Eine Erinnerungsarbeit der Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten
In Erinnerung an

Dr. med.
Hans Elsner
1874 - 1935

Dr. med. Hans Elsner Quelle: F. Vilardel, Digestive Endoscopy in the Second Millennium. From the Lichtleiter to Echoendoscopy, Thieme Publishing Group, Stuttgart, New York (2005)
Dr. med. Hans Elsner Quelle: F. Vilardel, Digestive Endoscopy in the Second Millennium. From the Lichtleiter to Echoendoscopy, Thieme Publishing Group, Stuttgart, New York (2005)

Mitglied seit 1925

frühzeitige Spezialisierung bei Ismar Boas

Entwicklung Gastroskop

niedergelassener Facharzt in Berlin

Titelblatt Dissertationsschrift
Titelblatt Dissertationsschrift
Thieme Verlag Leipzig 1911. Quelle: Staatsbibliothek Berlin
Thieme Verlag Leipzig 1911. Quelle: Staatsbibliothek Berlin

Dr. med. Hans Elsner

  • 0‌2‌.‌0‌3‌.‌1‌8‌7‌4‌, Breslau /Wroclaw
  • 0‌9‌.‌0‌2‌.‌1‌9‌3‌5‌, Berlin
  • Mitglied seit 1925
  • Berlin
  • Facharzt für Magen,- Darm- und Stoffwechselkrankheiten

„Hans Elsner, Sohn des Kaufmanns Emil Elsner zu Berlin, mos. Religion, wurde geboren am 2. März 1874 zu Breslau. Seine wissenschaftliche Vorbildung erhielt er auf dem Magdalen-Gymnasium zu Breslau, von Ostern 1890 auf dem Friedrich-Werderschen Gymnasium zu Berlin, das er Ostern 1892 mit dem Zeugnis der Reife verliess, um Medicin zu studieren. Er absolvierte seine ganze Studienzeit an der Friedrich-Wilhelms-Universität zu Berlin. Am 24. Februar 1894 bestand er das Tentamen physicum, am  14. Februar 1896 das Tentamen medicum, am 21. Februar das Examen rigorosum“, so Hans Elsner in seiner Dissertationsschrift „Zur Kenntnis der Aetiologie des Chronischen Hydrocephalus“.

Titelblatt Dissertationsschrift
Titelblatt Dissertationsschrift

Seine Mutter war Dorothea Elsner, geb. Block, die 1910 in Berlin starb. Sie ist gemeinsam mit ihrem 1920 verstorbenen Ehemann Emil Elsner auf dem Jüdischen Friedhof Berlin-Weissensee beerdigt. Hans Elsner wuchs in Breslau und Berlin mit zwei Brüdern (Bernhard und Ernst Simon) und zwei Schwestern (Jenny und Elise) auf.

 

Ausbildung und Wirkungsstätte

Zu seinen Lehrern gehörten an der Berliner Universität u. a. der Chirurg Ernst von Bergmann, der Physiologe du Bois-Reymond, der Pädiater Otto Heubner, die Internisten Ernst von Leyden, Hermann Senator und Georg Klemperer, der Neuologe Emanuel Mendel, der Pharmakologe Oscar Liebreich der Pathologe Rudolf Virchow und der Anatom Wilhelm Waldeyer.

1897 erhielt Hans Elsner seine ärztliche Approbation. Nachhaltig prägend für seine weitere ärztliche Tätigkeit, die Spezialisierung im neuen Gebiet der Gastroenterologie und die intensive Beschäftigung mit der technischen Fortentwicklung des Gastroskopes war seine Arbeit als Assistent bei Ismar Boas in dessen Berliner Poliklinik für Magen- und Darmkrankheiten. Elsner selbst widmet seinem Mentor Ismar Boas 1909 sein neues Lehrbuch der Magenkrankheiten für Ärzte und Studierende und dankt ihm ausdrücklich für die langjährige Assistententätigkeit und für die Zusammenarbeit.

Archiv f. Verdauungskrankheiten 1915
Archiv f. Verdauungskrankheiten 1915
Lehrbuch. Verlag S. Karger 1909. Archiv H Je
Lehrbuch. Verlag S. Karger 1909. Archiv H Je
Widmung in Lehrbuch der Magenkrankheiten. Verlag S. Karger 1909. Quelle: Staatsbibliothek Berlin
Widmung in Lehrbuch der Magenkrankheiten. Verlag S. Karger 1909. Quelle: Staatsbibliothek Berlin

Elsner heiratet 1907 Betty geb. Goldschmidt  (geb. 10.9.1880, gest. 22.9.1976 in USA) aus Posen. 1909 wird der Sohn Kurt  geboren, 1914 Geburt des Sohnes Herbert.

Frühzeitig beginnt Elsner auf Anregung Boas’ aus dessen Spezial-Poliklinik für Magen- und Darmkrankheiten zu publizieren, so 1903 kasuistisch zur Differentialdiagnose von Erkrankungen des Oesophagus und Magen, über die Motilität des Magens bei der Achylia gastrica (1904) und über die Colitis mucosa (1905). Im Jahre 1906 übergibt Boas seinem Schüler Hans Elsner sein Ambulatorium für Magen- und Darmkranke. 1909 publiziert Elsner das bereits erwähnte Lehrbuch der Magenkrankheiten.

Thieme Verlag Leipzig 1911. Quelle: Staatsbibliothek Berlin
Thieme Verlag Leipzig 1911. Quelle: Staatsbibliothek Berlin
Ausschnitt aus:  Dr. Hans Elsner  Die Gastroskopie. Thieme Verlag Leipzig 1911. Quelle: Staatsbibliothek Berlin
Ausschnitt aus: Dr. Hans Elsner Die Gastroskopie. Thieme Verlag Leipzig 1911. Quelle: Staatsbibliothek Berlin
Dtsch Med Wochenschr 1923
Dtsch Med Wochenschr 1923

1911 folgt das damals wegweisende Buch Die Gastroskopie mit der Beschreibung des Elsner Gastroskopes, das in den nächsten zwanzig Jahren jenes starre Instrument war, mit dem u.a. Rudolf Schindler zunächst arbeitete. Erst das von Schindler selbst entwickelte neue semiflexible Gerät löste seit 1932 das Elsner Gastroskop ab. Die technische Fortentwicklung hatte Elsner gemeinsam mit dem Berliner Instrumentenbauer Georg Wolf erarbeitet.

 

Nach 1933

Elsner erlebte am 1. April 1933 den Boykott der ärztlichen Praxen durch die Nationalsozialisten. In welcher Weise Elsner in der Folgezeit antijüdischen Attacken ausgesetzt war, ist im Detail nicht bekannt. Hans Elsner starb 60-jährig am 9. Februar 1935 in seiner Wohnung in der Berliner Knesebeckstrasse 70/71. Am 12. 2. 1935 wurde er auf dem Jüdischen Friedhof Berlin-Weissensee beerdigt. Seine Grabstätte findet sich im Gräberfeld M7 Reihe 14.

Grabstein Hans Elsner Jüdischer Friedhof Berlin- Weissensee M7 Reihe 14.  Foto H Je 2.2.2024
Grabstein Hans Elsner Jüdischer Friedhof Berlin- Weissensee M7 Reihe 14. Foto H Je 2.2.2024

1943 wird er in den Akten der Gestapo als „Reichsfeind“ geführt und ihm und seinen Nachkommen ein Erbe in Posen verweigert.

Aktendeckel Erbsache Hans Elsner. Quelle: Brandenburgisches Landeshauptarchiv (BLHA).
Aktendeckel Erbsache Hans Elsner. Quelle: Brandenburgisches Landeshauptarchiv (BLHA).
Lehrbuch. Verlag S. Karger 1909. Archiv H Je
Lehrbuch. Verlag S. Karger 1909. Archiv H Je

Der am 3.5.1909 geborene Sohn Kurt Elsner war bei der Firma Fried & Alsberg als Korrespondent und Einkäufer tätig und war vom 28.2.1933 bis 30.6.1933 und erneut vom 1.9. 1933 bis 23.12.1933 in Haft. Nach der Haftentlassung war eine weitere Tätigkeit bei der Firma nicht mehr möglich, eine neue Stelle als Jude zu finden war nicht möglich. Er arbeitete als Maurer bis zu seiner Auswanderung nach Südafrika am 2.11. 1935. Später übersiedelte er in die USA. Er starb im Januar 1995 in Sarasota / Florida.

Der Sohn Herbert ging 1936 in die Schweiz um dort zu studieren, da er als Jude in Deutschland nicht an der Universität aufgenommen wurde.  Nach einem Semester an der Universität Winterthur musste er sein Studium abbrechen, da auf Grund der Devisenbeschränkungen seine Mutter ihn nicht mehr finanziell unterstützen konnte. Am 3.12.1936 folgte er über Genua seinem Bruder nach Südafrika.

Hans Elsners Ehefrau Betty Elsner, geb. Goldschmidt, lebte im Mai 1939 noch in Berlin in der Pariser Straße 35/36. Sie verlies am 29.6.1939 mit dem niederländischen Schiff „Jagersfontein“ Hamburg und gelangte nach Durban, Südafrika.  Später übersiedelte sie nach New York und starb dort am 22.9.1976.

Hans Elsners Schwester Jenny Elsner wurde im August 1942 von Berlin zunächst in das Ghetto Theresienstadt / Terezin deportiert, kurze Zeit später in das KZ Treblinka transportiert und dort ermordet. Die andere Schwester, Elise Norden, starb am 31.3.1944 im Ghetto Theresienstadt. Elsners jüngerer Bruder Ernst Simon Elsner (geb. 7.2.1879) gelang die Flucht im August 1938 zunächst nach London/ England; 1941 konnte er in die USA übersiedeln. Er starb 13.7.1958 in Queens / New York.

Eigene Publikationen (Auswahl)

  1. Kasuistischer Beitrag zur Differentialdiagnose von Erkrankungen der Speiseröhre und des Magen. Dtsch med Wochenschr 1903; 29: 428-429
  2. Lehrbuch der Magenkrankheiten für Ärzte und Studierende. Berlin: Verlag von S. Karger 1909 (mit Widmung für Ismar Boas)
  3. Ein Gastroskop. Berl Klin Wochenschr 1909; 46: 2135-2138
  4. Ueber Gastroskopie. Berl Klin Wochenschr 1910; 47: 2193-2198
  5. Die Gastroskopie. Leipzig: Verlag von Georg Thieme 1911
  6. Mein verbessertes Gastroskop. Dtsch med Wochenschr 1923; 49: 253 - 255

Ein Beitrag von Dr. med. Cornelie Haag, Dresden und Dr. med. Harro Jenss, Worpswede

 

Quellen

Elsner H. Zur Kenntnis der Aetiologie des chronischen Hydrocephalus. Medizinische Dissertation. Bayerische Staatsbibliothek / BSB München, Sign. Diss.med. 285-24/32, darin Lebenslauf S. 22f
Landesarchiv Berlin A Rep. 243-04. Personenakte Kurt Elsner
Landesarchiv Berlin B Rep. 025-08. Verfahren Kurt Elsner
Brandenburgisches Landeshauptarchiv (BLHA). Rep 36A Oberfinanzpräsident Berlin- Brandenburg (II) Nr. 8254 Entschädigungsakte Jenny Elsner.
Brandenburgisches Landeshauptarchiv (BLHA). Rep 36A Oberfinanzpräsident Berlin- Brandenburg (II) Nr. 8248. Entschädigungsakte Ernst Elsner.
Brandenburgisches Landeshauptarchiv (BLHA). Rep 36A Oberfinanzpräsident Berlin- Brandenburg (II) Nr. 8250. Vermögensverwaltungsstelle. Hans Elsner.
Leo Baeck Institut (Zeitung Aufbau)

Weblinks

https://yvng.yadvashem.org/index.html?language=de&s_id=&s_lastName=Elsner&s_firstName=Jenny&s_place=Berlin&s_dateOfBirth=&cluster=true [ Jenny Elsner, geb. 19.3.1871 ], Stand 2.2.2024
https://yvng.yadvashem.org/index.html?language=de&s_id=&s_lastName=Norden%20&s_firstName=Elise&s_place=Berlin&s_dateOfBirth=&cluster=true [ Elise Norden, geb. Elsner, geb. 12.6.1875 ], Stand 2.2.2024
https://www.holocaust.cz/de/opferdatenbank/opfer/47060-elise-norden/ , Stand 2.2.2024
https://collections.arolsen-archives.org/de/document/11228831 [ Jenny Elsner, geb. 19.3. 1871, „Alterstransport“ 17.8.1942 von Berlin nach Theresienstadt / Terezin, Wohnort Berlin, Nürnberger Str. 67], Stand 2.2.2024
https://collections.arolsen-archives.org/de/search/person/127188721?s=Norden,%20elise&t=248284&p=2 [ Elise Norden, geb. 12.6.1875, „Alterstransport“ von Berlin nach Theresienstadt], Stand 2.2.2024
Betty Elsner (geb. Goldschmidt) – MyHeritage Stammbäume – MyHeritage
Aufbau : German-Jewish Club : Free Download, Borrow, and Streaming : Internet Archive (Traueranzeige Betty Elsner)