Eine Erinnerungsarbeit der Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten
In Erinnerung an

Dr. med.
Hans-Peter Kuttner
1902 - unbekannt

Mitglied seit 1926

Sohn eines der Gründerväter der Fachgesellschaft, Leopold Kuttner

Kooperation mit dem Neurologen Fritz Lewy in der Charité 1925/26

Archiv für Verdauungs-Krankheiten 1926
Archiv für Verdauungs-Krankheiten 1926
Entlassungsschreiben, Juli 1933, Landesarchiv Sachsen-Anhalt Sign. C 92 Nr. 5927, Personalakte H.-P. Kuttner
Entlassungsschreiben, Juli 1933, Landesarchiv Sachsen-Anhalt Sign. C 92 Nr. 5927, Personalakte H.-P. Kuttner

Dr. med. Hans-Peter Kuttner

  • 2‌3‌.‌0‌7‌.‌1‌9‌0‌2‌, Berlin
  • u‌n‌b‌e‌k‌a‌n‌n‌t‌
  • Mitglied seit 1926
  • Stendal
  • Neurologe

„Ich wurde am 23. Juli 1902 als Sohn des Geheimen Sanitätsrats Professor Dr. Leopold Kuttner in Berlin geboren. Ostern 1920 bestand ich auf dem Mommsen-Gymnasium in Berlin-Charlottenburg die Reifeprüfung und studierte in Berlin Medizin. Im Sommersemester 1923 bestand ich in Berlin mein Physikum, im Wintersemester 1924/25 in Berlin mein Staatsexamen. Seit Juni 1925 bin ich als Medizinalpraktikant auf der II. Medizinischen Klinik der Charité tätig“, so Hans-Peter Kuttner im Lebenslauf seiner Dissertationsschrift. Seine Mutter war die aus Schleswig-Holstein stammende Elisabeth Kuttner, geb. Sass.

 

Ausbildung und Wirkungsstätte

Während seiner Tätigkeit in der II. Medizinischen Klinik der Charité bei Friedrich Kraus kooperierte Kuttner mit dem dort tätigen Neurologen Fritz Lewy. Mit der Arbeit “Pathologisch-anatomische Untersuchungen zur Verwandtschaft der menschlichen epidemischen mit der tierischen Herpes-, Kling- und Staupe Encephalitis“ wurde Kuttner 1926 an der Berliner Universität promoviert. Am 16.06.1926 erhielt er seine Approbation. Kuttner beschäftigte sich intensiv mit neurologischen Erkrankungen und spezialisierte sich in diesem Fachgebiet. Vom 01.08.1926 bis zum 31.07.1927 war er als Hilfsarzt bei dem Neurowissenschaftler Otfried Foerster in Breslau/Wroclaw in der Abteilung für Neurologie des Wenzel-Hancke-Krankenhauses tätig. Nach einer Ausbildungsstation am Neurologischen Institut der Universität Wien bei Otto Marburg kehrte Kuttner am 01.04.1928 an das Breslauer Wenzel-Hancke-Krankenhaus zu Otfried Foerster als Assistenzarzt zurück. Seit dem 01.06.1930 arbeitete Kuttner zunächst als Assistenzarzt, seit 01.07.1931 als Oberarzt im Beamtenstatus in der Landes-Heil- und Pflegeanstalt Uchtspringe bei Stendal, die seit 1929 von dem jungen Psychiater und Neurologen Heinrich Bernhard geleitet wurde, mit dem Kuttner aus der Berliner Zeit gut bekannt war.

Empfehlungsschreiben für H.-P. Kuttner von Fritz Lewy, 1925, Landesarchiv Sachsen-Anhalt Sign. C 92 Nr. 5927, Personalakte H.-P. Kuttner,
Empfehlungsschreiben für H.-P. Kuttner von Fritz Lewy, 1925, Landesarchiv Sachsen-Anhalt Sign. C 92 Nr. 5927, Personalakte H.-P. Kuttner,
Klinische Wochenschrift 1926
Klinische Wochenschrift 1926

Kuttner beabsichtige 1933 einen Wechsel an die Heidelberger Psychiatrische Universitätsklinik Heidelberg zu Karl Wilmanns mit dem Ziel der Habilitation und ließ sich in Uchtspringe mit dem 01.04.1933 beurlauben. Diese Pläne zerschlugen sich, zumal die in Heidelberg für ihn vorgesehene Stelle blockiert war und Karl Wilmanns von den NS-Behörden entlassen wurde. Kuttner kehrte nach Berlin zurück, um dort seine wissenschaftlichen Arbeiten fortzusetzen. Mit dem 08.08.1933 wurde ihm von der zuständigen Provinzialverwaltung und aus der Landesheilanstalt Uchtspringe seine Entlassung und die Versetzung in den Ruhestand mitgeteilt (Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums, § 3, „nicht arische Abstammung“).

Entlassungsschreiben, Juli 1933, Landesarchiv Sachsen-Anhalt Sign. C 92 Nr. 5927, Personalakte H.-P. Kuttner
Entlassungsschreiben, Juli 1933, Landesarchiv Sachsen-Anhalt Sign. C 92 Nr. 5927, Personalakte H.-P. Kuttner
Entlassungsschreiben H.-P. Kuttners durch den Landeshauptmann, Provinz Sachsen, August 1933, Landesarchiv Sachsen-Anhalt Sign. C 92 Nr. 5927, Personalakte H.-P. Kuttner
Entlassungsschreiben H.-P. Kuttners durch den Landeshauptmann, Provinz Sachsen, August 1933, Landesarchiv Sachsen-Anhalt Sign. C 92 Nr. 5927, Personalakte H.-P. Kuttner
Archiv für Verdauungs-Krankheiten 1926
Archiv für Verdauungs-Krankheiten 1926

Die 1926 in Berlin geschlossene Ehe mit Elisabeth Lucie Lorentzen wurde 1939 geschieden. 1940 ist Hans-Peter Kuttner noch im Berliner Adressbuch als Facharzt für Nervenkrankheiten in der Bayerischen Straße 6 verzeichnet.

Weitere biographische Details, vor allem Kuttners Lebensweg seit 1933, sind bisher nicht bekannt. Sein Vater Leopold Kuttner (1866 bis 1931) war einer der führenden Berliner Gastroenterologen zwischen 1905 und 1930, Ärztlicher Direktor der I. Medizinischen Klinik am Städtischen Rudolf Virchow Krankenhaus und Vorsitzender der Gesellschaft für Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten während der wegweisenden 5. Tagung 1925 in Wien. Hans-Peter Kuttners Zwillingsschwester, die Ärztin Dr. Greta Noah-Kuttner, konnte 1939 aus Deutschland nach Großbritannien fliehen.

Eigene Publikationen (Auswahl)

  1. Strukturanalyse des nervösen Magens. Arch Verdauungskr 1926; 37: 508-516 ( zum 60. Geburtstag Leopold Kuttners )
  2. Pathologisch-anatomische Untersuchungen zur Verwandtschaft der menschlichen epidemischen mit der tierischen Herpes-, Kling- und Staupe-Encephalitis. Z ges Neurol Psychiat 1926; 105: 182 – 192
  3. Encephalitis lethargica und spontane Tierencephalitis. X. Pathologisch-anatomische Untersuchungen zur Verwandtschaft der menschlichen epidemischen mit der tierischen Herpes-, Kling- und Staupe-Encephalitis. Klin Wochenschr 1926; 5: 272 – 273
  4. Senile Myopathien auf vaskulärer Basis, in: Obersteiner H, Marburg [ Hg ] Arbeiten aus dem Neurologischen Institut an der Wiener Universität 1928, Band 30 ( Heft 3 / 4 ), S. 247 - 270
  5. Exsikkose neuroendokrinen Ursprungs und deren Beeinflussung durch Tonephin. Dtsch med Wochenschr 1932; 58: 407 – 408

Beitrag von Dr. med. Harro Jenss, Worpswede. Stand 20.8.2021


Quellen und Literatur
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Quellen/Literatur/Weblinks

Biografie von Dr. med. Hans-Peter Kuttner

Verzeichnis der Quellen

  • Landesarchiv Sachsen-Anhalt. Provinzialverwaltung. Personalakte Dr. med. Kuttner, Hans-Peter ( 86 Blatt ), Sign. C 92, Nr. 5927
  • Staatsbibliothek Berlin. Kuttner H. Dissertation: Pathologisch-anatomische Untersuchungen zur Verwandtschaft der menschlichen epidemischen mit der tierischen Herpes-, Kling- und Staupe-Encephalitis. Berlin 1927. SBB-SPK, Sign Ja 3380-1927,4: 193

Verzeichnis der Literatur

  • Kreuter A. Deutsch-sprachige Neurologen und Psychiater. Ein biographisch – bibliographisches Lexikon von den Vorläufern bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts. Band 2. München, New Providence, London, Paris: K. G. Saur; 1996: 811
In Erinnerung an

Dr. med.
Hans-Peter Kuttner
1902 - unknown

Member since 1926

Son of Leopold Kuttner, one of the founding fathers of the scientific society.

Cooperation with the neurologist Fritz Lewy at the Charité 1925/26

Archiv für Verdauungs-Krankheiten 1926
Archiv für Verdauungs-Krankheiten 1926
Letter of dismissal, July 1933, State Archive Sachsen-Anhalt Sign. C 92 no. 5927, personnel file H.-P. Kuttner
Letter of dismissal, July 1933, State Archive Sachsen-Anhalt Sign. C 92 no. 5927, personnel file H.-P. Kuttner

Dr. med. Hans-Peter Kuttner

  • 2‌3‌.‌0‌7‌.‌1‌9‌0‌2‌, Berlin
  • u‌n‌k‌n‌o‌w‌n‌
  • Mitglied seit 1926
  • Stendal
  • Neurologist

„I was born in Berlin on 23 July 1902 as the son of the „Geheimer Sanitätsrat“ (privy councillor of public Health, honorary title during the German empire) Professor Dr. Leopold Kuttner. I passed my school-leaving examination at the Mommsen Grammar School in Berlin-Charlottenburg on Easter 1920 and went on to study medicine in Berlin. I passed my preliminary medical exams in Berlin in the summer semester of 1923, and my state examination in Berlin in the winter semester of 1924/25. I have been working as a medical trainee at the II Medical Clinic of the Charité since June 1925″, Hans-Peter Kuttner states in the curriculum vitae of his dissertation. His mother was Elisabeth Kuttner, née Sass, who came from Schleswig-Holstein.

 

Education and Places of Work

During his work at the II Medical Clinic of the Charité under Friedrich Kraus, Kuttner cooperated with the resident neurologist Fritz Lewy. Kuttner received his doctorate from the Berlin University in 1926 with the thesis „Pathologisch-anatomische Untersuchungen zur Verwandtschaft der menschlichen epidemischen mit der tierischen Herpes-, Kling- und Staupe Encephalitis“. He received his licence to practise medicine on 16 June 1926. Kuttner worked intensively on neurological diseases and specialised in this field. He worked as an assistant physician to the neuroscientist Otfried Foerster in Breslau/Wroclaw in the department of neurology at the Wenzel-Hancke Hospital from 1 August 1926 to 31 July 1927. Following a training period at the Neurological Institute of the University of Vienna with Otto Marburg, Kuttner returned to the Wenzel-Hancke Hospital in Wroclaw as an assistant physician to Otfried Foerster on 1 April 1928. Kuttner began working as an assistant physician at the Landes-Heil- und Pflegeanstalt Uchtspringe near Stendal on 1 June 1930, and was promoted to senior physician with civil servant status on 1 July 1931. The facility had been run by the young psychiatrist and neurologist Heinrich Bernhard since 1929, with whom Kuttner had been well acquainted during his time in Berlin.

Empfehlungsschreiben für H.-P. Kuttner von Fritz Lewy, 1925, Landesarchiv Sachsen-Anhalt Sign. C 92 Nr. 5927, Personalakte H.-P. Kuttner,
Empfehlungsschreiben für H.-P. Kuttner von Fritz Lewy, 1925, Landesarchiv Sachsen-Anhalt Sign. C 92 Nr. 5927, Personalakte H.-P. Kuttner,
Klinische Wochenschrift 1926
Klinische Wochenschrift 1926

Kuttner had intended to move to the Heidelberg Psychiatric University Hospital in 1933 to work with Karl Wilmanns with the aim of habilitating and took leave of absence in Uchtspringe on 1 April 1933. These plans fell through, especially as the post intended for him in Heidelberg was blocked and Karl Wilmanns was dismissed by the Nazi authorities. Kuttner returned to Berlin to continue his scientific work. He was informed of his dismissal and retirement by the responsible provincial administration and from the Uchtspringe state sanatorium on 8 August 1933 (Law on the Restoration of the Professional Civil Service, § 3, „non-Aryan descent“).

Letter of dismissal, July 1933, State Archive Sachsen-Anhalt Sign. C 92 no. 5927, personnel file H.-P. Kuttner
Letter of dismissal, July 1933, State Archive Sachsen-Anhalt Sign. C 92 no. 5927, personnel file H.-P. Kuttner
Letter of dismissal, province Saxonia, August 1933, Landesarchiv Sachsen-Anhalt Sign. C 92 Nr. 5927, personnel file H.-P. Kuttner
Letter of dismissal, province Saxonia, August 1933, Landesarchiv Sachsen-Anhalt Sign. C 92 Nr. 5927, personnel file H.-P. Kuttner
Archiv für Verdauungs-Krankheiten 1926
Archiv für Verdauungs-Krankheiten 1926

Kuttner’s marriage to Elisabeth Lucie Lorentzen, which was solemnized in Berlin in 1926, was divorced in 1939. Hans-Peter Kuttner was still listed in the Berlin address book in 1940 as a specialist in nervous diseases at Bayerische Strasse 6.

Further biographical details, especially Kuttner’s life from 1933, are still unknown. His father Leopold Kuttner (1866 to 1931) was one of Berlin’s leading gastroenterologists between 1905 and 1930, medical director of the I. Medical Clinic at the Rudolf Virchow Municipal Hospital, and chairman of the Society for Digestive and Metabolic Diseases during its groundbreaking 5th Conference in Vienna in 1925. Hans-Peter Kuttner’s twin sister, the doctor Dr. Greta Noah-Kuttner, was able to flee from Germany to England in 1939.

Eigene Publikationen (Auswahl)

  1. Strukturanalyse des nervösen Magens. Arch Verdauungskr 1926; 37: 508-516 ( zum 60. Geburtstag Leopold Kuttners )
  2. Pathologisch-anatomische Untersuchungen zur Verwandtschaft der menschlichen epidemischen mit der tierischen Herpes-, Kling- und Staupe-Encephalitis. Z ges Neurol Psychiat 1926; 105: 182 – 192
  3. Encephalitis lethargica und spontane Tierencephalitis. X. Pathologisch-anatomische Untersuchungen zur Verwandtschaft der menschlichen epidemischen mit der tierischen Herpes-, Kling- und Staupe-Encephalitis. Klin Wochenschr 1926; 5: 272 – 273
  4. Senile Myopathien auf vaskulärer Basis, in: Obersteiner H, Marburg [ Hg ] Arbeiten aus dem Neurologischen Institut an der Wiener Universität 1928, Band 30 ( Heft 3 / 4 ), S. 247 - 270
  5. Exsikkose neuroendokrinen Ursprungs und deren Beeinflussung durch Tonephin. Dtsch med Wochenschr 1932; 58: 407 – 408

Article by Harro Jenss, MD, Worpswede, Germany. As of 20.8.2021
Translation by Rachel Hinterthan – Nizan. As of 18.7.2022


Quellen und Literatur
zu den Quellen
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Quellen/Literatur/Weblinks

Biografie von Dr. med. Hans-Peter Kuttner

Verzeichnis der Quellen

  • Landesarchiv Sachsen-Anhalt. Provinzialverwaltung. Personalakte Dr. med. Kuttner, Hans-Peter ( 86 Blatt ), Sign. C 92, Nr. 5927
  • Staatsbibliothek Berlin. Kuttner H. Dissertation: Pathologisch-anatomische Untersuchungen zur Verwandtschaft der menschlichen epidemischen mit der tierischen Herpes-, Kling- und Staupe-Encephalitis. Berlin 1927. SBB-SPK, Sign Ja 3380-1927,4: 193

Verzeichnis der Literatur

  • Kreuter A. Deutsch-sprachige Neurologen und Psychiater. Ein biographisch – bibliographisches Lexikon von den Vorläufern bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts. Band 2. München, New Providence, London, Paris: K. G. Saur; 1996: 811