem Ersten Weltkrieg zu Vorträgen nach New York eingeladen. 1932 hielt er die „Harvey Lecture“ in London und im gleichen Jahr die „Dunham Lecture“ in Boston an der Harvard Medical School.

Bei Ludwig Pick hospitierten und arbeiteten vorübergehend zahlreiche Wissenschaftler und Mediziner aus verschiedenen Länden. Dazu zählten der Internist und Pathologe Eli Moschcowitz und der spätere Gynäkologe Robert Tilden Frank vom Mount Sinai Hospital New York.

1933 erhielt Pick eine Berufung als Pathologe an die Universität Chicago, die er ablehnte.

 

1933

1933 wurde Pick aus seinem Amt als Direktor des Instituts für Pathologie am Städtischen Krankenhaus Berlin-Friedrichshain entlassen und zwangspensioniert. Die Lehrbefugnis an der Berliner Universität wurde ihm am 19.10.1935 entzogen. Seit 1939 arbeitete Ludwig Pick als Leiter der Abteilung für Pathologie am Jüdischen Krankenhaus in Berlin. Seit dieser Zeit musste er die Bezeichnung „Krankenbehandler für Pathologie“ führen.

 

Deportation 1943 in das Ghetto Theresienstadt

Am 17.06.1943 wurde Pick aus Berlin (Transport I/96) in das Ghetto Theresienstadt deportiert.

Ludwig Pick starb 75-jährig am 03.02.1944 im Ghetto Theresienstadt an den Folgen der Haft.

Eigene Publikationen (Auswahl)

  1. Zur Aetiologie und Genese der hyalinen Thrombose. Arch pathol Anat Physiol Klin Med 1894; 138: 221-261
  2. Ueber Zwerchfelldurchbohrungen durch das runde Magengeschwür. Z Klin Med 1894; 26: 452-481
  3. Die Skelettform (ossäre Form) des Morbus Gaucher. Jena: Verlag von Gustav Fischer 1927 (Veröffentlichungen aus der Kriegs- und Konstitutionspathologie Band 4, Heft 17)
  4. Über das elastische Gewebe in der normalen und veränderten Gebärmutter. Leipzig: Verlag von Breitkopf und Härtel 1900 (Sammlung klinische Vorträge NF 283 = NF Serie 10,13, Sammlung klinische Vorträge)
  5. Der Morbus Gaucher und die ihm ähnlichen Erkrankungen. Die lipoidzellige Splenohepatomegalie Typus Niemann und die diabetische Lipoidzellenhyperplasie der Milz. Ergebnisse der Inneren Medizin und der Kinderheilkunde 1926; Band 29: 519-627

Quellen und Literatur
zu den Quellen
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Quellen/Literatur/Weblinks

Biografie von Prof. Dr. med. Ludwig Pick

Verzeichnis der Literatur

  • Aufses A H Jr., Niss B J. This house of noble deeds. The Mount Sinai Hospital, 1852 – 2002. New York, London: New York University Press, 2002 238
  • Fischer I. Biographisches Lexikon der hervorragenden Ärzte der letzten fünfzig Jahre. Band I. Berlin, Wien: Urban & Schwarzenberg; 1932: 1214
  • Doetz S, Kopke Ch. „und dürfen das Krankenhaus nicht mehr betreten“: Der Ausschluss jüdischer und politisch unerwünschter Ärztinnen und Ärzte aus dem Berliner städtischen Gesundheitswesen 1933–1945. Berlin: Hentrich & Hentrich Verlag; 2018: 472f.
  • Gruber GG. In memoriam Ludwig Pick, 31.8.1868 – 2.3.1944. Verh Dtsch Ges Pathol 1968; 52: 574-580
  • Kagan S. Jewish Physicians. Boston: Medico-Historical Press 1952: 228f.
  • Neumann-Redlin von Meding, E, Conrad H. Ärzte unter dem Hakenkreuz. Die Berliner Medizinische Gesellschaft im Nationalsozialismus. Berlin: Jaron Verlag; 2013 34-36
  • Pagel J. Biographisches Lexikon hervorragender Ärzte des 19. Jahrhunderts. Reprint der Originalausgabe von 1901 nach dem Exemplar aus der Handbibliothek des Zentralantiquariats der DDR. Basel, München, Paris: S Karger Verlag; 1989: 1293
  • Schleiermacher S, Schagen U (Hg.). Die Charité im Dritten Reich. Zur Dienstbarkeit medizinischer Wissenschaft im Nationalsozialismus. Paderborn-München-Wien-Zürich: Ferdinand Schöningh 2008: 61
  • Schwoch R. [Hg] Berliner Jüdische Kassenärzte und ihr Schicksal im Nationalsozialismus. Ein Gedenkbuch. Berlin: Hentrich & Hentrich Verlag 2009: 684-686
  • Schwoch R. Jüdische Ärzte als Krankenbehandler in Berlin zwischen 1938 und 1945. Frankfurt / M: Mabuse Verlag 2018: 457f.
  • Simmer HH. Der Berliner Pathologe Ludwig Pick (1868-1944). Leben und Werk eines jüdischen Deutschen. Abhandlungen zur Geschichte der Medizin und Naturwissenschaften 94. Hussum: Matthiessen Verlag; 2000
  • Theresienstädter Initiative (Hg). Theresienstädter Gedenkbuch. Die Opfer der Judentransporte aus Deutschland nach Theresienstadt 1942–1945. Institut Prag. Berlin: Metropol Verlag; 2000:
  • Zeidman L A, Kondziella D. Neuroscience in Nazi Europe, Part III: victims of the Third Reich. Can J Neurol Sci 2012; 39 (6): 729-746

Verzeichnis der Weblinks