Dr. med. Fritz Hirschberg
- 06.12.1888, Potsdam
- 17.05.1963, Oslo
- Mitglied seit 1926
- Geflohen 1939, Norwegen
- Berlin
- Niedergelassener Facharzt für Magen-, Darm-, und Stoffwechselkrankheiten
Fritz Hirschberg wurde am 06.12.1888 als Sohn des Kaufmanns Wilhelm Hirschberg und seiner aus Magdeburg stammenden Ehefrau Meta, geborene Katzmann, in Potsdam geboren. Der bekannte Berliner Augenarzt und Wissenschaftler Julius Hirschberg war Fritz Hirschbergs Onkel.
Ausbildung und Wirkungsstätte
Hirschberg studierte in Berlin, Würzburg und Heidelberg Medizin. Dort wurde er 1913 promoviert. Die Approbation erfolgte im August 1914.
Von 1925/26 bis 1938 war Hirschberg in der Berliner Privatklinik für Magen- und Darmkrankheiten von Ismar Boas in der Trautenaustraße tätig. Daneben führte er eine gastroenterologische Facharztpraxis. Hirschberg gehörte zum engeren Kreis der Schüler und Freunde um Ismar Boas.
Während seiner Tätigkeit in der „Boas-Klinik“ in der Trautenaustraße führte er regelmäßige Fortbildungsveranstaltungen in seinem Fachgebiet über Magen- und Darmkrankheiten durch. Daraus entstand im Exil in Norwegen „Diagnostik und Therapie der Magen- und Darmkrankheiten in zwölf Vorlesungen“, 1941 im Kopenhagener Verlag von Ejnar Munksgaard publiziert.
Nach dem Novemberpogrom 1938 wurde Hirschberg vorübergehend im Konzentrationslager Sachsenhausen inhaftiert.
1939 Flucht nach Norwegen
Nach der Entlassung aus dem Konzentrationslager floh Fritz Hirschberg am 22.01.1939 mit großer Hilfe durch den Reedereibesitzer Thomas Olsen nach Oslo, Norwegen. Am 25.05.1939 konnte Hirschberg seine 73-jährige Mutter, Meta Hirschberg, aus Potsdam ebenfalls mit Olsens Unterstützung nach Norwegen nachholen. Hirschberg war zunächst als Assistent bei dem norwegischen Arzt Per E. Giertsen tätig, bevor er eine eigene Praxis eröffnete.
Am 09.04.1940 überfiel die Deutsche Wehrmacht Norwegen. In den folgenden zwei Jahren waren die aus Deutschland geflohenen Juden sowie die norwegische jüdische Bevölkerung zunehmender Verfolgung ausgesetzt. Im Januar 1942 begannen die Behörden mit der systematischen Registrierung der in Norwegen lebenden Juden, die sich mit einem „J“ in ihren Ausweispapieren kennzeichnen lassen mussten.
Flucht nach Schweden 1942
Im November 1942 wurde Hirschbergs inzwischen 77-jährige Mutter von der GESTAPO verhaftet und am 26.11.1942 mit der D/S Donau zunächst nach Stettin und von dort mit dem Zug nach Auschwitz deportiert und kurz nach der Ankunft am 01.12.1942 ermordet.
Fritz Hirschberg, der seit Ende Oktober 1942 im Untergrund lebte, konnte Ende November 1942, vier Tage nach der Deportation seiner Mutter, mit Unterstützung norwegischer Widerstandskreise mit einer Flüchtlingsgruppe nach Schweden gelangen. Nach der Befreiung Norwegens kehrte er im November 1945 nach Norwegen zurück und eröffnete 1946 erneut eine Praxis in Oslo.
In den 1950er Jahren wurde Hirschberg in Norwegen durch Zeitungsbeiträge mit Ernährungsempfehlungen bei funktionellen Magen-Darm-Beschwerden öffentlich bekannt.
Seit 1946 publizierte er mehrfach in Gastroenterologia, dem vormaligen Archiv für Verdauungs-Krankheiten („Boas-Archiv“).
Hirschberg verlor im Holocaust neben seiner Mutter seine Tante Auguste Zöllner, Potsdam, die hochbetagt im Juni 1943 nach Theresienstadt deportiert wurde und dort 91-jährig im Ghetto starb.
Fritz Hirschberg starb 74-jährig am 17.05.1963 in Oslo.
Danksagung
Für wertvolle Details zur Biographie Fritz Hirschbergs in Norwegen sowie den Hinweis auf den Zeitungsartikel in der norwegischen Zeitung Billedjournalen sei dem norwegischen Historiker Bjarte Bruland gedankt.
Im Rahmen der Recherche zur Biographie Hirschbergs wurde erstmals das Schicksal seiner Mutter beleuchtet. In diesem Kontext wurde die Verlegung eines Stolpersteins zur Erinnerung an Meta Hirschberg in Potsdam angeregt.
Die Stolpersteinverlegung zur Erinnerung an Meta Hirschberg wurde am 19. Mai 2022 in der Jägerallee 7, Potsdam, realisiert. Eine Gruppe von Schülerinnen und Schülern des Potsdamer Bertha-von-Suttner-Gymnasiums begleitete die Aktion und hatte zum Leben Meta Hirschbergs ausführlich recherchiert.