Prof. Dr. med. Siegfried Samuel Korach
- 30.06.1855, Posen/ Posznan, Polen
- 01.07.1943, Ghetto Theresienstadt/ Terezín, Tschechien
- Mitglied seit 1925
- Deportiert im Jahre 1943
- Hamburg
- Facharzt für Innere Medizin
„Verfasser, geboren in Posen den 27. Juni 1855, mosaischer Confession, Sohn des praktischen Arztes J. Korach, besuchte das Königl. Friedrich-Wilhelms-Gymnasium, welches er Ostern 1874 mit dem Zeugnis der Reife verliess, um sich dem Studium der Medicin zu widmen. Er studirte bis Ostern 1875 in Berlin, bezog darauf die Universität Breslau“, so Siegfried Samuel Korach im Lebenslauf in seiner Dissertationsschrift. Seine Mutter war Cäcilie Korach, geb. Jaffé.
Ausbildung und Wirkungsstätte
In Breslau, heute Wroclaw, Polen, legte er 1878 das Staatsexamen ab und wurde im gleichen Jahr mit der Arbeit „Ueber die Entbindung nach Perforation des Schädels“ promoviert. Seine internistische Ausbildung absolvierte er im Jüdischen Krankenhaus in Köln sowie in der Medizinischen Abteilung des Kölner Bürgerhospitals. 1882 wechselte er als Assistenzarzt an das Israelitische Krankenhaus in Hamburg und arbeitete zunächst mit dem dortigen Chirurgen Heinrich Leisrink zusammen.
1886 heiratete Korach die aus einer Hamburger Kaufmannsfamilie stammende und 1862 geborene Mathilde Levy. Im gleichen Jahr wurde Siegfried Samuel Korach mit der Leitung der Abteilung für Innere Medizin am IK in Hamburg betraut. Korach und der Chirurg Albert Alsberg waren fortan über mehr als vier Jahrzehnte die prägenden Persönlichkeiten des Hamburger Jüdischen Krankenhauses.
Klinisch und publizistisch beschäftigte sich Korach mit Infektionskrankheiten, insbesondere mit der Tuberkulose. Während der Hamburger Choleraepidemie 1892 hatte er eine Vielzahl von Patienten zu betreuen und engagierte sich umfassend in der Bekämpfung der Epidemie.
1902 unterstützte er die Gründung des Israelitischen Schwesternheims in Hamburg und setzte sich tatkräftig für die Einrichtung einer eigenen jüdischen Schwesternschule ein, die 1908 die staatliche Anerkennung erhielt. Er unterrichtete regelmäßig an dieser Schule und wurde vom Hamburger Senat als Mitglied der staatlichen Prüfungskommission ernannt.
Während des Ersten Weltkriegs leitete Korach ein Reservelazarett mit 60 Betten innerhalb des IK.
Auf Vorschlag Bernhard Nochts verlieh der Hamburger Senat Korach in Würdigung seiner Verdienste 1917 den Professorentitel.
Korach war seit 1925 Mitglied der (D)GVS und gehörte seit dieser Zeit dem beratenden Ausschuss der Fachgesellschaft an. Er nahm regelmäßig bis 1932 an den Kongressen der (D)GVS ebenso teil wie an jenen der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin. In der Hansestadt Hamburg war Korach Mitglied der dortigen Ärztekammer und seit 1928 Ehrenmitglied des Ärztlichen Vereins Hamburg.
Nach 1933
Nach Beginn der NS-Diktatur war er der zunehmenden Entrechtung und Demütigung der Juden ausgesetzt. Seine Mitgliedschaft in der staatlichen Prüfungskommission für die Schwesternausbildung wurde ihm im Frühjahr 1933 entzogen. Dennoch setzte er sich – seit 1930 nach 44 Jahren in leitender Position am IK tätig nun im Ruhestand lebend – unermüdlich gegen viele Widerstände für den Erhalt des Israelitischen Schwesternheims in Hamburg und der jüdischen Krankenpflegeschule ein. In diesem Zusammenhang bat Korach den damaligen Gesundheitssenator und Arzt Friedrich Ofterdinger um ein persönliches Gespräch. Ofterdinger, seit 1.9.1929 Mitglied der NSDAP und 1930 Mitbegründer des NS-Ärztebundes in Hamburg, lehnte ein Gespräch mit Siegfried Korach ab.
Über mehrere Jahrzehnte betreute Korach ärztlich die Bewohner*innen des Jüdischen Siechenheims sowie der Pflegestätte Schäferkampsallee 29 und des Altenhauses der Deutsch-Israelitischen Gemeinde in der Sedanstraße 23.
Die NS-Behörden entzogen ihm am 30. September 1938 die Approbation. Im gleichen Jahr stellten die NS-Behörden Korachs Vermögen unter eine sogenannte Sicherungsanordnung. In der Folge konnte er nur nach Genehmigung über sein Vermögen verfügen. Er selbst, seine Ehefrau und eine Hausangestellte konnten lediglich über ein zugestandenes begrenztes monatliches „Haushaltsgeld“ von 900 RM verfügen, das 1943 nochmals gekürzt wurde.
Deportation nach Theresienstadt / Terezin
Das hochbetagte Ehepaar Korach wohnte in der Hamburger Hartungstrasse 1 und wurde von einer Haushälterin betreut. Am 19. Juni 1943 starb Korachs 81-jährige Ehefrau. Wenige Tage später, am 25.6.1943 (Transport VI / 8) wurde der 88-jährige nahezu erblindete Siegfried Korach nach Theresienstadt deportiert. Im Ghetto wurde er in der „geschlossenen Fürsorge“ im Siechenheim L 206 untergebracht.
Siegfried Korach starb im Ghetto am Morgen des 1.7.1943. Als Todesursache wurden „Altersschwäche und Marasmus“ angegeben. Die Todesfallanzeige für Siegfried Korach ist u.a. von Dr. Max Bergmann, dem früheren Leiter des Jüdischen Krankenhauses Hannover, unterschrieben, der ebenfalls im Ghetto Theresienstadt inhaftiert war und im Herbst 1944 in Auschwitz ermordet wurde.
Korachs Wohnungseinrichtung sowie seine umfangreiche Bibliothek ließen die NS-Behörden 1944 versteigern.
Ein Stolperstein vor seinem früheren Wohnhaus in der Hamburger Hartungstrasse 1 erinnert an Siegfried Samuel Korach. Eine Strasse in Hamburg-Lohbrügge ist seit 1965 nach ihm benannt.
Beitrag von Dr. med. Harro Jenss, Worpswede. Stand 15.6.2025
Quellen und Literatur
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