Prof. Dr. med. Theodor Rosenheim
- 03.09.1860, Bromberg/Bydgoszcz, frühere Provinz Posen, Polen
- 09.06.1939, Berlin
- Mitglied seit 1925
- Berlin
- Facharzt für Magen-, Darm- und Stoffwechselkrankheiten
Theodor Rosenheim wurde 1868 als Sohn des Kaufmanns Julius Rosenheim und seiner Ehefrau Charlotte, geb. Perl, in Bromberg/Bydgoszcz, Polen geboren.
Ausbildung und Wirkungsstätte
Rosenheim besuchte das Gymnasium in Bromberg, das er 1879 mit dem Abitur abschloss. Danach studierte er in Berlin Medizin und legte dort 1884 das Staatsexamen ab. Im gleichen Jahr wurde er an der Berliner Universität mit der Arbeit „Experimentelle Untersuchung der unter dem Namen ‚Sehnenphänomen’ bekannten Erscheinungen unter möglichster Berücksichtigung von Versuchen“ promoviert. Die Arbeit hatte er bei Hugo Kronecker im Institut für Physiologie der Berliner Universität angefertigt. 1884 wurde er approbiert.
Zunächst war Rosenheim von 1885 bis 1888 im Städtischen Krankenhaus Berlin-Friedrichshain in der Abteilung für Innere Medizin als Assistenzarzt bei Paul Walther Fürbringer tätig. 1888 wechselte er für die folgenden acht Jahre zu Hermann Senator an die III. Medizinische Universitätsklinik der Charité und beschäftigte sich zu einem sehr frühen Zeitpunkt vorrangig mit der Physiologie und Pathologie des Verdauungstraktes. Er veröffentlichte ein frühes Lehrbuch über die „Pathologie und Therapie der Krankheiten des Verdauungsapparates“ (Erster Teil, Krankheiten der Speiseröhre und des Magens, 1891). Er gehörte in Deutschland neben Ismar Boas zu den ersten Gastroenterologen, die die Colitis ulcerosa beschrieben und zu der damals neuen Entität publizierten.
Rosenheim befasste sich intensiv mit der technischen Weiterentwicklung der Ösophago- und Gastroskopie, die zur damaligen Zeit lediglich mit starren Instrumenten möglich war.
Die nach ihm benannte Rosenheimsche Linie bezeichnete den größten diagonalen Durchmesser der Magenperkussionsfigur.
1889 wurde er an der Friedrich-Wilhelms-Universität Berlin für das Fach Innere Medizin habilitiert. Er erhielt im Februar 1897 eine Titularprofessur und wurde 1921 zum außerordentlichen Professor an der Berliner Universität ernannt.
1896 schied Rosenheim aus der III. Medizinischen Klinik der Charité aus, ließ sich in Berlin als Internist und Spezialarzt für Magen-, Darm- und Stoffwechselkrankheiten nieder und gründete eine Poliklinik sowie eine Privatheilanstalt für Magen- und Darmkranke. Er war in Berlin angesehen, seine Praxis entwickelte sich erfolgreich mit einem großen Kreis von Patientinnen und Patienten, zu denen unter anderem Albert Einstein gehörte. Mit diesem verband ihn eine Freundschaft. Auch nach seiner Niederlassung hielt Rosenheim an der Berliner Medizinischen Fakultät Vorlesungen und führte klinische Kurse durch.
Rosenheim war seit Gründung der Fachgesellschaft Mitglied und war bis 1933 im beratenden Ausschuss tätig. Er gehörte in Berlin neben Ismar Boas, Hermann Strauß und Albert Albu zu jenen Ärzten, die sich sehr frühzeitig in dem neuen Fachgebiet Gastroenterologie spezialisierten.
1933
Mit dem 24.10.1933 wurde Rosenheim die Lehrbefugnis durch den Preußischen Minister für Wissenschaft, Kunst und Volksbildung entzogen (§ 67 a, Abs.1, Satzung der Medizinischen Fakultät, Friedrich-Wilhelms-Universität Berlin, „Erlöschen der venia legendi, wenn ein Privatdozent ohne ausdrückliche Genehmigung der Fakultät während zweier aufeinanderfolgender Semester die Anzeige der Vorlesungen im Vorlesungsverzeichnis unterlässt“).
Theodor Rosenheim verstarb 78-jährig am 09.06.1939 in Berlin. Seine Grabstätte befindet sich auf dem Berliner Zentralfriedhof Friedrichsfelde.
Käte Rosenheim, Theodor Rosenheims Tochter, war seit April 1933 ehrenamtliche Mitarbeiterin der „Reichsvereinigung der Juden in Deutschland“ in Berlin, und leitete seit Januar 1934 die Abteilung Kinderauswanderung. In dieser Funktion hat sie mehreren tausend Kindern aus jüdischen Familien die Flucht aus Deutschland ermöglicht und hat dabei persönlich Kindertransporte unter anderem nach England begleitet. 1936 reiste sie in die USA, um mit den dortigen Hilfsorganisationen direkt zu verhandeln. Danach kehrte sie nach Deutschland zurück, um die Hilfsaktionen aktiv weiterzuführen.
Käte Rosenheim konnte gemeinsam mit ihrer 72-jährigen Mutter Hedwig Rosenheim am 23.01.1941 aus Berlin fliehen. Über Frankreich, Spanien und Portugal gelangten sie nach Havanna, Kuba. Am 01.04.1941 erreichten sie New York. Käte Rosenheim starb im Dezember 1979 in Kalifornien, USA.
Danksagung
Großer Dank gebührt Dr. med. Hans Jakob Michenfelder, USA, für Auskünfte und die Porträt-Fotografie Theodor Rosenheims aus dem Nachlass Käte Rosenheims.
Quellen und Literatur
zu den Quellen








