Eine Erinnerungsarbeit der Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten
In Erinnerung an

Prof. Dr. med.
Otto Porges
1879 - 1967

Prof. Dr. med. Otto Porges in jungen Jahren, Archiv H Je
Prof. Dr. med. Otto Porges in jungen Jahren, Archiv H Je

Mitglied seit 1925

Mitentwickler der Porges-Meierschen Ausflockungsreaktion bei der Lues

Stellv. Schatzmeister der (D)GVS 1925 bis 1933

Archiv H Je
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Prof. Dr. med. Otto Porges

  • 0‌1‌.‌0‌4‌.‌1‌8‌7‌9‌, Brandeis an der Elbe/Brandýs nad Labem, Böhmen,
    Tschechien
  • 1‌9‌.‌1‌1‌.‌1‌9‌6‌7‌, Chicago
  • Mitglied seit 1925
  • Geflohen 1938, USA
  • Wien
  • Facharzt für Innere Medizin

Otto Porges wurde 1879 in Brandeis an der Elbe, Böhmen, als Sohn von Samuel Porges und seiner Ehefrau Emilie, geb. Nosal, geboren.

 

Ausbildung und Wirkungsstätte

Porges studierte seit 1897 an der Deutschen Universität Prag und seit 1901 in Straßburg Medizin. In Straßburg wurde er durch Franz Hofmeister und dessen Mitarbeiter, den Biochemiker Karl Spiro sowie durch den Internisten Bernhard Naunyn geprägt. Gemeinsam mit Karl Spiro publizierte Porges über die immunologische Bedeutung und Bestimmung der gamma-Globuline im Serum. 1903 erfolgten Staatsexamen und Promotion an der Deutschen Universität Prag.

An das Studium schloss sich zunächst 1904 eine Tätigkeit in der Universitätskinderklinik in Wien an. Während dieser Zeit kooperierte Porges mit den Pharmakologen Otto Loewi und Hans Meyer.

1906 hielt sich Porges bei Nathan Zuntz am Tierphysiologischen Institut der Landwirtschaftlichen Hochschule Berlin auf und arbeitete über die pH-Abhängigkeit der Atmungsregulation.

Seit Oktober 1906 war er Assistenzarzt an der I. Medizinischen Universitätsklinik Wien bei Carl von Noorden. Nach dessen Weggang wurde er 1914 Oberarzt bei dem Nachfolger von Noordens, Karel F. Wenckebach. Durch Carl von Noorden und Hugo Salomon erhielt Porges vielfältige Anregungen zu Arbeiten über die Pathophysiologie des Stoffwechsels, so über die Hypoglykämie nach Adrenalektomie und über den Diabetes mellitus.

1907 forschte Porges in Berlin am Robert Koch Institut bei dem Immunologen und Bakteriologen August von Wassermann zur Lues-Diagnostik und beschäftigte sich mit der Technik und Methodik der Serodiagnostik der Lues, insbesondere mit der Rolle der Kolloide und Lipoide in den damaligen Labortests zur Diagnose der Syphilis. Gemeinsam mit Georg Meier beschrieb Porges die Porges-Meiersche Ausflockungsreaktion bei der Lues (Berliner Klinische Wochenschrift 1908; 45: 731-733).

1910 wurde Otto Porges an der Universität Wien für das Fach Innere Medizin habilitiert. 1920 erhielt er eine außerordentliche Professur in Wien.

Am Ersten Weltkrieg nahm er aktiv teil.

Wissenschaftliche Schwerpunkte seiner Arbeit waren Stoffwechselfragen sowie die Diagnostik und Therapie der Magen-Darm-Krankheiten. In diesem Kontext widmete sich Porges insbesondere der Gastrophotographie.

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Vier Jahre, von 1929 bis 1933, leitete Otto Porges die I. Medizinische Universitätsklinik Wien. Nach der Berufung Hans Eppingers nach Wien als Ordinarius für Innere Medizin beendete Porges seine Tätigkeit an der Wiener Medizinischen Universitätsklinik.

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Er führte eine große privatärztliche Praxis in Wien und wurde 1935 Leiter der I. Medizinischen Klinik des Spitals und des Forschungsinstituts der Samuel Canning Childs Stiftung in Wien zur Erforschung und Behandlung Innerer Krankheiten und des Krebses. Klinik und Institut im IX. Wiener Bezirk, Pelikangasse 15, wurden 1929 von dem amerikanischen Industriellen Samuel Canning Childs aus Dankbarkeit für die Behandlung durch Wiener Ärzte gegründet.

 

Flucht 1938 aus Wien über Jugoslawien in die USA

Im Juli 1938 floh Otto Porges zunächst nach Bled in Jugoslawien. Im Herbst 1938 gelangten er, seine Ehefrau und die beiden 18- und 19-jährigen Kinder über Italien und die Schweiz nach Frankreich. Die Familie hatte ein Einreisevisum für die USA erhalten und konnte am 19.10.1938 von Le Havre aus mit der S.S. Ile de France den Atlantik überqueren und erreichte New York am 25.10.1938. Das Ehepaar Porges lebte seither in Chicago und erhielt 1944 die US-Staatsbürgerschaft.

In den USA war Porges am Department für Innere Medizin der Northwestern University Medical School sowie konsiliarisch für weitere Hospitäler in Chicago sowie in privater Praxis tätig. Er war weiterhin publizistisch aktiv.

Otto Porges starb 88-jährig am 19.11.1967 in Chicago.

Eigene Publikationen (Auswahl)

  1. Magenkrankheiten, ihre Diagnose und Therapie. Berlin/Wien: Urban & Schwarzenberg 1929. – 2. umgearbeitete Auflage 1937
  2. Mit Adlersberg D. Die Behandlung der Zuckerkrankheit mit fettarmer Kost, Berlin/Wien: Urban & Schwarzenberg 1929 sowie Die praktische Durchführung der Ernährung der Zuckerkranken mit fettarmen Kostformen nebst Anweisung für die Diätküche. Berlin/Wien: Urban & Schwarzenberg 1929. – 4. Aufl. 1936
  3. Darmkrankheiten, ihre Diagnose und Therapie. Berlin/Wien: Urban & Schwarzenberg 1935. – 2. Aufl. 1938
  4. Mit Helpern J. u. Hofmann H. Atlas der Gastrophotographie. Leipzig: Franz Deuticke Verlag 1936
  5. A theory of pathogenesis of duodenal ulcer. Am J Dig Dis 1955; 22: 174-8
Danksagung

Maria Porges, USA, gebührt sehr großer Dank für die Kontakte 2013 und für ihre besondere Unterstützung sowie für die außerordentlich freundliche Überlassung wesentlicher Teile des unveröffentlichten Manuskriptes der Autobiographie ihres Großvaters Otto Porges.


Quellen und Literatur
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Quellen/Literatur/Weblinks

Biografie von Prof. Dr. med. Otto Porges

Verzeichnis der Quellen

  • Otto Porges, Autobiographische Aufzeichnungen unveröffentlichtes Manuskript. Dem Verfasser Harro Jenss 2014 überlassen von der Enkeltochter Maria Porges, San Francisco, USA

Verzeichnis der Literatur

  • Fischer I. Biographisches Lexikon der hervorragenden Ärzte der letzten fünfzig Jahre. Band I. Berlin, Wien: Urban & Schwarzenberg; 1932: 1236f.
  • Forsbach R, Hofer H-G. Internisten in Diktatur und junger Demokratie. Die Deutsche Gesellschaft für Innere Medizin 1933-1970. Berlin: Medizinisch Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft 2018: 433
  • Kagan S. Jewish Physicians. Boston: Medico-Historical Press 1952: 328
  • Novak J. Zur Erinnerung an Professor Dr. Otto Porges. Wiener klinische Wochenschrift 1968; 80: 559f.
  • Stadler F (Hg). Vertriebene Vernunft I, Emigration und Exil österreichischer Wissenschaft 1930-1940, Wien, München: Jugend und Volk; 1987: 376 & 407

Verzeichnis der Weblinks