Eine Erinnerungsarbeit der Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten
In Erinnerung an

Dr. med.
William Unna
1883 - 1967

Dr. med. William Unna <br> © Ron Unna, Israel
Dr. med. William Unna
© Ron Unna, Israel

Mitglied seit 1929

Niedergelassener Specialarzt in Hamburg

Dissertation, Kiel 1908, Archiv H Je
Dissertation, Kiel 1908, Archiv H Je
William Unnas Praxisadresse 1958, Quelle Staatsarchiv Hamburg, Entschädigungsakte William Unna
William Unnas Praxisadresse 1958, Quelle Staatsarchiv Hamburg, Entschädigungsakte William Unna

Dr. med. William Unna

  • 1‌3‌.‌0‌3‌.‌1‌8‌8‌3‌, Hamburg
  • 0‌3‌.‌0‌6‌.‌1‌9‌6‌7‌, Haifa, Israel
  • Mitglied seit 1929
  • Geflohen 1936, Palästina
  • Hamburg
  • Niedergelassener Facharzt für Magen-, Darm- und Stoffwechselkrankheiten

„Am 13. III. 1883 wurde ich in Altona als Sohn des Kaufmanns Harry Unna und seiner Frau Lea, geb. Jakob geboren. Ich bin jüdischer Konfession. Ich besuchte das Gymnasium meiner Vaterstadt und wandte mich nach bestandenem Abiturienten-Examen (Ostern 1902) dem Studium der Medizin zu. Ich studierte in Freiburg, Berlin, München und Kiel und bestand hier in den Monaten März bis Mai 1907 das Staatsexamen“, so William Unna in seiner Dissertationsschrift 1908. Unnas Vorfahren waren Mitte des 17. Jahrhunderts aus Kopenhagen über die westfälische Stadt Unna nach Hamburg-Altona gelangt.

 

Ausbildung und Wirkungsstätte

Nach dem Staatsexamen an der Universität Kiel 1907 promovierte Unna dort im Jahr darauf mit der Arbeit „Der hämophile Pfeiffer’sche Bacillus als Erreger intraokularer Eiterungen“. Ebenfalls 1908 erhielt er die Approbation, nachdem er die Medizinalpraktikantenzeit in Hamburg-Altona absolviert hatte.

1911 ließ sich Unna als Spezialarzt für Magen-, Darm- und Stoffwechselkrankheiten in Hamburg nieder. Seine Praxis befand sich zunächst im Zentrum Hamburgs im Gebäude Esplanade 23, seit Mitte der 1920er Jahre in Hamburg-Altona in der Klopstockstraße 15.

Im Mai 1911 heiratete Unna in Berlin-Charlottenburg die aus Wien stammende Eleonore (Nora) Rosenberg.

Dissertation, Kiel 1908, Archiv H Je
Dissertation, Kiel 1908, Archiv H Je

 

Flucht 1936 nach Palästina

1933 wurde Unna in Hamburg die Kassenzulassung entzogen.

William Unna stand seit seiner Jugendzeit dem Zionismus nahe. „An dem Aufbau einer Heimat auf historischem Boden für uns Juden durch eigene Mitarbeit beitragen zu können, war schon als Student meine Sehnsucht“, schrieb William Unna im Januar 1966 in einem Schreiben an die Kanzlei des Hamburger Senats [StAHH 131-1 II_3715]. Wegen der zunehmenden Verfolgungen der Juden schloss Unna im November 1935 seine Hamburger Praxis, verließ Deutschland und konnte nach Palästina gelangen. Im Februar 1936 folgten seine Ehefrau Nora mit dem 13-jährigen Sohn Fritz und der 23-jährigen Tochter Ruth. Der 20-jährige Sohn Hans Theodor kam im August 1936 ebenfalls nach Palästina.

William Unna und Ehefrau Eleonore © Ron Unna, Israel
William Unna und Ehefrau Eleonore © Ron Unna, Israel

Unna erhielt 1938 eine Lizenz zur Niederlassung und war als Facharzt für Innere Medizin mit einem Schwerpunkt für Magen- und Darmkrankheiten in der Jerusalem Straße 1 im Stadtviertel Hadar HaCarmel in Haifa tätig. Dort praktizierte Unna bis 1962.

William Unnas Praxisadresse 1958, Quelle Staatsarchiv Hamburg, Entschädigungsakte William Unna
William Unnas Praxisadresse 1958, Quelle Staatsarchiv Hamburg, Entschädigungsakte William Unna
William Unna © Ron Unna, Israel
William Unna © Ron Unna, Israel

William Unna starb am 03.06.1967 84-jährig in Haifa. Seine Grabstätte findet sich auf dem Friedhof des Kibbuz Ayelet HaShahar im Norden Israels.

Der Bruder Dr. Henry Unna, Zahnarzt, floh 1939 aus Deutschland nach Belgien, wurde 1940 in den französischen Internierungslagern Lagern Gurs und Les Milles von der GESTAPO inhaftiert und konnte im Januar 1942 über Marseille und Casablanca in die USA entkommen. Der zweite Bruder, Dr. Alfred Unna, niedergelassener Zahnarzt in Hamburg, konnte am 31.08.1938 aus Hamburg nach Palästina fliehen.

Eigene Publikationen (Auswahl)

  1. Der hämophile Pfeiffer’sche Bacillus als Erreger intraokularer Eiterungen. Med. Dissertation, Kiel 1908 [Staatsbibliothek Berlin, SBB-PK Ja 9406-1908,2, Lebenslauf S. 22f]
Danksagung

Großer Dank gilt Ron Unna, Israel, dem Enkelsohn William Unnas, für wichtige Hinweise und für die Überlassung der Fotografien.


Quellen und Literatur
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Quellen/Literatur/Weblinks

Biografie von Dr. med. William Unna

Verzeichnis der Quellen

  • Staatsarchiv Hamburg, StAHH 213-13_4297 und 213-13_4298 (Dr. William Unna, Rückerstattungssachen) und 213-13_30010 (Entschädigungsakte)
  • Staatsarchiv Hamburg, StAHH 351-11_10116 (Dr. Arthur Unna, Wiedergutmachungsakte)
  • Staatsarchiv Hamburg, StAHH 351-11_9187 (Eleonore Unna, Wiedergutmachungsakte)

Verzeichnis der Literatur

  • von Villiez A [A]. Mit aller Kraft verdrängt. Entrechtung und Verfolgung „nicht arischer“ Ärzte in Hamburg 1933 bis 1945. In: Schüler-Springorum S, Brämer A [Hg]. Studien zur jüdischen Geschichte Band 11. München, Hamburg: Dölling und Galitz Verlag; 2009: 413

Verzeichnis der Weblinks

  • Einbürgerungsanträge in Palästina für William und Eleonore, Ruth und Hans Theodor Unna
    Im Internet: www.archives.gov.il/en/; Stand: 04.04.2021