Eine Erinnerungsarbeit der Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten
In Erinnerung an

Prof. Dr. med.
Rudolf Richard Ehrmann
1879 - 1963

Prof. Dr. med. Rudolf Richard Ehrmann, Bildquelle Karlsbad 1928
Prof. Dr. med. Rudolf Richard Ehrmann, Bildquelle Karlsbad 1928

Mitglied seit 1926

Studium in Heidelberg, München, Berlin, Kiel und Straßburg

Internist mit ausgewiesenem gastroenterologischen Schwerpunkt

Dissertation, Straßburg 1903
Dissertation, Straßburg 1903
Archiv für Experimentelle Pathologie und Pharmakologie 1905
Archiv für Experimentelle Pathologie und Pharmakologie 1905
Bildquelle: Entschädigungsbehörde Berlin
Bildquelle: Entschädigungsbehörde Berlin

Prof. Dr. med. Rudolf Richard Ehrmann

  • 0‌4‌.‌0‌2‌.‌1‌8‌7‌9‌, Altenstadt im hessischen Wetteraukreis
  • 2‌1‌.‌1‌2‌.‌1‌9‌6‌3‌, Berkeley, Alameda County, Kalifornien, USA
  • Mitglied seit 1926
  • Geflohen 1939, USA
  • Berlin
  • Facharzt für Innere Medizin

„Verfasser der Arbeit, Rudolf Ehrmann, wurde am 4. Februar 1879 zu Altenstadt, Grossh. Hessen, geboren. Von Ostern 1889 bis Ostern 1895 besuchte er die Realschule „Philantropia“ in Frankfurt am Main, von Ostern 1896 bis Michaelis 1898 das städtische (spätere Goethe-) Gymnasium dortselbst, das er mit dem Zeugnis der Reife verliess. Er studierte von Oktober 1896 ab Medizin und Naturwissenschaften in Heidelberg, München, Berlin, wo er im Juli 1900 die ärztliche Vorprüfung absolvierte, alsdann in München, Kiel und Straßburg, wo er am 29. Juni 1903 das Staatsexamen beendete“, so Rudolf Ehrmann in seiner Dissertationsschrift. Seine Eltern waren der Kaufmann Salomon Ehrmann und seine Ehefrau Marianne, geb. Plaut.

 

Ausbildung und Wirkungsstätte

1903 wurde Rudolf Ehrmann mit der Arbeit „Über die Peroxyprotsäuren“ an der Universität Straßburg promoviert. Nach dem Studium war er vorübergehend am Institut für Pharmakologie der Universität Heidelberg bei Rudolf Gottlieb tätig. Hier beschäftigte er sich 1905/06 mit der Physiologie und experimentellen Pathologie der Adrenalinsekretion einschließlich der Bestimmungsmethodik für Adrenalin im Blut. Seine Internistische Ausbildung erhielt er am Universitätsklinikum in Greifswald sowie vor allem in der III. Medizinischen Klinik der Charité bei Alfred Goldscheider. 1912 wurde Ehrmann an der Friedrich-Wilhelms-Universität Berlin habilitiert und zum Privatdozenten ernannt. 1915 erhielt er eine außerordentliche Professur für Innere Medizin.

Dissertation, Straßburg 1903
Dissertation, Straßburg 1903
Archiv für Experimentelle Pathologie und Pharmakologie 1905
Archiv für Experimentelle Pathologie und Pharmakologie 1905

1917 wurde Rudolf Ehrmann zum Ärztlichen Leiter der I. Inneren Abteilung am Städtischen Krankenhaus Berlin-Neukölln ernannt.

Wissenschaftlich und klinisch befasste er sich mit dem gesamten Spektrum der Magen-, Darm-, Leber- und Pankreaserkrankungen sowie mit Stoffwechselfragen wie dem Diabetes mellitus. In besonderer Weise widmete er sich den Magenfunktionsuntersuchungen und führte zur Analyse der Magensekretion den Ehrmann’schen Alkoholprobetrunk ein. Seine Mitarbeiter an der Neuköllner Klinik, Leon Dinkin, Heinz Taterka und Walter Wolff, publizierten in den 1920er Jahren ebenfalls zu dieser Thematik. Ehrmann war ein breit ausgebildeter Internist mit gastroenterologischem Schwerpunkt.

Neben der Kliniktätigkeit führte er eine angesehene Privatpraxis in Berlin. Zu seinen Patienten zählte Albert Einstein.

 

1933

Bereits im April 1933 musste Ehrmann seine Tätigkeit am Krankenhaus Neukölln beenden. Aus dem Städtischen Gesundheitswesen Berlins wurde er entlassen. 1935 wurde ihm die Lehrbefugnis an der Berliner Universität entzogen („Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums“, § 4, politische Unzuverlässigkeit, vom 07.04.1933).

 

Flucht nach Großbritannien und in die USA

1939 flohen Ehrmann, seine Ehefrau und der 17-jährige Sohn zunächst nach London. Am 01.09.1939 gelangte die Familie von Southampton aus mit der S.S. Arandora Star in die USA. New York erreichten sie am 12.09.1939. Die US-Staatsbürgerschaft erhielt Ehrmann 1945.

Von 1939 bis 1940 war er Lecturer am Bellevue Medical Center New York und Konsiliar für Gastroenterologie. Von 1940 bis 1942 konnte er als wissenschaftlicher Mitarbeiter im Beth Israel Hospital, City of New York (heute Mount Sinai Beth Israel) tätig sein. Nach Sprachprüfungen und amerikanischem Examen erhielt Ehrmann 1942 eine Lizenz zu ärztlicher Tätigkeit in privater Praxis in New York City. Dort war er erneut Hausarzt unter anderem von Albert Einstein und Fritz Kreisler.

In den USA war er Mitglied der American Medical Association und des American College of Gastroenterology.

Rudolf Richard Ehrmann starb 84-jährig am 21.12.1963 im damaligen Herrick Memorial Hospital in Berkeley, Kalifornien.

Bildquelle: Entschädigungsbehörde Berlin
Bildquelle: Entschädigungsbehörde Berlin

Eigene Publikationen (Auswahl)

  1. Über die physiologische Wertebestimmung des Adreanlins und seinen Nachweis im Blut. Naunyn Schmiedebergs Arch exp Path Pharm 1905; 53: 97-111
  2. Mit Dinkin L.: Ueber die Insuffizienz des Herzens und ihre Digitalistherapie. Dtsch Med Wochenschr 1922; 48: 1675-1677
  3. Mit Dinkin L.: Klinische Pathologie der Nebennieren, in: Handbuch der Inneren Sekretion, [Hg], Hirsch Max, Leipzig: Verlag von Curt Kabitzsch 1928, Band 3/1, 283-394
  4. Die Bedeutung des Probefrühstücks für die Praxis. Dtsch Med Wochenschr 1929; 55: 431-433
  5. Mit Dinkin L.: Magen-Untersuchungsmethoden, in: Neue Deutsche Klinik, [Hg] Klemperer G., Klemperer F, 1930, Bd IV, Lieferung 29, S. 558-606
  6. Clinical Evaluation of the laboratory tests of the stomach. Am J Dig Dis 1946; 13: 23-25

Quellen und Literatur
zu den Quellen
Zurück

Quellen/Literatur/Weblinks

Biografie von Prof. Dr. med. Rudolf Richard Ehrmann

Verzeichnis der Quellen

  • Bayerische Staatsbibliothek. Ehrmann R. Dissertation: Über die Peroxprotsäuren. Strassburg 1903. BSB, Sign. Diss. med 377-88: 27f.
  • Leo Baeck Institute New York, LBI und Center of Jewish History. Leon Dinkin Collection. CJH, AR 25436
  • Taterka. Henry M. Rudolf Ehrmann, Nachruf. Aufbau 1963; 29 (52): 20

Verzeichnis der Literatur

  • Doetz S, Kopke Ch. „und dürfen das Krankenhaus nicht mehr betreten“: Der Ausschluss jüdischer und politisch unerwünschter Ärztinnen und Ärzte aus dem Berliner städtischen Gesundheitswesen 1933–1945. Berlin: Hentrich & Hentrich Verlag; 2018: 167-68
  • Fischer I. Biographisches Lexikon der hervorragenden Ärzte der letzten fünfzig Jahre. Band I. Berlin, Wien: Urban & Schwarzenberg; 1932: 354
  • Forsbach R, Hofer H-G. Internisten in Diktatur und junger Demokratie. Die Deutsche Gesellschaft für Innere Medizin 1933-1970. Berlin: Medizinisch Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft 2018: 419
  • Kagan S. Jewish Medicine. Boston: Medico-Historical Press; 1952: 321
  • Schleiermacher S, Schagen U (Hg.). Die Charité im Dritten Reich. Zur Dienstbarkeit medizinischer Wissenschaft im Nationalsozialismus. Paderborn-München-Wien-Zürich: Ferdinand Schöningh 2008: 58
  • Schottlaender R. Verfolgte Berliner Wissenschaft. Band 23 Stätten der Geschichte Berlins. Berlin: Edition Hentrich 1988: 124
  • Schwoch R. [Hg] Berliner Jüdische Kassenärzte und ihr Schicksal im Nationalsozialismus. Ein Gedenkbuch. Berlin: Hentrich & Hentrich Verlag 2009: 198

Verzeichnis der Weblinks