Prof. Dr. med. Hermann Steinitz
- 17.10.1900, Gleiwitz/Gliwice, Oberschlesien, Polen
- 30.04.1990, Tel Aviv, Israel
- Mitglied seit 1928
- Geflohen 1933, Palästina
- Berlin
- Facharzt für Innere Medizin, Schwerpunkt Gastroenterologie und Hepatologie
Hermann Steinitz wurde 1900 als Sohn des Rechtsanwaltes Hans Steinitz und seiner Ehefrau Gertrud, geb. Appel, in Gleiwitz/Gliwice, Oberschlesien, Polen geboren. Seit 1906 lebte die Familie in Berlin.
Ausbildung und Wirkungsstätte
Nach dem Abitur am Lessing-Gymnasium in Berlin-Wedding 1918 studierte Steinitz in Berlin, Freiburg, Breslau und wieder Berlin Medizin. An der Berliner Universität legte er Ende 1923 das Staatsexamen ab. 1924 wurde er mit der Arbeit „Chemische Blutuntersuchungen bei chronischer Adrenalinvergiftung der Kaninchen“ promoviert, die er bei Martin Jacoby im Institut für Chemie und Biochemie des Berliner Städtischen Krankenhauses Moabit anfertigte. Im gleichen Jahr erhielt er die Approbation.
Als Medizinalpraktikant war Steinitz in der I. Medizinischen Klinik am Städtischen Krankenhaus Moabit, Berlin, bei Georg Klemperer tätig. Vom 01.01.1925 bis 31.12.1928 arbeitete er als Assistenzarzt in der Abteilung für Innere Medizin am Jüdischen Krankenhaus Berlin bei Hermann Strauß. Aus dieser Zeit stammen von Steinitz zahlreiche Arbeiten, die er gemeinsam mit Strauß publizierte. Nach sechsmonatiger Ausbildung in der Röntgendiagnostik im Städtischen Krankenhaus Berlin-Friedrichshain war Steinitz seit August 1929 Oberarzt in der I. Inneren Abteilung des Berliner Städtischen Hufeland-Hospitals bei Georg Rosenow.
Seit Anfang der 1920er Jahre stand Steinitz in freundschaftlicher Verbindung mit Ismar Boas, die in einem erhaltenen Briefwechsel bis zum Februar 1938 dokumentiert ist.
Im Mai 1933 wurde Steinitz vier Tage im Gefängnis Spandau im Rahmen einer Nazi-Aktion inhaftiert, bei der 60 Berliner Ärzte, unter anderem auch Hermann Strauß, verhaftet wurden. Danach entschloss sich Hermann Steinitz zur Flucht aus Deutschland.
Flucht aus Deutschland nach Palästina 1933
Nach Aufenthalten in Paris und in der Schweiz gelangte Steinitz im Oktober 1933 von Marseille nach Jaffa in Palästina, das er am 22.10.1933 erreichte. Seine Ehefrau folgte ihm mit der zweijährigen Tochter im Januar 1934.
Seit 01.01.1934 war er niedergelassener Facharzt für Innere Medizin in Tel Aviv mit einer rasch an Umfang zunehmenden Privatpraxis. Halbtags arbeitete er für die Allgemeine Arbeiter Krankenkasse. In Palästina war Steinitz Mitbegründer der Gesellschaft für Innere Medizin und der Sektion Gastroenterologie. 1937 bemühte sich Hermann Steinitz erfolglos sehr darum, seinen zu einem Besuch in Palästina weilenden früheren Lehrer Hermann Strauß zur Flucht aus Deutschland zu überzeugen.
Geprägt durch die Zusammenarbeit mit Hermann Strauß am Jüdischen Krankenhaus in Berlin bezogen sich Steinitz’ Arbeiten vorwiegend auf die Gastroenterologie und Hepatologie, auf Stoffwechselfragen sowie auf Infektionskrankheiten insbesondere in Palästina und Israel, wobei er sich intensiv mit der Amöbiasis beschäftigte.
1949 hielt sich Steinitz in London auf und absolvierte eine dreimonatige Tätigkeit in der Abteilung für Gastroenterologie des Middelsex County Hospital bei Sir Avery Jones. Mit einem aus England mitgebrachten semiflexiblen Wolf-Schindler-Gastroskop führte er die Gastroskopie in Israel ein.
Von 1952 bis 1970 leitete er in Teilarbeit die Poliklinik für Gastroenterologie im Tel Aviver Zentralklinikum Zamenhof.
Nach 1950 stand Hermann Steinitz in Kontakt mit den deutschen und europäischen Gastroenterologen, wobei der Frankfurter Hepatologe Werner Siede eine Vermittlerfunktion einnahm. 1970 wurde Hermann Steinitz eine Honorarprofessur für Innere Medizin an der Freien Universität Berlin verliehen.
Hermann Steinitz starb 89-jährig 1990 in Tel Aviv. Die 1931 in Berlin geborene Sprachwissenschaftlerin Hannah Rosén ist Hermann und Gerda Steinitz’ Tochter.
Danksagung
Frau Professor Hannah Rosén, Israel, gebührt großer Dank für Ihre Hilfe 2019 bei der Recherche zur Biografie Hermann Steinitz. Jan Steinitz sei für seine Kontaktvermittlung gedankt.