Dr. med. Paul Kuttner
- 13.01.1878, Glogau/Głogów, Niederschlesien, Polen
- 18.10.1943, Ghetto Theresienstadt/Terezín, Tschechien
- Mitglied seit 1926
- Deportiert im Jahre 1942
- Berlin
- Facharzt für Innere Medizin
Paul Kuttner wurde 1878 als Sohn des Kaufmanns Albert Kuttner und seiner Ehefrau Agnes, geb. Wolff, in Glogau/Głogów im früheren Niederschlesien geboren.
Ausbildung und Wirkungsstätte
Paul Kuttner besuchte zunächst die Mittelschule sowie für eine kurze Zeit das Königliche Katholische Gymnasium seines Geburtsortes. Im Oktober 1889 wechselte er nach Berlin an das Askanische Gymnasium. Seit April 1899 studierte er in Berlin und München Medizin und schloss das Studium 1905 mit dem Staatsexamen ab. Als Medizinalpraktikant war er im Berliner Städtischen Krankenhaus am Urban tätig. 1906 erhielt Kuttner seine Approbation und promovierte im Jahr darauf an der Universität Leipzig mit der Arbeit „Zur Differentialdiagnose zwischen benigner und maligner Pylorusstenose“. Seine internistische Ausbildung erhielt er seit 1907 in der Medizinischen Klinik des Rudolf Virchow Krankenhauses Berlin bei Alfred Goldscheider, später in der Charité sowie im Krankenhaus Berlin-Westend.
Seit 1914 nahm er aktiv in Frankreich am Ersten Weltkrieg als Oberstabsarzt mit Auszeichnungen teil. 1917 bis 1919 befand sich Kuttner in französischer Kriegsgefangenschaft.
Seit 1919 war er niedergelassener Arzt für Innere Medizin und praktizierte in der Berliner Regensburger Straße 14. Seit 1927 führte er seine Praxis am Kurfürstendamm 72. Von 1921 bis 1933 war er zugleich als Vertrauensarzt in den Neubabelsberger UFA-Filmateliers tätig.
1933
Wegen des „Frontkämpferprivilegs“ konnte Paul Kuttner kurzzeitig seine Kassenzulassung erhalten. Nachdem diese ihm entzogen war, verschlechterte sich seine materielle Situation seit 1935. Die UFA hatte ihn bereits 1933 entlassen.
1936 erkrankte er schwer mit einer rechtsseitigen Hemiparese als Folge eines Schlaganfalls. Er war fortan auf Hilfe angewiesen und berufsunfähig. Im Juli 1941 zwang die GESTAPO Kuttners „arische“ Ehefrau, sich von ihm scheiden zu lassen. Kuttner selbst hatte sich 1911 evangelisch taufen lassen. Auf Anordnung der NS-Behörden wurde Paul Kuttner in das Siechenheim im früheren Jüdischen Krankenhaus in der Berliner Auguststraße verbracht.
Deportation nach Theresienstadt/Terezin 1942
Am 16.12.1942 wurde Paul Kuttner aus Berlin in das Ghetto Theresienstadt deportiert (Transport I/81, Nr. 10102). Im Ghetto war er im Siechenheim Langestraße 11 (E IIIa) untergebracht. Paul Kuttner starb im Ghetto am 18.10.1943.
Kuttners erste Ehefrau, von der er seit 1927 geschieden war, Margarete Fraenkel (Tochter des Hamburger Pathologen Eugen Fraenkel, Entdecker des Gasbranderregers, Welch-Fraenkelscher Bazillus), wurde 59-jährig im Februar 1943 nach Auschwitz deportiert und ermordet. Der gemeinsame Sohn Paul Kuttner konnte 1938 16-jährig nach England gelangen und emigrierte später in die USA. Die Tochter Annemarie überlebte – untergetaucht in Berlin – den Holocaust.
Beitrag von Dr. med. Harro Jenss, Worpswede. Stand 5.8.2022
Quellen und Literatur
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