Eine Erinnerungsarbeit der Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten
In Erinnerung an

Dr. med.
Paul Hirsch-Mamroth
1880 - 1961

Dr. med. Paul Hirsch-Mamroth © Rechtsanwalt John Traubner, Frankfurt am Main
Dr. med. Paul Hirsch-Mamroth © Rechtsanwalt John Traubner, Frankfurt am Main

Mitglied seit 1926

Gemeinsame Praxis mit Heinrich Rosin

Flucht nach Portugal und Ecuador

Paul Hirsch-Mamroth in Ecuador © Rechtsanwalt John Traubner, Frankfurt am Main
Paul Hirsch-Mamroth in Ecuador © Rechtsanwalt John Traubner, Frankfurt am Main

Dr. med. Paul Hirsch-Mamroth

  • 2‌0‌.‌1‌0‌.‌1‌8‌8‌0‌, Karlsruhe
  • 1‌9‌.‌0‌3‌.‌1‌9‌6‌1‌, Quito, Ecuador
  • Mitglied seit 1926
  • Geflohen 1939, Ecuador
  • Berlin
  • Niedergelassener Facharzt für Magen-, Darm- und Stoffwechselkrankheiten

Ausbildung und Wirkungsstätte

Paul Hirsch-Mamroth studierte in Heidelberg Medizin, legte dort 1904 das Staatsexamen ab und wurde im gleichen Jahr promoviert. Seine Approbation erhielt er 1905.

Er ließ sich in Berlin als Specialarzt für Magen-, Darm- und Stoffwechselkrankheiten einschließlich einer Poliklinik nieder. Seit 1925 führte er die Praxis gemeinsam mit Professor Heinrich Rosin. Hirsch-Mamroth gehörte zum engeren Kreis der Schüler und Freunde um Ismar Boas.

Er nahm aktiv am 1. Weltkrieg als Stabsarzt mit Auszeichnung teil.

Wissenschaftlich beschäftigte er sich unter anderem mit methodischen Fragen der Pepsinbestimmung sowie mit dem neuen oralen Antidiabetikum Synthalin. Besondere Expertise erwarb er in der Technik der Rektoskopie.

Hirsch-Mamroth war Vertrauensarzt der AEG und mit den Einstellungsuntersuchungen der AEG-Angestellten betraut.

 

Nach 1933

Mit dem Kaufvertrag vom 01.02.1937 übernahm Hirsch-Mamroth das Grundstück und die Klinik in der Berliner Achenbachstraße 15, von dem bisherigen Besitzer Alfred John Alexander. Die Klinik gehörte zu den wenigen Berliner Institutionen jener Zeit, in der aus frühen Konzentrationslagern entlassene jüdische Häftlinge behandelt wurden.

Mit dem 30.09.1938 wurde ihm die Approbation entzogen.

 

Flucht nach Portugal 1939 und nach Ecuador 1941

1939 floh Hirsch-Mamroth aus Deutschland zunächst nach Portugal. Von 1939 bis 1941 hielt er sich in Lissabon auf und wartete auf eine Ausreisemöglichkeit nach Südamerika. 1941 konnte er für sich und seine Familie ein Visum für Ecuador erwerben.

Mit einem Durchreise-Visum gelangte er zunächst nach New York. Drei Monate später konnten er und seine Familie nach Quito, Ecuador, weiterreisen.

In Ecuador erhielt er nie eine Lizenz zur ärztlichen Tätigkeit und übernahm unentgeltlich und inoffiziell die medizinische Betreuung für Freunde, Verwandte und Mitglieder der jüdischen und der deutschen Gemeinde in Quito.

Paul Hirsch-Mamroth starb 80-jährig im März 1961 in Quito, Ecuador.

Eigene Publikationen (Auswahl)

  1. Ergebnisse der Magensaftuntersuchung mit der neuen Pepsinbestimmung nach Boas. Dtsch med Wochenschr 1925; 51: 512-513
  2. Weitere Magensaftuntersuchung mit dem Pepsinometer unter Ausschaltung des okkulten Blutes. Dtsch med Wochenschr 1925; 51: 2078-2079
  3. Über die pepsinhemmende Eigenschaft des Blutserums, zugleich eine neue Bestimmungsmethode. Arch Verdauungskr 1925; 35: 174-185
  4. Das synthetische Guanidin-Derivat Synthalin in der ambulanten Praxis. Dtsch med Wochenschr 1927; 53: 110-112
  5. Ist es beweiskräftig, wenn der okkulte Blutnachweis an kleinen Fäzespartikeln geführt wird? Arch Verdauungskr 1928; 43: 207-211 (Ismar Boas zum 70. Geburtstag)
Danksagung

Rechtsanwalt John Traubner, Frankfurt am Main, Enkelsohn Paul Hirsch-Mamroths, gebührt großer Dank für die Überlassung der Fotografien.


Quellen und Literatur
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Quellen/Literatur/Weblinks

Biografie von Dr. med. Paul Hirsch-Mamroth

Verzeichnis der Quellen

  • Persönliche Auskünfte John Traubner, Frankfurt an den Verfasser Harro Jenss 2019
  • Reichsmedizinalkalender 1933. Digitale Sammlung der ZB Medizin – Informationszentrum für Lebenswissenschaften. Im Internet: https://digital.zbmed.de/medizingeschichte/periodical/structure/4948689
  • Reichsmedizinalkalender 1937. Digitale Sammlung der ZB Medizin – Informationszentrum für Lebenswissenschaften. Im Internet: https://digital.zbmed.de/medizingeschichte/periodical/structure/4948689

Verzeichnis der Literatur

  • Schwoch R. [Hg] Berliner Jüdische Kassenärzte und ihr Schicksal im Nationalsozialismus. Ein Gedenkbuch. Berlin: Hentrich & Hentrich Verlag 2009: 368

Verzeichnis der Weblinks