Dr. med. Leo Strauß
- 13.07.1891, Köln
- 22.10.1974, Barnstable, Massachusetts, USA
- Mitglied seit 1929
- Geflohen 1938, USA
- Köln
- Niedergelassener Facharzt für Magen-, Darm- und Stoffwechselkrankheiten
Leo Strauß wurde am 13.07.1891 in Solingen als Sohn des Kaufmanns Simon Strauß und seiner Ehefrau Bertha, geborene Stiel, geboren. Die Familie bekannte sich zur jüdischen Glaubensgemeinschaft.
Ausbildung und Wirkungsstätte
Nach dem Besuch des Solinger Gymnasiums studierte Leo Strauß seit 1910 unter anderem an der Universität Bonn Medizin. Nach Staatsexamen und Promotion erhielt er 1916 die Approbation. Danach nahm Strauß bis zum 09.12.1918 aktiv als Bataillons- und stellvertretender Regimentsarzt am Ersten Weltktrieg teil.
Seine sechsjährige klinische Ausbildung umfasste Stationen im Städtischen Krankenhaus Solingen, in der Medizinischen Universitätsklinik Köln-Lindenburg bei Friedrich Moritz und in Carl von Noordens Frankfurter Privatklinik für Stoffwechsel- und Zuckerkranke. Von 1922 bis 1924 arbeitete Leo Strauß als Assistenzarzt in der Medizinischen Poliklinik der Universität Frankfurt bei Julius Strasburger. In Frankfurt beschäftigte er sich mit methodischen Fragen der Bilirubinbestimmung sowie mit der Verdauung von Stärke und Zellulose.
Im November 1924 eröffnete Leo Strauß in Köln eine eigene Praxis für Magen-, Darm- und Stoffwechselkrankheiten einschließlich Labor und Röntgenzimmer am Hohenzollernring. Privatpatienten behandelte er stationär im Krankenhaus der Augustinerinnen („Severinsklösterchen“) in der Kölner Südstadt. Hier arbeitete er mit dem leitenden Internisten Max Dietlein zusammen. Seine Praxis entwickelte sich außerordentlich erfolgreich mit einem großen Patientenkreis.
1926 hatte Strauß in Frankfurt a. M. Elise Stamm geheiratet. Die Ehe wurde im Januar 1938 geschieden.
Im Reichsmedizinalkalender 1937 wird Dr. Leo Strauß mit einem Doppelpunkt vor seinem Namen als Jude gekennzeichnet und stigmatisiert. Nach seinem Namen findet sich das Magensymbol, das ihn als Facharzt für Magen-, Darm- und Stoffwechselkrankheiten ausweist. Im Nachtrag vom Februar 1938 zum Reichsmedizinalkalender 1937 findet sich nach dem Namen Leo Strauß der Eintrag „Ausland“.
Flucht in die USA
„Da ich Jude bin, wie aus meiner Geburtsurkunde hervorgeht, wurde meine Praxis ab 1933 erheblich kleiner, so dass ich gezwungen war, auszuwandern. Im Jahre 1937 war es mir möglich, meine Auswanderung in die Wege zu leiten“ (Leo Strauß, Bl. 6, Entschädigungsantrag 1954).
Am 16.09.1937 verließ Strauß Köln und hielt sich zunächst in Brüssel bei Verwandten auf, zumal er auf ein Visum für die USA warten mußte. Für eine kurze Zeit reiste er nach Palästina, wohin sein Bruder Albert Strauß geflohen war. Er kehrte nach Brüssel zurück und konnte am 10.01.1938 von Rotterdam aus mit der S.S. Volendam in die USA gelangen. New York erreichte Leo Strauß am 18.01.1938.
Nach Absolvieren einer Sprachprüfung und des amerikanischen Staatsexamens erhielt Strauß im Mai 1939 eine Lizenz zur ärztlichen Tätigkeit und eröffnete eine allgemein-internistische Praxis in East Orange, County Essex, New Jersey. Eine erneute Tätigkeit als Gastroenterologe war ihm nicht möglich. Bis zum 01.04.1957 war er nebenher in Teilzeitarbeit am General Hospital East Orange, New Jersey, tätig.
Leo Strauß starb im Oktober 1974 83-jährig in Barnstable, Massachusetts.
Der ältere Bruder Albert Strauß (1890 – 1961), angesehener Rechtsanwalt in Solingen seit 1919, floh im August 1933 mit seiner Familie nach Palästina. In seinem Beruf konnte er nicht mehr tätig sein. Er arbeitete zunächst als Kleinlandwirt, später als Buchhalter der landwirtschaftlichen Kooperative Kfar Bialik. Der jüngere Bruder, der Kaufmann Walter Strauß, floh in die USA und erreichte im August 1938 New York. Er lebte in Richmond, Indiana und starb 1952.
Danksagung
Thomas Deres, Historisches Stadtarchiv Köln, gebührt großer Dank für seine wertvollen Hinweise bei der Spurensuche nach Leo Strauß. Den Mitarbeitenden des Landesarchivs Nordrhein-Westfalen, Abteilung Rheinland, Duisburg, sei für ihre Hilfe und für den Zugang zu den Entschädigungsakten von Leo und Albert Strauß gedankt.