Prof. Dr. med. Richard Bauer
- 13.04.1879, Wien
- 03.09.1959, Wien
- Mitglied seit 1927
- Geflohen 1938, USA
- Wien
- Facharzt für Innere Medizin
Richard Bauer wurde 1879 in Wien in der jüdischen Familie des Rechtsanwaltes Jakob Bauer und dessen Ehefrau Friedricke, geb. Eisenmann, geboren.
Nach der Reifeprüfung studierte Bauer seit 1897 an der Wiener Universität Medizin und wurde 1903 promoviert. Zunächst war er bis 1908 als Hilfsarzt, danach als Assistenzarzt an der II. Medizinischen Universitätsklinik in Wien bei Edmund von Neusser und bei dessen Nachfolger Norbert Ortner tätig. 1908 reiste Bauer nach Berlin zur Fortbildung am Robert Koch-Institut bei August von Wassermann. 1909 hielt er sich in Paris bei Elie Metschnikoff am Pasteur Institut auf. Frühzeitig beschäftigte er sich in Kooperation mit dem medizinisch-chemischen Institut der Universität Wien mit dem Metabolismus der Galaktose, entwickelte eine Methode zum Galaktose-Nachweis im Urin sowie einen Galaktosebelastungstest zur Prüfung der Leberfunktion. 1912 wurde Bauer an der Wiener Medizinischen Fakultät für das Fach Innere Medizin habilitiert und zum Universitäts-Dozenten ernannt. Seit 1917 war er Primararzt und ärztlicher Vorstand der II. Medizinischen Abteilung des großen Krankenhauses Wieden im IV. Wiener Bezirk. 1926 erhielt Bauer eine außerordentliche Professur für Innere Medizin an der Universität Wien.
Schwerpunkte seiner wissenschaftlichen Arbeit waren Fragen aus dem Gebiet der Serologie, die Eigenschaften des Komplements, die Wassermann-Reaktion im Urin sowie Leber- und Gallenwegserkrankungen. Ähnlich wie Hermann Strauß beschäftigte sich Bauer mit Untersuchungsmöglichkeiten der Leber- und Nierenfunktion. Bauer publizierte zur Leberdiagnostik, insbesondere zum „Icterus catarrhalis“ und führte diesen auf eine „Hepatitis“ zurück, deren Ursache in jener Zeit freilich nicht aufgeklärt war. Zudem befasste er sich mit Tumorerkrankungen und Fragestellungen zur Karzinomentstehung
Seit 1933
Im Herbst 1937 reiste Richard Bauer zu Vorträgen in die USA. Im Dezember 1937 besuchte er die USA erneut und gelangte über St. Albans im Vermont District am 07.12.1937 nach New York. Danach kehrte er nach Wien zurück. Am 16.03.1938, kurz nach dem „Anschluss“ Österreichs an das Deutsche Reich, konnte Richard Bauer über Cherbourg mit der Queen Mary aus Europa fliehen und New York erreichen. Am 01.01.1938 stellte Richard Bauer einen Einbürgerungsantrag in den USA. Er fand eine Tätigkeit am damaligen Manhattan General Hospital, New York. An diesem Hospital, das in jener Zeit über eine Forschungsabteilung verfügte, war es ihm möglich, seine wissenschaftliche Arbeit fortzusetzen und in Fachzeitschriften zu publizieren. In Wien entzogen ihm die NS-Behörden nach dem Einmarsch der Deutschen Wehrmacht die Lehrbefugnis an der Wiener Medizinischen Fakultät im April 1938.
Nach 1945 besuchte Bauer wiederholt seine Heimatstadt Wien und kehrte 1955 endgültig nach Österreich zurück. Er war seit 1908 Mitglied in der Gesellschaft der Ärzte in Wien, wurde 1947 dessen Ehrenmitglied und hielt dort am 14.11.1958 einen Vortrag „Über ein neues Leiden, die Galaktose-Krankheit (Galaktosämie)“.
Richard Bauer starb 80-jährig Anfang September 1959 in einem Sanatorium in Wien.
Danksagung
Dr. Ulrike Denk, Bibliothek und Archivwesen der Universität Wien, gebührt großer Dank für ihre wertvolle Hilfe und die Recherche zum Entzug der Lehrbefugnis Richard Bauers an der Universität Wien. Gedankt sei ebenfalls Herbert Posch, Betreuer der Gedenkseiten der Universität Wien, für die Kooperation.