Eine Erinnerungsarbeit der Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten
In Erinnerung an

Prof. Dr. med.
Oskar David
1880 - 1942

Prof. Dr. med. Oskar David, <br> Karlsbad 1928, Archiv H Je
Prof. Dr. med. Oskar David,
Karlsbad 1928, Archiv H Je

Mitglied seit 1925 als Radiologe und Internist

Flucht in die Niederlande 1938

Ungeklärte Todesumstände im Dezember 1942 in Amsterdam

Dissertation, Bonn 1908
Dissertation, Bonn 1908
Mitteilungen aus den Grenzgebieten der Medizin und Chirurgie 1919
Mitteilungen aus den Grenzgebieten der Medizin und Chirurgie 1919

Prof. Dr. med. Oskar David

  • 0‌5‌.‌0‌3‌.‌1‌8‌8‌0‌, Köln
  • 0‌5‌.‌1‌2‌.‌1‌9‌4‌2‌, Amsterdam
  • Mitglied seit 1925
  • Geflohen 1938, Niederlande
  • Frankfurt am Main
  • Facharzt für Innere Medizin und Röntgendiagnostiker

Ausbildung und Wirkungsstätte

Nach dem Abitur am Königlichen Katholischen Gymnasium an der Apostelkirche Köln, das auch von jüdischen Schülern besucht werden konnte, studierte Oskar David seit April 1901 in Heidelberg, München, Kiel, Erlangen und an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms Universität Bonn. Dort legte er am 16.02.1906 das Staatsexamen ab. Das Praktisches Jahr absolvierte er in der Medizinischen Klinik und am Institut für Hygiene der Universität Bonn.

Seit 01.07.1907 war er Assistenzarzt in der Medizinischen Klinik der Martin Luther Universität Halle-Wittenberg bei Adolf Schmidt, der sich in besonderer Weise mit den Erkrankungen des Dickdarms – unter anderem der Colitis ulcerosa – beschäftigte.

Am 24.01.1908 wurde David an der Universität Bonn mit einer Arbeit „Über den Farbstoff und Eisengehalt des Blutes, Experimentelle und klinische Untersuchungen“ promoviert, die er an der dortigen Medizinischen Klinik angefertigt hatte.

Dissertation, Bonn 1908
Dissertation, Bonn 1908
Lebenslauf, Dissertationsschrift 1908
Lebenslauf, Dissertationsschrift 1908

David gehörte zu jenen Internisten, die sich sehr frühzeitig der radiologischen Diagnostik des Verdauungstraktes widmeten und sich mit der neuen Untersuchungsmethode und -technik vertraut machten. Er publizierte zahlreiche Arbeiten zur radiologischen Diagnostik. Seine Untersuchungen zur Darstellung des Duodenums mit Kontrastmitteln dehnte er auf den gesamten Dünndarm aus.

1914 wurde er zur Habilitation an der Martin-Luther Universität Halle-Wittenberg zugelassen. Zunächst musste er jedoch am Ersten Weltkrieg als Militärarzt teilnehmen, wobei er mehrere Auszeichnungen erhielt.

1918 erfolgte die Habilitation mit der Arbeit „Röntgenologische Untersuchungen über Form und Verhalten des Dünndarms bei direkter Füllung mit Kontrastmitteln“ an der Universität Halle-Wittenberg. Dort erhielt er 1922 eine außerplanmäßige Professur.

Mitteilungen aus den Grenzgebieten der Medizin und Chirurgie 1919
Mitteilungen aus den Grenzgebieten der Medizin und Chirurgie 1919

Im gleichen Jahr wurde er zum Leiter der Abteilung für Röntgendiagnostik am Jüdischen Krankenhaus in Frankfurt am Main ernannt.

1934 verlor er seine Lehrbefugnis.

Im Reichsmedizinalkalender von 1937 findet sich seine Frankfurter Wohnadresse Bleichstr. 72. Im Frankfurter Fernsprechbuch ist Oskar David auch 1938 noch mit dieser Adresse aufgeführt.

 

Flucht in die Niederlande 1938

Der allein lebende Oskar David verließ Frankfurt am Main im Frühjahr 1938 und suchte in den Niederlanden Zuflucht. Erstmals ist er am 26.03.1938 in Amsterdam gemeldet bzw. in der Einwohnermeldekarte eingetragen. Seit dem 25.05.1938 wohnte er vorübergehend in der kleinen Gemeinde Blaricum, Nordholland. Am 20.10.1939 zog er wieder zurück nach Amsterdam.

Die GESTAPO beantragte wegen angeblicher Steuerschulden Davids und „volksschädigenden Verhaltens“ im September 1939 dessen Ausbürgerung. Die deutsche Staatsbürgerschaft wurde Oskar David am 27.12.1939 entzogen.

Details über Davids weiteren Lebensweg nach der Flucht aus Deutschland sind bisher – abgesehen von seinen Wohnadressen in den Niederlanden – seit März 1938 nicht dokumentiert.

Oskar David starb 62-jährig am 05.12.1942 in Amsterdam. Die Todesumstände sind bisher unbekannt.

Eigene Publikationen (Auswahl)

  1. David O. Zur Geschichte und Technik der Radiologie des Duodenums. Dtsch med Wochenschr 1914; 40: 688-692
  2. David O. Röntgenologische Untersuchungen über Form und Verhalten des Dünndarms bei direkter Füllung mit Kontrastmitteln. In: Mitteilungen aus den Grenzgebieten der Medizin und Chirurgie 1919; Band 31 (Heft 3) 209-250 [gleichzeitig Habilitationsschrift]
  3. David O. Umfrage über das „Kolitisproblem“. Dtsch med Wochenschr 1926; 52: 1421-1423

Quellen und Literatur
zu den Quellen
Zurück

Quellen/Literatur/Weblinks

Biografie von Prof. Dr. med. Oskar David

Verzeichnis der Quellen

  • Amtliches Fernsprechbuch für die Bezirke Reichspostdirektion Frankfurt. 1938 (Fachärzte für Röntgenologie)
  • David O. Dissertation: Über den Farbstoff und Eisengehalt des Blutes, experimentelle und klinische Untersuchungen. Med Fak Univ Bonn. SBB-PK Berlin, Sign Ja 4125-1908, 1
  • Deutscher Reichsanzeiger Nr. 304
  • Hessisches Staatsarchiv Wiesbaden (HHStAW). Abt. 474 / 3. Wiesbaden. Nr. 2394
  • Martin Luther Universität Halle-Wittenberg. Catalogus Professorum – Oskar David. Im Internet: https://www.catalogus-professorum-halensis.de/davidoskar.html; Stand: 25.03.2019
  • Politisches Archiv des Auswärtigen Amtes. Archivband R 214/99830/071 und 072
  • Univ. Arch Halle-Wittenberg (UAHW). Rep. 11. Personalakte (PA) 5288 (David, Oskar)

Verzeichnis der Literatur

  • Drexler-Gormann B. Jüdische Ärzte in Frankfurt am Main 1933–1945. Isolation, Vertreibung, Ermordung. Frankfurt / M: Mabuse-Verlag; 2009:

Verzeichnis der Weblinks