Eine Erinnerungsarbeit der Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten
In Erinnerung an

Dr. med.
Paul Weiß
1878 - 1946

Dr. med Paul Weiß, <br> Bildquelle www.archives.gov.il
Dr. med Paul Weiß,
Bildquelle www.archives.gov.il

Mitglied seit 1925

Seit 1907 Specialarzt für Magen-, Darm- und Stoffwechselkrankheiten in Bad Homburg

Flucht nach Palästina 1939

Dissertation 1904, Kopie Titelblatt, Archiv H Je
Dissertation 1904, Kopie Titelblatt, Archiv H Je
Bildquelle www.alemannia-judaica.de/oberhof-juedgeschichte.htm
Bildquelle www.alemannia-judaica.de/oberhof-juedgeschichte.htm

Dr. med. Paul Weiß

  • 0‌8‌.‌1‌0‌.‌1‌8‌7‌8‌, Bad Homburg
  • 2‌0‌.‌0‌2‌.‌1‌9‌4‌6‌, Haifa, Palästina
  • Mitglied seit 1925
  • Geflohen 1939, Palästina
  • Bad Homburg vor der Höhe
  • Niedergelassener Facharzt für Magen- und Darmkrankheiten

Paul Weiß wurde 1878 in einer jüdischen Familie in Bad Homburg geboren. Sein Vater war der Kaufmann Leopold Weiß, seine Mutter Therese Weiß, geb. Wertheimer.

 

Ausbildung und Wirkungsstätte

Paul Weiß studierte nach dem Besuch des Realgymnasiums in Bad Homburg, nach kurzzeitiger Tätigkeit im Bankfach und nachgeholtem Abitur, Medizin in München und Berlin. 1904 legte er das Staatsexamen ab und wurde im November des gleichen Jahres an der Münchener Universität mit der Arbeit „Ueber den Wert der Serumtherapie bei Tetanus mit spezieller Berücksichtigung der Duralinfusion“ promoviert.

Dissertation 1904, Kopie Titelblatt, Archiv H Je
Dissertation 1904, Kopie Titelblatt, Archiv H Je

Seine Weiterbildung in der Inneren Medizin erfolgte mit einem gastroenterologischem Schwerpunkt. Paul Weiß war vorübergehend als externer Assistenzarzt bei Carl Anton Ewald im Berliner Kaiserin-Augusta-Hospital tätig. Weitere Ausbildungsstationen waren das Städtische Virchow-Krankenhaus Berlin und die Polikliniken von Ismar Boas und Albert Albu in Berlin. Zudem arbeitete Weiß vorübergehend bei Carl von Noorden in Wien. Er reiste darüber hinaus zur Weiterbildung nach London und Paris.

Seit 1907 war Paul Weiß in Bad Homburg als Specialarzt für Magen-, Darm- und Stoffwechselkrankheiten niedergelassen. Gleichzeitig war er als Kurarzt mit dem Schwerpunkt Diätetik und Ernährungstherapie tätig. Während der Sommermonate praktizierte er in Bad Homburg in der Kurpension „Villa Nova“, während der Wintermonate in der „Villa Schlüter“ in Oberhof, Thüringen. Weiß warb vielfältig für den Kur-Standort Bad Homburg und vertrat die von Curt Pariser eingeführte Bad Homburger Diät in vielen Vorträgen. Zahlreiche bekannte Persönlichkeiten aus dem In- und Ausland suchten seinen Rat.

Bildquelle www.alemannia-judaica.de/oberhof-juedgeschichte.htm
Bildquelle www.alemannia-judaica.de/oberhof-juedgeschichte.htm
Praxisort in den Wintermonaten, Villa Schlüter, Oberhof, Thüringen, Archiv H Je
Praxisort in den Wintermonaten, Villa Schlüter, Oberhof, Thüringen, Archiv H Je

Im März 1910 heiratete Paul Weiß die aus Stettin stammende Laborantin Recha Fuchs.

 

Nach 1933

Unter dem Druck der antisemitischen Maßnahmen der Nationalsozialisten gab Paul Weiß 1937 seine Praxis auf. Mit dem 30.09.1938 wurde ihm die Approbation entzogen. Während des Novemberprogroms 1938 wurde Weiß’ Wohnung in Bad Homburg verwüstet. Paul Weiß selbst befand sich während dieser Zeit in Berlin zu einer ärztlichen Behandlung. Von hier aus bereitete er seine Flucht aus Deutschland vor.

 

Flucht 1939 nach Palästina

Im Frühjahr 1939 verließen Paul Weiß und seine Ehefrau Recha Deutschland. Über Mailand und Genua erreichte das Ehepaar am 23.03.1939 Palästina, Haifa. Weiß Situation war prekär, zumal er gesundheitlich angeschlagen war. Erst 1943 erhielt er in Palästina eine Lizenz zur Ausübung des ärztlichen Berufes. Weiß konnte noch für eine kurze Zeit eine kleine, bescheidene Praxis führen. Seine finanzielle Situation blieb angespannt.

Paul Weiß starb im Februar 1946 67-jährig in Haifa. Seine Grabstätte findet sich auf dem Friedhof Hof HaCarmel. Seine Ehefrau Recha Weiß starb im Februar 1973 in Israel.

Der ältere Bruder, Hugo Henry Weiß, Sprachlehrer in Prag, geb. 29.09.1876 in Bad Homburg, wurde im Juli 1942 aus Prag in das Ghetto Theresienstadt deportiert. Er starb im Juli 1943 im Ghetto. Ein jüngerer Bruder, Herbert Weiß, geb. 27.04.1887, wurde 1942 in Auschwitz ermordet. Paul Weiß’ Schwiegermutter, Paula Fuchs, wurde 1942 aus Berlin-Halensee in das Ghetto Theresienstadt deportiert. Sie starb im Dezember 1942 im Ghetto.

Eigene Publikationen (Auswahl)

  1. Zur Frage des Emotionsicterus. Berl Klin Wochenschr 1905; 42 (No 44a Carl Anton Ewald zum 60. Geburtstag gewidmet):102-105
Danksagung

Angelika Rieber, Frankfurt, die zu Paul Weiß’ Biographie geforscht und publiziert hat, gebührt Dank für zahlreiche Hinweise. Ebenfalls sei Dorit Braun und Dr. Tom Ridge für ihre freundliche Unterstützung gedankt.


Quellen und Literatur
zu den Quellen
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Quellen/Literatur/Weblinks

Biografie von Dr. med. Paul Weiß

Verzeichnis der Quellen

  • Ueber den Wert der Serumtherapie bei Tetanus mit spezieller Berücksichtigung der Duralinfusion. Med. Dissertation, Berlin 1904. Bayerische Staatsbibliothek München, Sign., Diss. med. 415-28, S. 43 f [Lebenslauf].
  • Hessisches Hauptstaatsarchiv (HHStAW) Abt. 518 / 20384, Paket 728/W-848 Bde. 1-4

Verzeichnis der Literatur

  • Rieber, A. Dr. Paul Weiss (1878–1946). Erinnerung an einen vergessenen Bad Homburger Kurarzt. In: Lingens, Peter (Red., Bearb.) Aspekte jüdischen Lebens in Bad Homburg. Ergebnisse einer vhs-Geschichtswerkstatt. Hrsg. vom Magistrat der Stadt Bad Homburg v.d. Höhe. Petersberg, 2016, S. 67-77

Verzeichnis der Weblinks