Eine Erinnerungsarbeit der Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten
In Erinnerung an

Dr. med.
Edwin Jakob Picard
1889 - 1942

Dissertation, München 1913
Dissertation, München 1913

Mitglied seit 1928

Studium in München, Freiburg (Breisgau) und Straßburg

Praxislizenz in Peru

Berliner Tageblatt, 01.12.1922
Berliner Tageblatt, 01.12.1922
Jüdischer Friedhof Lima, Peru © Erich Lewitus
Jüdischer Friedhof Lima, Peru © Erich Lewitus

Dr. med. Edwin Jakob Picard

  • 0‌6‌.‌0‌5‌.‌1‌8‌8‌9‌, Konstanz
  • 2‌1‌.‌0‌6‌.‌1‌9‌4‌2‌, Lima, Peru
  • Mitglied seit 1928
  • Geflohen 1938, Peru
  • Berlin
  • Niedergelassener Chirurg und Urologe

Edwin Jakob Picard wurde 1889 in Konstanz geboren. Sein Vater war Moses Picard, seine Mutter dessen Ehefrau Regina Picard.

 

Ausbildung und Wirkungsstätte

Nach dem Abitur 1908 studierte Edwin J. Picard in München, Freiburg (Breisgau), Straßburg und erneut in München Medizin. Dort legte er im Wintersemester 1913/14 das Staatsexamen ab und wurde mit der Arbeit „Über den Einfluss der Muskelarbeit auf den Cholesteringehalt des Blutes und der Nebennierenrinde“ promoviert. Seine Approbation erhielt er am 01.08.1914.

Picard nahm aktiv am Ersten Weltkrieg in Belgien (Flandern) und später als Leiter eines Lazarettes in Bayern teil.

Nach der chirurgisch-urologischen Ausbildung war er seit 1922 als niedergelassener Chirurg und Urologe in Berlin tätig. Parallel dazu operierte er im Berliner Franziskus-Krankenhaus zusammen mit dem damals führenden Urologen Leopold Casper. Gemeinsam mit diesem gab Picard 1930 das „Lehrbuch der urologischen Diagnostik“ heraus.

Berliner Tageblatt, 01.12.1922
Berliner Tageblatt, 01.12.1922

 

Nach 1933

Nach 1933 verlor Picard seine Kassenzulassung. Im Berliner Franziskus-Krankenhaus war es ihm verboten zu operieren. Zeitweise konnte er noch bis 1936 in der Privatklinik des Chirurgen Ernst Unger operativ tätig sein, bis auch diese Möglichkeit durch den von den NS-Behörden erzwungenen Verkauf der Ungerschen Klinik verschlossen war.

 

Flucht 1938 nach Peru

Picard floh 1938 aus Deutschland zunächst in die Niederlande und nach England. Am 14.07.1938 gelangten er und seine Ehefrau von Liverpool aus mit dem britischen Ozeandampfer Orbita, der auf der Strecke Liverpool-Panamakanal-Valparaiso verkehrte, in die Hafenstadt Callao in Peru und von dort nach Lima.

Die Deutsche Staatsbürgerschaft wurde ihm mit dem 15.04.1940 entzogen. Seine Doktorwürde verlor er im Juli 1940 durch einen Beschluss der Ludwig-Maximilians-Universität München.

In Peru musste sich der 50-jährige Picard vielfältigen erneuten Examina unterziehen, um eine Lizenz zu einer Praxistätigkeit zu erhalten. Diese konnte er lediglich zwei Jahre ausüben.

Edwin Jacob Picard starb 1942 53-jährig in Lima.

Eigene Publikationen (Auswahl)

  1. Mit Leopold Casper: Lehrbuch der urologischen Diagnostik. Leipzig: Georg Thieme Verlag, 1930
Danksagung

Dr. Benjamin Kuntz, Robert Koch Institut, Berlin, danken wir herzlich für die Hinweise auf die Zeitungsanzeige mit Picards Praxiseröffnung 1922 und auf die Fotografie von dessen Grabstätte in Lima, Peru.


Quellen und Literatur
zu den Quellen
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Quellen/Literatur/Weblinks

Biografie von Dr. med. Edwin Jakob Picard

Verzeichnis der Quellen

  • Deutscher Reichsanzeiger und Preußischer Staatsanzeiger 25.7.1940
  • Picard EJ. Dissertation: Über den Einfluss der Muskelarbeit auf den Cholesteringehalt des Blutes und der Nebenniere. München; 1913: 14

Verzeichnis der Literatur

  • Harrecker S. Degradierte Doktoren. Die Aberkennung der Doktorwürde an der Ludwig-Maximilians-Universität München während der Zeit des Nationalsozialismus. München: Herbert Utz Verlag; 2007: 340
  • Schwoch R. [Hg] Berliner Jüdische Kassenärzte und ihr Schicksal im Nationalsozialismus. Ein Gedenkbuch. Berlin: Hentrich & Hentrich Verlag 2009: 683