Eine Erinnerungsarbeit der Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten
In Erinnerung an

Prof. Dr. med.
Ferdinand Blumenthal
1870 - 1941

Prof. Dr. med. Ferdinand Blumenthal, Reichshandbuch, Berlin 1930
Prof. Dr. med. Ferdinand Blumenthal, Reichshandbuch, Berlin 1930

Mitglied seit 1925

Vorstandsmitglied und Schatzmeister der (D)GVS 1925 – 1933

Vorkämpfer für eine fortschrittliche Krebsmedizin und Krebsfürsorge

Flucht nach
Jugoslawien
1933 Flucht
nach Estland 1939

Publikation "Die Krebskrankheiten", 1919
Publikation "Die Krebskrankheiten", 1919
Rücktrittsschreiben an den Dekan der Medizinischen Fakultät, Mai 1933, Archiv Humboldt-Universität Berlin, Personalakte Blumenthal
Rücktrittsschreiben an den Dekan der Medizinischen Fakultät, Mai 1933, Archiv Humboldt-Universität Berlin, Personalakte Blumenthal
Blumenthals Hauptwerk musste 1934 außerhalb Deutschlands erscheinen
Blumenthals Hauptwerk musste 1934 außerhalb Deutschlands erscheinen

Prof. Dr. med. Ferdinand Blumenthal

  • 0‌5‌.‌0‌6‌.‌1‌8‌7‌0‌, Berlin
  • 0‌5‌.‌0‌7‌.‌1‌9‌4‌1‌, Estland
  • Mitglied seit 1925
  • Geflohen 1933, Jugoslawien
  • Berlin
  • Facharzt für Innere Medizin und früher Krebsforscher

„Unterzeichneter wurde geboren am 5ten Juni 1870 zu Berlin als Sohn des Königl. Sanitätsraths Dr. Julius Blumenthal und seiner Ehefrau Zerline, geb. Lesser. Zu Ostern 1879 trat ich in das Französische Gymnasium ein, welches ich Michaelis 1887 mit der Berechtigung zum einf. Dienst verließ. Vom Januar 1888 bis Ostern 1891 besuchte ich das Friedrich Werdersche Gymnasium, um dann nach erlangtem Zeugnis der Reife in Freiburg Medizin zu studieren“, so Ferdinand Blumenthal in seinem Lebenslauf vom 02.02.1896, mit dem er sich an der Berliner Charité um eine Volontariatsstelle bewarb.

 

Ausbildung und Wirkungsstätte

Blumenthal studierte in Freiburg, Straßburg, Zürich und Berlin Medizin. Zum Sommersemester 1895 kehrte er aus Berlin nach Freiburg zurück und wurde im Juli 1895 an der Freiburger Universität mit der Arbeit „Über den Einfluss des Alkali auf den Stoffwechsel der Mikroben“ promoviert, die er bei Ernst Salkowski im Chemischen Labor des Institutes für Pathologie an der Berliner Charité erarbeitet hatte. Die Freiburger Medizinische Fakultät hatte die kurz zuvor bereits publizierte Arbeit als Promotionsarbeit anerkannt. Das Staatsexamen legte er in Freiburg im Wintersemester 1895/96 ab. Frühzeitig interessierte sich Blumenthal für die physiologische Chemie und befasste sich mit chemischen Analysemethoden. Die Kooperation mit Ernst Salkowski bestand über drei Jahrzehnte bis zu dessen Tod 1923.

Dissertation, Freiburg 1895
Dissertation, Freiburg 1895

Seine internistische Ausbildung erhielt Blumenthal seit Februar 1896 in der I. Medizinischen Universitätsklinik der Charité in Berlin bei Ernst von Leyden. Während seiner Ausbildungszeit befasste er sich mit Fragen des Zuckerstoffwechsels, mit Immunphänomenen nach Infektionskrankheiten und mit Problemen der Serumtherapie. 1899 wurde er für das Fach Innere Medizin an der Berliner Friedrich-Wilhelms-Universität habilitiert. 1905 erhielt er eine Titularprofessur. Am 01.04.1929 wurde Blumenthal eine neu gegründete planmäßige beamtete Professur für Krebsforschung (Extraordinariat) an der Berliner Universität übertragen.

Ernst von Leyden bezog Blumenthal frühzeitig in die Planung der 1903 an der Charité eröffneten „Krankenabteilung für Krebsforschung“ (seit 1907 „Universitätsinstitut für Krebsforschung an der Charité“) ein. Diese als erste ihrer Art in Deutschland gegründete Forschungs- und Behandlungsstätte für Krebserkrankungen wurde zum Mittelpunkt der weiteren Tätigkeit Blumenthals. Anfänglich bestand das Institut aus zwei Baracken mit 20 Betten zur Betreuung der Patienten sowie einer Laboratoriums-Baracke. Blumenthal spezialisierte sich für das Fachgebiet der Krebsmedizin und wurde durch seine umfassenden Aktivitäten rasch national und international bekannt. Wissenschaftlich widmete er sich Untersuchungen über die Entstehung und den Stoffwechsel von Tumoren sowie deren Bekämpfung.

Als Ernst von Leyden 1907 emeritiert wurde, schied auch Blumenthal aus der I. Medizinischen Klinik der Charité aus. Er widmete sich der Fürsorgestelle für Krebskranke an der Charité, war Leitender Arzt für Innere Medizin am Krankenheim der Israelitischen Synagogengemeinde Adass Jisroel in der Berliner Elsässer Straße, setzte seine wissenschaftlichen Arbeiten über die chemischen Vorgänge in den Tumorzellen fort und leitete von 1914 bis 1916 die Abteilung für Innere Medizin am Städtischen Krankenhaus Berlin-Lichtenberg.

Als das Universitätsinstitut für Krebsforschung während des Ersten Weltkrieges in Turbulenzen geriet, sorgte Blumenthal seit 1915 mit hohem persönlichen Einsatz für den Fortbestand des Institutes. Zunächst leitete er das Institut gemeinsam mit dem Pathologen Johannes Orth. Seit 1922 war Blumenthal alleiniger Institutsdirektor. Er gab dem Institut eine moderne Struktur mit einzelnen Fachabteilungen, die von frühen Spezialisten in deren jeweiligen Fachgebieten geleitet wurden: in der Radium- und Röntgenabteilung waren Ludwig Halberstaedter, Albert Simons und Jakob Tugendreich tätig, die Abteilung für Hämatologie und Histologie wurde von Hans Hirschfeld geführt, die Sektion für Virusforschung wurde von Ernst M. Fränkel geleitet und im Chemischen Labor waren Otto Rosenthal und Arthur Lasnitzki tätig. Mit Rhoda Erdmanns Abteilung für Zell- und Gewebezüchtung bestand eine enge Zusammenarbeit. 1929 übernahm die junge Esther Eugenie Klee-Rawidowicz eine eigene Abteilung für experimentelle Krebsforschung an dem von Blumenthal geleiteten Institut.

Publikation "Die Krebskrankheiten", 1919
Publikation "Die Krebskrankheiten", 1919

Blumenthal vertrat frühzeitig das Konzept der Tumorzentren („centres anticancéreux“) mit einer interdisziplinären Entscheidungsfindung und Behandlung sowie einer multimodalen Tumortherapie. Daneben engagierte er sich intensiv für eine nachgehende Krebsfürsorge mit speziell qualifizierten Fürsorgerinnen. Diese führten Hausbesuche durch und bezogen die sozialen sowie häuslichen Verhältnisse der Patientinnen und Patienten in die Betreuung ein.

Seit 1919 war Blumenthal Generalsekretär im „Deutschen Zentralkomitee zur Erforschung und Bekämpfung der Krebskrankheit“. Er arbeitete unermüdlich für eine breite Aufklärung über Krebserkrankungen mit dem expliziten Ziel der Krebsfrüherkennung.

Zu seinem 60. Geburtstag 1930 würdigten seine Schüler und Freunde Blumenthals wissenschaftliche und organisatorische Arbeit im Kampf gegen den Krebs mit einem Festband der Zeitschrift für Krebsforschung (1930; 32). Diese angesehene Zeitschrift redigierte er gemeinsam mit Friedrich Kraus bis 1933.

Zeitschrift für Krebsforschung, Festband 1930
Zeitschrift für Krebsforschung, Festband 1930

 

1933 bis Ende 1936 Tätigkeit in Jugoslawien

Unter dem Druck der NS-Behörden schrieb Blumenthal nach 37-jähriger Tätigkeit an der Charité am 22.04.1933 an den Minister für Wissenschaft, Kunst und Volksbildung: „In Anbetracht der obwaltenden Umstände bitte ich ergebenst mich von meinem Amt als Direktor des Instituts für Krebsforschung an der Charité entbinden zu wollen“. Zum 24.09.1933 wurde er in den Ruhestand versetzt (§ 3 des Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums, „nicht arische Abstammung“) und die Lehrbefugnis wurde ihm entzogen.

Rücktrittsscheiben an den Minister, April 1933, Archiv Humboldt-Universität Berlin, Personalakte Blumenthal
Rücktrittsscheiben an den Minister, April 1933, Archiv Humboldt-Universität Berlin, Personalakte Blumenthal
Rücktrittsschreiben an den Dekan der Medizinischen Fakultät, Mai 1933, Archiv Humboldt-Universität Berlin, Personalakte Blumenthal
Rücktrittsschreiben an den Dekan der Medizinischen Fakultät, Mai 1933, Archiv Humboldt-Universität Berlin, Personalakte Blumenthal
Entlassung Friedrich-Wilhelms-Universität Berlin, September 1933, Archiv Humboldt-Universität Berlin, Personalakte Blumenthal
Entlassung Friedrich-Wilhelms-Universität Berlin, September 1933, Archiv Humboldt-Universität Berlin, Personalakte Blumenthal

Im Frühsommer 1933 verließen Blumenthal und seine Ehefrau Elli, geb. Aron, Deutschland. Zunächst hielten sie sich in der Schweiz auf. Die Universität Belgrad bot ihm eine Gastprofessur an, die Blumenthal im November 1933 antrat und die ihm für drei Jahre bis zum Dezember 1936 gewährt wurde. 1934 erschien Blumenthals Hauptwerk „Ergebnisse der experimentellen Krebsforschung und Krebstherapie“ außerhalb Deutschlands im A. W. Sijthoff Verlag im holländischen Leiden, das gleichsam die Summe seiner Arbeit darstellt.

Schreiben Blumenthals an die Berliner Universität über seine Berufung nach Belgrad, Oktober 1933, Archiv Humboldt-Universität Berlin, Personalakte Blumenthal
Schreiben Blumenthals an die Berliner Universität über seine Berufung nach Belgrad, Oktober 1933, Archiv Humboldt-Universität Berlin, Personalakte Blumenthal
Blumenthals Hauptwerk musste 1934 außerhalb Deutschlands erscheinen
Blumenthals Hauptwerk musste 1934 außerhalb Deutschlands erscheinen

Im Februar 1937 verließ er Belgrad und lebte danach überwiegend in Wien. Die Suche nach einer Tätigkeit in Wien blieb erfolglos. Er gab Gastvorlesungen in Rumänien und hielt sich kurzeitig in Paris auf. Pläne, in Griechenland eine Professur zu übernehmen, zerschlugen sich. Nach dem Einmarsch der Deutschen Wehrmacht in Österreich im März 1938 wurde Blumenthal für drei Monate verhaftet. Durch Intervention von Freunden, u. a. Ernst Moritz Fränkel aus England, kam er frei. Nach seiner Entlassung reiste Blumenthal erneut nach Jugoslawien. Seine Versuche, eine Einreisegenehmigung für Großbritannien zu erhalten, scheiterten. Im Januar 1939 wurde er von der albanischen Regierung zu Vorträgen nach Tirana eingeladen. In dieser Zeit wirkte er bei der Hilfe für jüdische Geflüchtete, die in Albanien Zuflucht gefunden hatten, mit.

Zweite Hälfte der 1930er Jahre © Familie Neuberg, New York
Zweite Hälfte der 1930er Jahre © Familie Neuberg, New York

 

Flucht nach Estland im März 1939

Als die politischen Spannungen zwischen Albanien und Italien zunahmen, gelang es Blumenthal mit seiner Ehefrau und den beiden Töchtern Zerline und Hildegard nach Estland zu fliehen. Tallinn erreichten sie am 22.03.1939. In Estland erhielt er die Erlaubnis, als Arzt zu arbeiten. Die weiteren Lebensumstände Blumenthals und seiner Familie in jener Zeit sind bisher unbekannt. Die jüngste Tochter, Herma, konnte im Juli 1938 über Triest in die USA fliehen, wo Ferdinand Blumenthals Bruder, der Dermatologe Franz Blumenthal, seit 1934 in Ann Arbor, Michigan, lebte.

Registrierung als Arzt in Tallinn 1940, National Archives of Estonia / Riigiarhiiv, State Archives. ERA, Best. 50, Verz. 4, A. 45
Registrierung als Arzt in Tallinn 1940, National Archives of Estonia / Riigiarhiiv, State Archives. ERA, Best. 50, Verz. 4, A. 45

1940 entzogen die NS-Behörden Blumenthal und seiner Familie die deutsche Staatsangehörigkeit. In Estland erlebte Blumenthal im Sommer 1940 wie das Land von der Sowjetunion annektiert wurde. Mit dem 11.09.1940 wurde ihm von den sowjetischen Behörden erlaubt, ärztlich tätig zu sein. Als die Deutsche Wehrmacht im Juni 1941 in Estland einmarschierte, wurde die Familie Blumenthal von den sowjetischen Behörden verhaftet und Anfang Juli 1941 einem Transport in die Sowjetunion zugeteilt.

Aberkennung der Deutschen Staatsbürgerschaft, April 1940, Brandenburgisches Landeshauptarchiv, Potsdam
Aberkennung der Deutschen Staatsbürgerschaft, April 1940, Brandenburgisches Landeshauptarchiv, Potsdam

Ferdinand Blumenthal starb 71-jährig während eines Angriffes der Deutschen Luftwaffe auf den Evakuierungszug aus Tallinn am 05.07.1941 in der Nähe der Bahnstation von Toila, im nordöstlichen Estland etwa 45 km westlich der Grenzstadt Narwa. Seine Ehefrau Elli und seine beiden Töchter Zerline und Hildegard sind seither verschollen.

Eine Schwester Blumenthals, Katharina Buss-Blumenthal, wurde 70-jährig im August 1942 in Auschwitz ermordet. Ein Bruder, der Berliner Jurist Hans Blumenthal, starb nach der Deportation im November 1942 im Ghetto Theresienstadt.

Eigene Publikationen (Auswahl)

  1. Innere Behandlung und Fürsorge bei Krebskranken. Z Krebsforschung 1911; 10: 134-148
  2. Krebsleiden. Ursachen, Verhütung und Bekämpfung. Gemeinverständlich dargestellt. Dresden: Verlagsanstalt Erich Deleiter, o. J.
  3. Die Krebskrankheiten. Ihre Erkennung und Bekämpfung. Berlin: Verlag von Otto Salle 1919
  4. Die Organisation des Kampfes gegen den Krebs in Deutschland (Vortrag, gehalten auf dem internationalen Symposium on Cancer Control, veranstaltet von der Society for Control of Cancer N. Y. USA in Lake Mohonk am 22. September 1926). Z Krebsforschung 1926; 24: 459-464
  5. Entstehung und Entwicklung des Universitätsinstituts für Krebsforschung an der Charité zu Berlin. Z Krebsforschung 1928; 27: 1-11
  6. Ergebnisse der Experimentellen Krebsforschung und Therapie. Leiden: A. W. Sijthoff’s Uitgeversmaatschappij N. V. 1934
Danksagung

Dem Enkelsohn Ferdinand Blumenthals, Peter Chanin, USA, gebührt Dank für die Kontakte seit 2012. Dem ebenfalls in den USA lebenden Frank Blumenthal, dem Neffen Ferdinand Blumenthals, gebührt Dank für biographische Hinweise zur Blumenthal-Familie. Ferdinand Blumenthals Großnichte, Birgit Neuberg-Aron, USA, ist die ausführliche Geschichte der Familie Neuberg-Blumenthal zu verdanken.

Beitrag von Dr. med. Harro Jenss, Worpswede. Stand 7.6.2022


Quellen und Literatur
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Quellen/Literatur/Weblinks

Biografie von Prof. Dr. med. Ferdinand Blumenthal

Verzeichnis der Quellen

  • Archiv der Humboldt Universität Berlin. UA HUB. PA B 262, Bd. 1 – 4
  • Deutscher Reichsanzeiger Nr. 202 und Preußischer Staatsanzeiger vom 29. August 1940
  • Landesamt für Bürger- und Ordnungsangelegenheiten (LABO) Berlin. Abt. I. Entschädigungsbehörde. Entschädigungsakte Herma Chanin (Tochter Ferdinand Blumenthals) Berlin. Nr. 54 454
  • Hellmann-Mersch B. Dissertation: Institutionen zur Krebsforschung und Krebsbekämpfung in Deutschland. Historischer Überblick und Analyse. Aachen 1994:115-200
  • Landeshauptarchiv Brandenburg. Bestand Rep 36 A II Nr. 3712 und Rep 36 A / G 324 / 1 (Aberkennung der Staatsbürgerschaft; Geltendmachung von Ansprüchen)
  • National Archives of Estonia, Riigiarhiiv, State Archives. ERA, Best. 50, Verz. 4, A. 45
  • Oxford, Bodleian Libraries. MS. SPSL 378 / 9, Fol 223 – 252: Society for the Protection of Science and Learning. Ferdinand Blumenthal.
  • The Neuberg/Aron Family Chronicle. Leo Baeck Institute New York. Manuscript Collection MS 531, MSF 50

Verzeichnis der Literatur

  • Forsbach R, Hofer H-G. Internisten in Diktatur und junger Demokratie. Die Deutsche Gesellschaft für Innere Medizin 1933-1970. Berlin: Medizinisch Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft 2018: 417
  • Fischer I. Biographisches Lexikon der hervorragenden Ärzte der letzten fünfzig Jahre. Band I. Berlin, Wien: Urban & Schwarzenberg; 1932:
  • Jenss H, Reinicke P. Ferdinand Blumenthal, Kämpfer für eine fortschrittliche Krebsmedizin und Krebsfürsorge. Jüdische Miniatur Band 128. Berlin: Hentrich & Hentrich Verlag; 2012:
  • Kagan S. Jewish Physicians. Boston: Medico-Historical Press 1952: 315
  • Kraus F. Ferdinand Blumenthal. Z Krebsforschung 1930; 32: 3f.
  • Sekules E. Surviving the Nazis, exile and siberia. London, Portland (OR): Vallentine Mitchell; 2000: 72f.
  • Voswinckel P. Biographisches Lexikon der hervorragenden Ärzte der letzten fünfzig Jahre. Berlin 1932-1933. Band III. Hildesheim, Zürich, New York: Georg Olms Verlag; 2002: 84f.

Verzeichnis der Weblinks

In Erinnerung an

Prof. Dr. med.
Ferdinand Blumenthal
1870 - 1941

Prof. Dr. med. Ferdinand Blumenthal, Reichshandbuch, Berlin 1930
Prof. Dr. med. Ferdinand Blumenthal, Reichshandbuch, Berlin 1930

Member since 1925

Board member and treasurer of the (D)GVS 1925 – 1933

Champion for advanced cancer medicine and cancer care

Flight to Yugoslavia in 1933
Flight to Estonia in 1939

Publication : "Die Krebskrankheiten" 1919
Publication : "Die Krebskrankheiten" 1919
Letter of resignation to the dean of the medical faculty, May 1933, Archive Humboldt University Berlin, personnel file Blumenthal
Letter of resignation to the dean of the medical faculty, May 1933, Archive Humboldt University Berlin, personnel file Blumenthal
Blumenthal's principal work had to be published outside of Germany in 1934
Blumenthal's principal work had to be published outside of Germany in 1934

Prof. Dr. med. Ferdinand Blumenthal

  • 0‌5‌.‌0‌6‌.‌1‌8‌7‌0‌, Berlin
  • 0‌5‌.‌0‌7‌.‌1‌9‌4‌1‌, Estonia
  • Mitglied seit 1925
  • Geflohen 1933, Serbia, former Yugoslavia (Belgrade)
  • Berlin
  • Specialist in internal medicine and early cancer researcher

„The undersigned was born on 5 June 1870 in Berlin as the son of the Royal Medical Councillor Dr. Julius Blumenthal and his wife Zerline, née Lesser. I joined the French Grammar School on Easter 1879, which I left on Michaelmas 1887 with eligibility for the civil service. I attended the Friedrich Werdersche Gymnasium from January 1888 to Easter 1891 and went on to study medicine in Freiburg, after having obtained my school-leaving certificate“, Ferdinand Blumenthal states in his curriculum vitae dated 2 February 1896, with which he applied for a voluntary position at the Berlin Charité.

 

Education and Places of Work

Blumenthal studied medicine in Freiburg, Strasbourg, Zurich, and Berlin. He returned from Berlin to Freiburg for the summer semester 1895 and was awarded his doctorate at the University of Freiburg in July 1895 with the thesis „Über den Einfluss des Alkali auf den Stoffwechsel der Mikroben“, which he had worked on under Ernst Salkowski at the chemical laboratory of the Institute of Pathology at the Charité in Berlin. The Freiburg Medical Faculty had recognised the recently published thesis as doctoral thesis. He passed the state examination in Freiburg in the winter semester of 1895/96. Blumenthal had already been interested in physiological chemistry from an early stage and was concerned with chemical methods of analysis. His cooperation with Ernst Salkowski lasted for three decades, until his death in 1923.

Dissertation, Freiburg 1895
Dissertation, Freiburg 1895

Blumenthal took up his training in internal medicine at the I. Medical University Clinic of the Charité in Berlin under Ernst von Leyden in February 1896. During his training he focused on questions of sugar metabolism, immune phenomena after infectious diseases, and problems of serum therapy. He habilitated as a professor of internal medicine at the Friedrich-Wilhelms University in Berlin in 1899. He was conferred a „Titularprofessor“ (senior lecturer) position in 1905. Blumenthal was appointed to a newly established professorship for cancer research (extraordinariate) at the University of Berlin on 1 April 1929.

Ernst von Leyden involved Blumenthal in the planning of the new cancer research division from an early stage. The new division opened at the Charité in 1903 and was renamed University Institute for cancer research at the Charité in 1907. This research and treatment centre for cancer diseases was the first of its kind in Germany and became the focus of Blumenthal’s further activities. Initially, the institute consisted of two barracks with 20 beds for the care of patients and a laboratory barrack. Blumenthal specialised in the field of cancer medicine and quickly became known nationally and internationally for his extensive activities. Scientifically, he devoted himself to studies on the development and metabolism of tumours as well as their treatment.

Blumenthal left the first medical clinic of the Charité, when Ernst von Leyden retired in 1907. Blumenthal dedicated himself to the welfare office for cancer patients at the Charité, was head physician for internal medicine at the hospital of the Israelite synagogue community Adass Yisroel in Berlin’s Elsässer Strasse, continued his scientific work on the chemical processes in tumour cells, and headed the department of internal medicine at the municipal hospital Berlin-Lichtenberg from 1914 to 1916.

When the University Institute for Cancer Research fell into turmoil during the First World War, Blumenthal ensured the continuation of the institute with great personal commitment from 1915 onwards. He initially headed the institute together with the pathologist Johannes Orth, and was its sole director from 1922. He modernised the institute’s structure, establishing individual departments headed by early experts in their respective fields: Halberstaedter, Albert Simons and Jakob Tugendreich were in charge of the radium and X-ray department, Hans Hirschfeld was in charge of the Department of Haematology and Histology, Ernst M. Fränkel was in charge of the Section for Virus Research, and Otto Rosenthal and Arthur Lasnitzki worked at the Chemical Laboratory. There was close cooperation with Rhoda Erdmann’s Department for Cell and Tissue Breeding. The young Esther Eugenie Klee-Rawidowicz took over a separate department for experimental cancer research at the institute headed by Blumenthal in 1929.

Publication : "Die Krebskrankheiten" 1919
Publication : "Die Krebskrankheiten" 1919

Blumenthal was an early advocate of the concept of tumour centres („centres anticancéreux“) with interdisciplinary decision-making and treatment as well as multimodal tumour therapy. In addition, he was deeply committed to follow-up cancer care with specially qualified caregivers. They carried out home visits and incorporated the social and domestic circumstances of the patients into their care.

Blumenthal had been secretary general of the „Deutsches Zentralkomitee zur Erforschung und Bekämpfung der Krebskrankheit“ (German Central Committee for Research into and Fight against Cancer) since 1919. He worked tirelessly for the broad education about cancer with the explicit goal of early cancer detection.

On his 60th birthday in 1930, his students and friends honoured Blumenthal’s scientific and organisational work in the fight against cancer with a commemorative volume of the ‚Zeitschrift für Krebsforschung‘ (1930; 32). Blumenthal co-edited this prestigious journal together with Friedrich Kraus until 1933.

Zeitschrift für Krebsforschung, Celebration book 1930
Zeitschrift für Krebsforschung, Celebration book 1930

 

1933 to Late 1936: Work in Yugoslavia

Under pressure from the Nazi authorities, and after 37 years at the Charité, Blumenthal wrote to the Minister for Science, Art and National Education on 22 April 1933: „In view of the present circumstances, I humbly request that I be relieved of my position as director of the Institute of Cancer Research at the Charité“. He was forced into retirement on 24 September 1933 (section 3 of the Law for the Restoration of the Professional Civil Service, „non-Aryan descent“) and his teaching licence was revoked.

Letter of resignation to the Minister, April 1933, Humboldt University Berlin Archive, Blumenthal personnel file
Letter of resignation to the Minister, April 1933, Humboldt University Berlin Archive, Blumenthal personnel file
Letter of resignation to the dean of the medical faculty, May 1933, Archive Humboldt University Berlin, personnel file Blumenthal
Letter of resignation to the dean of the medical faculty, May 1933, Archive Humboldt University Berlin, personnel file Blumenthal
Dismissal Friedrich-Wilhelms-Universität Berlin, September 1933, Archive Humboldt-Universität Berlin, Blumenthal personnel file
Dismissal Friedrich-Wilhelms-Universität Berlin, September 1933, Archive Humboldt-Universität Berlin, Blumenthal personnel file

Blumenthal and his wife Elli, née Aron, left Germany in the early summer of 1933. After initially staying in Switzerland, Blumenthal accepted the position of guest professor at the University of Belgrade in November 1933, which he held for three years until December 1936. Blumenthal’s main work „Ergebnisse der experimentellen Krebsforschung und Krebstherapie“, representing the sum of his work, was published outside of Germany in 1934 by A. W. Sijthoff publishers in Leiden, Holland.

Blumenthal's letter to Berlin University about his appointment to Belgrade, October 1933, Archive Humboldt University Berlin, Blumenthal personnel file
Blumenthal's letter to Berlin University about his appointment to Belgrade, October 1933, Archive Humboldt University Berlin, Blumenthal personnel file
Blumenthal's principal work had to be published outside of Germany in 1934
Blumenthal's principal work had to be published outside of Germany in 1934

Blumenthal left Belgrade in February 1937 and subsequently mainly lived in Vienna. His efforts to find a job in Vienna were unsuccessful. He gave guest lectures in Romania and briefly stayed in Paris. Plans to take up a professorship in Greece fell through. After the German Wehrmacht invaded Austria in March 1938, Blumenthal was arrested for three months. Through the intervention of friends, among them Ernst Moritz Fränkel from England, he was released. After his release, Blumenthal travelled to Yugoslavia again. His attempts to obtain an entry permit for Great Britain failed. The Albanian government invited him to give lectures in Tirana in January 1939. During this time, he helped Jewish refugees who had found refuge in Albania.

Second half of the 1930s © Neuberg family, New York
Second half of the 1930s © Neuberg family, New York

 

Escape to Estonia in March 1939

When the political tensions between Albania and Italy increased, Blumenthal managed to flee to Estonia with his wife and their two daughters Zerline and Hildegard. They reached Tallinn on 22 March 1939. He received permission to work as a doctor in Estonia. The further circumstances of Blumenthal and his family at that time are unknown. The youngest daughter, Herma, was able to flee via Trieste to the USA in July 1938, where Ferdinand Blumenthal’s brother, the dermatologist Franz Blumenthal, had been living in Ann Arbor, Michigan, since 1934.

Registration as a doctor in Tallinn 1940, National Archives of Estonia / Riigiarhiiv, State Archives. ERA, fonds. 50, item 4, A. 45
Registration as a doctor in Tallinn 1940, National Archives of Estonia / Riigiarhiiv, State Archives. ERA, fonds. 50, item 4, A. 45

The Nazi authorities revoked Blumenthal’s and his family’s German citizenship in 1940. Blumenthal witnessed the annexation of Estonia by the Soviet Union in the summer of 1940. The Soviet authorities allowed him to practise medicine from 11 September 1940. When the German Wehrmacht invaded Estonia in June 1941, the Blumenthal family was arrested by the Soviet authorities and assigned to a transport to the Soviet Union in early July 1941.

Revocation of German citizenship, April 1940, Brandenburg State Archive, Potsdam
Revocation of German citizenship, April 1940, Brandenburg State Archive, Potsdam

Ferdinand Blumenthal died at the age of 71 during a German Luftwaffe attack on the evacuation train from Tallinn near the railway station of Toila, in north-eastern Estonia about 45 km west of the border town of Narwa, on 5 July 1941. His wife Elli and his two daughters Zerline and Hildegard have been missing ever since.

One of Blumenthal’s sisters, Katharina Buss-Blumenthal, was murdered at Ausschwitz in August 1942 at the age of 70. A brother, the Berlin lawyer Hans Blumenthal, died at the Theresienstadt ghetto after deportation in November 1942.

Eigene Publikationen (Auswahl)

  1. Innere Behandlung und Fürsorge bei Krebskranken. Z Krebsforschung 1911; 10: 134-148
  2. Krebsleiden. Ursachen, Verhütung und Bekämpfung. Gemeinverständlich dargestellt. Dresden: Verlagsanstalt Erich Deleiter, o. J.
  3. Die Krebskrankheiten. Ihre Erkennung und Bekämpfung. Berlin: Verlag von Otto Salle 1919
  4. Die Organisation des Kampfes gegen den Krebs in Deutschland (Vortrag, gehalten auf dem internationalen Symposium on Cancer Control, veranstaltet von der Society for Control of Cancer N. Y. USA in Lake Mohonk am 22. September 1926). Z Krebsforschung 1926; 24: 459-464
  5. Entstehung und Entwicklung des Universitätsinstituts für Krebsforschung an der Charité zu Berlin. Z Krebsforschung 1928; 27: 1-11
  6. Ergebnisse der Experimentellen Krebsforschung und Therapie. Leiden: A. W. Sijthoff’s Uitgeversmaatschappij N. V. 1934
Danksagung

We are grateful to Ferdinand Blumenthal’s grandson, Peter Chanin, USA, for having been in touch with us since 2012. We are also grateful to Ferdinand Blumenthal’s grandniece, Birgit Neuberg-Aron, USA, for the detailed history of the Neuberg-Blumenthal family.

Article by Harro Jenss, MD, Worpswede, Germany, as of 7.6.2022
Translation by Rachel Hinterthan – Nizan, as of 12.7.2022

 


Quellen und Literatur
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Quellen/Literatur/Weblinks

Biografie von Prof. Dr. med. Ferdinand Blumenthal

Verzeichnis der Quellen

  • Archiv der Humboldt Universität Berlin. UA HUB. PA B 262, Bd. 1 – 4
  • Deutscher Reichsanzeiger Nr. 202 und Preußischer Staatsanzeiger vom 29. August 1940
  • Landesamt für Bürger- und Ordnungsangelegenheiten (LABO) Berlin. Abt. I. Entschädigungsbehörde. Entschädigungsakte Herma Chanin (Tochter Ferdinand Blumenthals) Berlin. Nr. 54 454
  • Hellmann-Mersch B. Dissertation: Institutionen zur Krebsforschung und Krebsbekämpfung in Deutschland. Historischer Überblick und Analyse. Aachen 1994:115-200
  • Landeshauptarchiv Brandenburg. Bestand Rep 36 A II Nr. 3712 und Rep 36 A / G 324 / 1 (Aberkennung der Staatsbürgerschaft; Geltendmachung von Ansprüchen)
  • National Archives of Estonia, Riigiarhiiv, State Archives. ERA, Best. 50, Verz. 4, A. 45
  • Oxford, Bodleian Libraries. MS. SPSL 378 / 9, Fol 223 – 252: Society for the Protection of Science and Learning. Ferdinand Blumenthal.
  • The Neuberg/Aron Family Chronicle. Leo Baeck Institute New York. Manuscript Collection MS 531, MSF 50

Verzeichnis der Literatur

  • Forsbach R, Hofer H-G. Internisten in Diktatur und junger Demokratie. Die Deutsche Gesellschaft für Innere Medizin 1933-1970. Berlin: Medizinisch Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft 2018: 417
  • Fischer I. Biographisches Lexikon der hervorragenden Ärzte der letzten fünfzig Jahre. Band I. Berlin, Wien: Urban & Schwarzenberg; 1932:
  • Jenss H, Reinicke P. Ferdinand Blumenthal, Kämpfer für eine fortschrittliche Krebsmedizin und Krebsfürsorge. Jüdische Miniatur Band 128. Berlin: Hentrich & Hentrich Verlag; 2012:
  • Kagan S. Jewish Physicians. Boston: Medico-Historical Press 1952: 315
  • Kraus F. Ferdinand Blumenthal. Z Krebsforschung 1930; 32: 3f.
  • Sekules E. Surviving the Nazis, exile and siberia. London, Portland (OR): Vallentine Mitchell; 2000: 72f.
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