Eine Erinnerungsarbeit der Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten
In Erinnerung an

Prof. Dr. med.
Theodor Rosenheim
1860 - 1939

Prof. Dr. med. Theodor Rosenheim <br> © Dr. med. Hans Jakob Michenfelder, USA
Prof. Dr. med. Theodor Rosenheim
© Dr. med. Hans Jakob Michenfelder, USA

Mitglied seit 1925

Befasste sich seit 1890 mit der technischen Weiterentwicklung der Ösophago-Gastroskopie

Forschte eingehend zur Colitis ulcerosa

Frühe Publikation Rosenheims 1891
Frühe Publikation Rosenheims 1891
Rosenheims Ankündigung seiner Vorlesung
Rosenheims Ankündigung seiner Vorlesung "Krankheiten des Magens", WS 1891/92, Archiv H Je
Berliner Klinische Wochenschrift 1895
Berliner Klinische Wochenschrift 1895

Prof. Dr. med. Theodor Rosenheim

  • 0‌3‌.‌0‌9‌.‌1‌8‌6‌0‌, Bromberg/Bydgoszcz, frühere Provinz Posen, Polen
  • 0‌9‌.‌0‌6‌.‌1‌9‌3‌9‌, Berlin
  • Mitglied seit 1925
  • Berlin
  • Facharzt für Magen-, Darm- und Stoffwechselkrankheiten

Theodor Rosenheim wurde 1868 als Sohn des Kaufmanns Julius Rosenheim und seiner Ehefrau Charlotte, geb. Perl, in Bromberg/Bydgoszcz, Polen geboren.

 

Ausbildung und Wirkungsstätte

Rosenheim besuchte das Gymnasium in Bromberg, das er 1879 mit dem Abitur abschloss. Danach studierte er in Berlin Medizin und legte dort 1884 das Staatsexamen ab. Im gleichen Jahr wurde er an der Berliner Universität mit der Arbeit „Experimentelle Untersuchung der unter dem Namen ‚Sehnenphänomen’ bekannten Erscheinungen unter möglichster Berücksichtigung von Versuchen“ promoviert. Die Arbeit hatte er bei Hugo Kronecker im Institut für Physiologie der Berliner Universität angefertigt. 1884 wurde er approbiert.

Zunächst war Rosenheim von 1885 bis 1888 im Städtischen Krankenhaus Berlin-Friedrichshain in der Abteilung für Innere Medizin als Assistenzarzt bei Paul Walther Fürbringer tätig. 1888 wechselte er für die folgenden acht Jahre zu Hermann Senator an die III. Medizinische Universitätsklinik der Charité und beschäftigte sich zu einem sehr frühen Zeitpunkt vorrangig mit der Physiologie und Pathologie des Verdauungstraktes. Er veröffentlichte ein frühes Lehrbuch über die „Pathologie und Therapie der Krankheiten des Verdauungsapparates“ (Erster Teil, Krankheiten der Speiseröhre und des Magens, 1891). Er gehörte in Deutschland neben Ismar Boas zu den ersten Gastroenterologen, die die Colitis ulcerosa beschrieben und zu der damals neuen Entität publizierten.

Frühe Publikation Rosenheims 1891
Frühe Publikation Rosenheims 1891
Frühes Lehrbuch über Verdauungskrankheiten, Theil 1, 1891
Frühes Lehrbuch über Verdauungskrankheiten, Theil 1, 1891
Rosenheims Ankündigung seiner Vorlesung
Rosenheims Ankündigung seiner Vorlesung "Krankheiten des Magens", WS 1891/92, Archiv H Je

Rosenheim befasste sich intensiv mit der technischen Weiterentwicklung der Ösophago- und Gastroskopie, die zur damaligen Zeit lediglich mit starren Instrumenten möglich war.

Die nach ihm benannte Rosenheimsche Linie bezeichnete den größten diagonalen Durchmesser der Magenperkussionsfigur.

1889 wurde er an der Friedrich-Wilhelms-Universität Berlin für das Fach Innere Medizin habilitiert. Er erhielt im Februar 1897 eine Titularprofessur und wurde 1921 zum außerordentlichen Professor an der Berliner Universität ernannt.

1896 schied Rosenheim aus der III. Medizinischen Klinik der Charité aus, ließ sich in Berlin als Internist und Spezialarzt für Magen-, Darm- und Stoffwechselkrankheiten nieder und gründete eine Poliklinik sowie eine Privatheilanstalt für Magen- und Darmkranke. Er war in Berlin angesehen, seine Praxis entwickelte sich erfolgreich mit einem großen Kreis von Patientinnen und Patienten, zu denen unter anderem Albert Einstein gehörte. Mit diesem verband ihn eine Freundschaft. Auch nach seiner Niederlassung hielt Rosenheim an der Berliner Medizinischen Fakultät Vorlesungen und führte klinische Kurse durch.

Rosenheim war seit Gründung der Fachgesellschaft Mitglied und war bis 1933 im beratenden Ausschuss tätig. Er gehörte in Berlin neben Ismar Boas, Hermann Strauß und Albert Albu zu jenen Ärzten, die sich sehr frühzeitig in dem neuen Fachgebiet Gastroenterologie spezialisierten.

 

1933

Mit dem 24.10.1933 wurde Rosenheim die Lehrbefugnis durch den Preußischen Minister für Wissenschaft, Kunst und Volksbildung entzogen (§ 67 a, Abs.1, Satzung der Medizinischen Fakultät, Friedrich-Wilhelms-Universität Berlin, „Erlöschen der venia legendi, wenn ein Privatdozent ohne ausdrückliche Genehmigung der Fakultät während zweier aufeinanderfolgender Semester die Anzeige der Vorlesungen im Vorlesungsverzeichnis unterlässt“).

Theodor Rosenheim verstarb 78-jährig am 09.06.1939 in Berlin. Seine Grabstätte befindet sich auf dem Berliner Zentralfriedhof Friedrichsfelde.

Sonderdruck aus Berl Klin Wochenschr, 1895; 32: 247 - 252
Sonderdruck aus Berl Klin Wochenschr, 1895; 32: 247 - 252

Käte Rosenheim, Theodor Rosenheims Tochter, war seit April 1933 ehrenamtliche Mitarbeiterin der „Reichsvereinigung der Juden in Deutschland“ in Berlin, und leitete seit Januar 1934 die Abteilung Kinderauswanderung. In dieser Funktion hat sie mehreren tausend Kindern aus jüdischen Familien die Flucht aus Deutschland ermöglicht und hat dabei persönlich Kindertransporte unter anderem nach England begleitet. 1936 reiste sie in die USA, um mit den dortigen Hilfsorganisationen direkt zu verhandeln. Danach kehrte sie nach Deutschland zurück, um die Hilfsaktionen aktiv weiterzuführen.

Käte Rosenheim konnte gemeinsam mit ihrer 72-jährigen Mutter Hedwig Rosenheim am 23.01.1941 aus Berlin fliehen. Über Frankreich, Spanien und Portugal gelangten sie nach Havanna, Kuba. Am 01.04.1941 erreichten sie New York. Käte Rosenheim starb im Dezember 1979 in Kalifornien, USA.

Berliner Klinische Wochenschrift 1895
Berliner Klinische Wochenschrift 1895
Grabstätte Theodor Rosenheims, Zentralfriedhof Berlin-Friedrichsfelde, Archiv H Je
Grabstätte Theodor Rosenheims, Zentralfriedhof Berlin-Friedrichsfelde, Archiv H Je

Eigene Publikationen (Auswahl)

  1. Pathologie und Therapie des Verdauungsapparates mit besonderer Berücksichtigung der Diätetik. Erster Theil: Krankheiten der Speiseröhre und des Magens. Wien & Leipzig: Urban und Schwarzenberg 1891 und 2, Theil, Krankheiten des Darmes 1893.
  2. Ueber Gastroskopie. Berl Klin Wochenschr 1896; 33: 275–8, 298–301,325–7 und Ueber Oesophagoskopie und Gastroskopie. Dtsch med Wochenschr 1896; 22: 588-690
  3. Mit Georg Klemperer: Allgemeine Therapie der Verdauungsorgane. Wien und Leipzig: Urban & Schwarzenberg 1899
  4. Zur Diagnose der hochsitzenden Mastdarm- und Flexurakarzinome mittelst Palpation und Endoskopie. Dtsch med Wochenschr 1904; 30: 422–425
  5. Colitis ulcerosa gravis. Dtsch med Wochenschr 1908; 34: 265–269 und 322-326
  6. Die Erkrankungen der Flexura sigmoidea. Slg Abh Verd. Stoffw Bd 2, Heft 6. Herausgeber Albert Albu, Halle: C. Marhold Verlagsbhdlg 1910
Danksagung

Großer Dank gebührt Dr. med. Hans Jakob Michenfelder, USA, für Auskünfte und die Porträt-Fotografie Theodor Rosenheims aus dem Nachlass Käte Rosenheims.


Quellen und Literatur
zu den Quellen
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Quellen/Literatur/Weblinks

Biografie von Prof. Dr. med. Theodor Rosenheim

Verzeichnis der Quellen

  • Archiv der Humboldt Universität Berlin. UAHU Berlin. UK PA R 215. Bd.1 und Med Fak 1382. Bl. 172 sowie Med Fak 655, Bl. 37
  • Landesamt für Bürger- und Ordnungsangelegenheiten (LABO) Berlin, Abt. I – Entschädigungsbehörde. Entschädigungsakte Käte Rosenheim. Berlin. Nr. 75282 (aus der Privat-Sammlung H. Jakob Michenfelder, MD, San Franisco, USA)

Verzeichnis der Literatur

  • Fischer I. Biographisches Lexikon der hervorragenden Ärzte der letzten fünfzig Jahre. Band II. Berlin, Wien: Urban & Schwarzenberg; 1933. 1324-25
  • Maierhof G. Prolog – Käte Rosenheim und die Geschichte eines Koffers sowie Wege der Rettung, Käte Rosenheim und Recha Freier. In: Maierhof G., Schütz C., Simon H. (Hg.) Aus Kindern wurden Briefe. Die Rettung jüdischer Kinder aus Nazi-Deutschland. Berlin: Metropol Verlag; 2004: 15-19 & 49-69
  • Richter P. F. Theodor Rosenheim zum 70. Geburtstag. Dtsch Med Wochenschr 1930; 56: 1491-92
  • Strauss H. Nachruf. Professor Dr. Theodor Rosenheim. Jüdisches Nachrichtenblatt 1939; 50: 7